Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 126 von 145
Geschäftsführerin, die nebenbei die Gattin des Obmanns ist,
Urlaub verbracht und dazu dieses Auto verwendet. Na, wenn in einer Organisation
so viel Kapazität, so viele freie Mittel da sind, ist schon die Frage: Was
bezahlt die Gemeinde Wien für Overheads? - Tut Leid, die Frage wurde nicht
beantwortet, wir wären sehr, sehr neugierig gewesen.
Schlussendlich sagt der Bericht auf die Frage, wie sie
denn Qualität sichern und wie sie denn Leistungen vergleichen, sehr, sehr
eindringlich: Man macht ja Benchmarking. Benchmarking wird allerdings nur
verstanden als simpler Kostenvergleich. Das ist nun wohl eine sehr
eindimensionierte Vorstellung von Benchmarking. Gleiche Leistungen für gleiches
Geld werden hier nicht aufgelistet.
Es wird also dringenden Handlungsbedarf geben, und
den gibt es nicht erst, seit die GRÜNEN den Finger darauf legen, sondern - und
das ist das Schlimme daran - es gibt eine Studie aus dem Jahr 1997, den der
Dachverband der Wiener Pflege- und Sozialdienste erstellt hat, die zu dem
Schluss kommt, dass im Primärleistungsbereich ein Defizit besteht in Wien für
die ambulante Pflege zu Hause und dass sich die Ressourcendeckung vornehmlich
auf den kurativen Bereich richtet und präventive Maßnahmen völlig außer Acht
gelassen werden. Die Studie - und nicht etwa die GRÜNEN - stellt Mutmaßungen
an, warum es einen so großen offenen Bedarf gibt. Sie mutmaßt, dass es hier
Systemschwächen, wie ineffiziente Informationssysteme und Arbeitsabläufe, gibt.
Weiters mutmaßt die Studie, dass es inhaltliche und organisatorische
Überforderungen der Mitarbeiter auf allen Ebenen auf Grund von Informations-
und Bildungsdefiziten gebe. Und letztlich ortet sie den Einsatz einer für die
Tätigkeit nicht entsprechend qualifizierten Berufsgruppe.
Frau StRin Pittermann! Lesen Sie die Studie, nehmen
Sie sich das zu Herzen und handeln Sie! Legen Sie offen, was die Verträge
bieten, und schaffen Sie Ordnung und beheben Sie die Defizite in diesem
Bereich! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Letzter Bereich, den ich heute und hier ansprechen
möchte, pars pro toto: der PSD. Im Jahresabschluss des PSD, den wir jetzt vor wenigen
Tagen bekommen haben, gibt es ein Kapitel, das heißt: Bericht zur Lage. Es ist
das allerletzte des Jahresabschlusses, und da heißt es wortwörtlich - ich
zitiere -: "Bei gleichbleibenden Budgetmitteln ist es evident, dass eine
quantitative Aufrechterhaltung des Angebots nur mit einer Gefährdung des
qualitativen Angebots möglich sein wird." Das ist nicht etwa grüne
Propaganda, das ist der Schlusssatz zum Bericht zur Lage des PSD. Also - ich
wiederhole es nur für die, für die das vielleicht zu kompliziert war -: Die
quantitative Aufrechterhaltung des Angebots ist nur mit einer Gefährdung des
qualitativen Angebots möglich. - Na bum. Der PSD sagt selbst, hier ist dringend
Handlungsbedarf vonnöten, wenn wir wollen, dass die psychisch Kranken künftig
nicht unterversorgt sind in dieser Stadt.
Und dem ist ja etwas vorangegangen. Das Kontrollamt
hat vor einem Jahr bereits das Fehlen einer Kosten- und Leistungsverrechnung im
PSD festgestellt und die sofortige Einführung desselben empfohlen. Ich habe mir
dann hoffnungsfroh den Leistungsbericht 2001 angeschaut, den wir eben bekommen
haben, und habe festgestellt, dass nichts, aber auch gar nichts davon in diesem
Bericht zu finden ist. Wir sehen hier die üblichen kurzen Darstellungen,
deskriptiven Darstellungen der Aufgaben der einzelnen Einrichtungen des PSD.
Und der Unterschied, der einzige inhaltliche Unterschied zum letzten Jahr, ist,
dass hier Kontakte in ihrer zahlenmäßigen Veränderung zum Jahr zuvor angegeben
wurden.
Was soll sich nun der Mensch und vor allem der Mensch
im Vorstand unter einem Kontakt vorstellen? - Darüber gibt dieser Bericht auf
vielen Seiten keinerlei Auskunft. Weder sind die Leistungen nach Inhalt noch
nach Berufsgruppe, die sie erbringt, aufgegliedert, noch gibt es eine Zuordnung
von Kosten zu Leistungen. Diese lapidare Beschreibung als Kontakte macht es
völlig unklar, ob es hier einen Telefonanruf, eine therapeutische Intervention,
eine Beratung, eine Tagesleistung oder was immer gegeben hat.
Das alles ist uns viel zu wenig. Und das ist
angesichts der Tatsache, dass eben im Jahresabschluss von möglichen
qualitativen Einschränkungen die Rede ist, keine Form, wie man mit Berichten
umgehen kann. Denn der PSD muss sich selbst fragen, wo sind seine Leistungen
zielgerichtet, wo sind seine Leistungen zu verbessern und wo können
Veränderungsmaßnahmen vorgenommen werden?
Weiters ist in dem Bericht nicht aufgeführt, auf
welche Weise Controlling durchgeführt wird, wie Dokumentation und Evaluation
gemacht wird und wie das alles in der Geschäftsstelle angesiedelt ist. Darüber
gibt es keinerlei Aussage.
Um Licht in dieses Dunkel zu bringen, habe ich
kürzlich eine Anfrage gemacht, die sich auf die Tätigkeit des Instituts für
Psychotherapie und auf die psychotherapeutische Beratungsstelle des PSD bezogen
hat. Ich habe diese Anfragebeantwortung vor wenigen Tagen bekommen.
Unter anderem wollte ich wissen in dieser Anfrage,
welche Methoden verwendet werden. Das ist ja nicht unwichtig. In der
Psychotherapie gibt es ja einen breiten Markt, von der Analyse, Psychoanalyse
bis zur systemischen Therapie, Verhaltenstherapie, Gruppenpsychotherapie und
und und. Diese Methoden sind in ihrer zeitlichen Aufwendigkeit und in ihrer
Struktur sehr, sehr unterschiedlich und es macht Sinn, zu wissen, wie hier
gearbeitet wird.
Auf diese Frage habe ich eine lapidare Antwort
bekommen. Ich wollte wissen, welche Methoden mit welchem Anteil hier verwendet
werden. Und da schreibt mir die Frau Stadträtin: "Über den prozentuellen
Anteil der Methoden an den geleisteten Gesamttherapiestunden konnte leider
nichts angegeben werden, da dieser für den angegebenen Zeitraum nicht erfasst
wurde." Arbeit im Blindflug. Wir wissen nicht, was wir tun. Wir tun es
schon irgendwie.
Interessant an dieser Beantwortung ist allerdings die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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