Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 115
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Wohnen,
Wohnbau und Stadterneuerung.
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn und ich erteile
ihm das Wort.
GR David Ellensohn
(Grüner Klub im Rathaus): Frau
Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen! Sehr geehrte
Herren!
Mit drei Punkten werde ich mich bei meiner Rede
beschäftigen. Es handelt sich jeweils um die Gemeindebauten in der Stadt. Es
geht um die Öffnung des Gemeindebaus, um den Verkauf von Gemeindewohnungen und
um Delogierungen durch "Wiener Wohnen". Wir werden in dem
Zusammenhang auch zwei Anträge einbringen.
Die Öffnung des Gemeindebaus für Menschen ohne
rot-weiß-roten Pass, ohne einen bestimmten Pass ist schon lange ein Anliegen
der Wiener GRÜNEN, ist mittlerweile ein Anliegen, das auch von der Volkspartei
unterstützt wird, von der Caritas unterstützt wird, von ganz, ganz vielen
Vereinen unterstützt wird (GR Gerhard
Pfeiffer: Ja, ja! - GR Georg Fuchs: Ja!) und nicht unterstützt wird von der
FPÖ und der Sozialdemokratie. Da sagt man einmal etwas Positives über die ÖVP,
was schwer genug ist, und dann entsteht trotzdem Unruhe! Unglaublich! (GR Johannes Prochaska: Ja, weil Sie den
Zeitraum verwechseln!) Sie können sich ja gerne zu einer tatsächlichen
Berichtigung melden, wenn Sie glauben, dass es Platz hat.
Bei dem Punkt "Öffnen des Gemeindebaus"
haben wir im Vorjahr vorgetragen, was unter anderem der Wiener
Integrationsfonds dazu sagt. (GR Gerhard
Pfeiffer: Sie können das ja dann kommentieren!) Jetzt werden wir nicht das
Gleiche noch einmal sagen, sondern ich trage ein paar Sachen aus einem Papier
vor, das "Wohnen und Integration in europäischen Großstädten" heißt.
Das behandelt Integrationspolitik in vielen Städten: Frankfurt, Stuttgart,
Birmingham, Amsterdam, in der Schweiz und so weiter.
In dem Papier heißt es - das nicht von mir verfasst wurde,
ich werde Ihnen am Schluss sagen, wo man das Papier findet -: "Die
günstigsten Voraussetzungen im Bereich Wohnungen, Wohnungspolitik, finden AusländerInnen
in den Niederlanden vor. Hier werden die Einwanderer auch ohne Änderung der
Staatsbürgerschaft rechtlich weitgehend mit den Staatsbürgern und Staatsbürgerinnen
gleich gestellt. Gesellschaftliche Benachteiligungen sind auf Grund des
Antidiskriminierungsgesetzes des Holländischen weitgehend auf ein Minimum
beschränkt. Etwas anders stellt sich die Situation für Wien dar. Hier ist die
Wohnsituation der Ausländer und Ausländerinnen vor allem dadurch
charakterisiert, dass sie in der Regel nur zu einem sehr eingeschränkten
Wohnungsmarkt Zugang haben. Während in allen anderen untersuchten Ländern
Nationalität und ethnische Herkunft keine Auswirkung auf die Zuweisung von geförderten
Wohnungen haben, ist dies in Wien zum Teil der Fall, zum Beispiel bei den Gemeindewohnungen."
Dass die Wohnungsversorgung von ausländischen
Mitbürgern, Mitbürgerinnen in der Stadt schlechter ist als die
Wohnungsversorgung von Inländern wissen wir auch schon lange. Auch hier sagt
diese Studie, in den Niederlanden zeigt die Wohnsituation am wenigsten
Unterschiede. In Wien ein ganzer Haufen.
Schlussfolgerung und Empfehlungen dieses Papiers:
"Die wichtigste Voraussetzung für die Umsetzung eines wohnungspolitischen
Gesamtkonzepts wäre die wohnrechtliche Gleichstellung der ausländischen
Wohnbevölkerung."
Wer hat das alles geschrieben? - Ansprechpartner Mag
Dr Robert Eigler, MA 18. Also das kommt nicht von den GRÜNEN, sondern das
finden Sie auf der Homepage wien.gv.at/stadtentwicklung/wohnenintegration. Ich
würde der SPÖ empfehlen, hier nachzulesen. Es findet sich immerhin in Ihrem
Einflussbereich.
Wir bringen in diesem Zusammenhang einen Antrag ein,
der zur Folge hätte: "Zugang zu Gemeindewohnungen für MigrantInnen ohne
österreichische Staatsbürgerschaft und zwar bis spätestens 1.1.2003. Der zuständige
Stadtrat hat ein Konzept rechtzeitig vorzulegen."
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige Abstimmung
dieses Antrags.
Punkt 2: Verkauf von städtischen Wohnhäusern
durch die Stadt Wien. Verkauf von Gemeindewohnungen. Die Leute, die in diesen
Häusern wohnen, wohnen genauso in einer Gemeindewohnung wie jemand, der im Karl
Marx-Hof wohnt. Für den Mieter, für die Mieterin von diesen Objekten macht es
keinen Unterschied, ob sie in einem städtischen Wohnhaus, in einem atypischen
Gemeindebau oder in einem typischen Gemeindebau wohnen.
Ich werde mich da ein bisserl aufhalten und Ihnen ein
paar Fälle vortragen.
In der Cobenzlgasse 42 im 19. Bezirk, gut
gelegen, verkauft die Stadt Wien, verkauft "Wiener Wohnen", verkauft
der politisch zuständige StR Werner Faymann, ein Haus mit einer
Grundstücksfläche von fast 5 000 Quadratmeter, davon fast 4 000 Quadratmeter
Grünfläche. Von der Stadt Wien 1967 erworben, von der Stadt Wien im September
1999 verkauft. Verkaufszweck damals: Wohnbausanierung, gekauft von "Freude
am Wohnen". So weit, so gut. Die Wohnbausanierung hat nicht stattgefunden,
die "Freude am Wohnen" ist aus den Problemhauslisten und
Spekulationshauslisten der Mobilen Gebietsbetreuung bekannt, das heißt,
"Wiener Wohnen" weiß, wem hier verkauft wird und konnte erahnen oder
konnte wissen, sage ich, dass die Sanierungsabsicht nicht einmal beim Kauf
bestanden hat. Das ist nämlich in anderen Fällen mit derselben Firma auch schon
passiert, die zum Beispiel in der Annagasse 5 ein Gebäude des Bundes
gekauft hat, sofort weiterverkauft hat und damit einen schönen Rebbach gemacht
hat. Viel Glück für die Gesellschaft, aber der Sanierungsverpflichtung sind sie
weder da, noch in diesem Falle nachgekommen.
Was ist jetzt passiert mit dem Haus? Die "Freude am
Wohnen" hat die Sanierungsverpflichtung dem nächsten Käufer weitergegeben,
die haben es auch
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular