Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 115
Hoffnung kann man aber nicht jedes Mal haben, dass da
zufällig irgend so ein halber Generaldirektor drinnen sitzt, der sagt: Ich hab
eh meine Rechtsvertretung, der wird schon schauen, wie das geht. Das hat man
nicht überall.
In dem Fall geht’s um ein Geschäftslokal, das in der
Existenz gefährdet ist, weil Mietnachzahlungen in Höhe von viereinhalb
Millionen S verlangt werden. Ich sag’s jetzt in Schilling, weil die
Forderung auch noch in Schilling ausgewiesen ist. Viereinhalb Millionen S
Nachzahlung! Die Miete schnalzt nicht um das Dreifache oder Fünffache, sondern
um das Elffache hinauf! Und warum passiert das? Und warum kann das überhaupt
eingeklagt werden? - Weil verschiedene Unterlagen scheinbar bei "Wiener
Wohnen" entweder nicht mehr auffindbar sind oder dem neuen Käufer nicht
zugespielt wurden. Auf jeden Fall beruft sich Lenikus, eine Firma, die das
öfter macht, die Ihnen bekannt ist, die Sie kennen, die immer wieder wegen
Mieterabsiedlungen in den Spekulationslisten auftaucht und das dort wieder
macht, darauf, dass sie das Recht hat, das durchzuziehen. Natürlich wird man
ihnen jetzt wieder einen ganzen Apparat zur Verfügung stellen und die Stadt
wird wieder alles hinschicken und einen Haufen Geld wird’s wieder kosten, dass
man es richten kann. Warum hat man das bitte zuerst verkauft, das frag' ich
mich? - Es ist ein schlampiger Verkauf, es ist ein dilettantischer Verkauf, nur
es liegt halt immer noch der Verdacht nahe, dass hier Leute Eigentum der Wiener
und Wienerinnen abverkaufen, die das nicht können und deswegen Preise erzielen,
die weit unter dem liegen, was möglich ist und die sich dann ihre
Spekulationsopfer selber schaffen, um denen dann zu helfen und zu sagen: Da
sind wir, wir sind die großen Retter, wir helfen euch.
Gestern hat der Herr Klubobmann der SPÖ, Herr Oxonitsch,
in Richtung der zwei Fraktionen, die die Bundesregierung bilden, gesagt: Es
geht nicht, dass man den Leuten auf die Zehen steigt und dann sagt: Ich werd'
euch schon ein Pulverl geben, dass es euch besser geht. Da muss man von den
Zehen runter steigen. Und ich sag', man kann nicht in der Stadt hergehen und
den Leuten sagen, wir helfen euch jetzt, nachdem man vorher dafür gesorgt hat,
dass sie überhaupt erst in die Hände von diesen Spekulanten gefallen sind! Die
Sozialdemokratie macht sich ihre Spekulationsopfer im Wohnungsbereich selbst
und sagt anschließend: Wir helfen euch. Das ist eine traurige Bilanz! Und lässt
sich dafür in den Medien abfeiern. Das Einzige, wo man sagen kann, dass es wirklich
gut funktioniert, ist die Öffentlichkeitsarbeit, weil ohne gute
Öffentlichkeitsarbeit müsste die Bilanz vom zuständigen Stadtrat anders
ausschauen.
Ein weiterer Fall: 15. Bezirk,
Turnergasse 33. Ich war früher Klubobmann der Grünen im 15. Bezirk, ich kenn' das Haus. Der Kampf gegen
Problemhäuser, der Kampf gegen Spekulationshäuser ist der SPÖ ein Anliegen in
dieser Stadt - na schmecks. Was ist da wieder passiert? - Ein Haus, das
20 Jahre im Besitz der Stadt Wien ist, verfällt vor sich hin und niemand
macht was. Es schaut immer schiacher aus und immer schiacher aus und verfällt.
Keine Sanierung wird gemacht, nicht einmal angestrebt, nein, verkauft wird’s.
Verkauft wird’s mit einer Sanierungsverpflichtung an die A. Frauwallner
GesmbH, na selbstverständlich bekannt aus den Problemhauslisten und
Spekulationslisten der Stadt Wien. Man muss es fast gebetsmühlenartig sagen,
aber es schaut fast so aus, als ob man diese Leute gezielt gesucht hätte, um zu
verkaufen.
Wenn schon Eigentum der Stadt Wien veräußert wird,
dann sollten Sie nicht in der Spekulantenliste blättern, die Sie selber haben
und dann sagen, geben wir jedem eines oder zwei, sondern Sie sollten sich vielleicht
bemühen, Käufer und Käuferinnen zu finden, die mit den Mietern anders
umspringen, als es da der Fall ist.
20 Jahre im Eigentum der Stadt Wien, dann wird’s
mit einer Sanierungsverpflichtung verkauft und dann wird noch
hineingeschrieben: "Falls es nicht saniert wird binnen drei Jahren, haben
wir ein Rückkaufrecht." Jetzt wird einer von der SPÖ rauskommen und sagen:
Da habt's ihr mitgestimmt, das war noch, wie "Wiener Wohnen" nicht ausgegliedert
war. Das war ja da ein Beschluss, der einstimmig war. Da steht aber auch in
diesem Beschluss drinnen, dass die neue Firma zum Sanieren verpflichtet ist und
falls sie dies nicht tut, wird" Wiener Wohnen" vom Rückkaufsrecht
Gebrauch machen. Das haben Sie bis zum heutigen Tag nicht gemacht und der
Zwangsverwalter - mittlerweile wird es zwangsversteigert - sagt, nichts gehört,
ich weiß nichts von einem Rückkaufsrecht. Es wird nicht genützt. Mittlerweile
wohnen in dem Haus genau noch zwei Parteien, ein Mieter noch und die Hausmeisterin.
Die wird zwar seit Ewigkeiten nicht mehr bezahlt. Das sind die einzigen zwei,
die drinnen sind. Die Turnergasse ist knapp hinter dem Westbahnhof, Äußere
Mariahilferstraße. Das ist eine Gegend, die man eigentlich eher etwas sorgfältiger
behandeln sollte. Es ist noch nicht die tolle Lage in der Stadt. Und dort
schaut die SPÖ 20 Jahre lang zu, wie das Haus verfällt. Nachdem es
komplett verfallen ist, wird’s in die Hände eines Spekulanten gegeben. Nachdem
der in Konkurs geht und das Haus zur Zwangsversteigerung ausgeschrieben ist,
kümmert man sich gar nicht darum und sagt einfach: Irgendeiner wird schon
irgendwas machen. Mittlerweile ist es natürlich fast abbruchsreif. Das ist eine
Tragödie, wie die SPÖ mit dem Eigentum - und das muss man wieder sagen: Das ist
Eigentum der Wiener und Wienerinnen! - einfach zugeschaut hat! 20 Jahre
lang in eurem Besitz! Und verkauft habt ihr es, und es ist fast müßig zu sagen,
selbstverständlich, muss man sagen, einem Spekulanten. Wem hättet ihr es denn
sonst verkaufen sollen?
Noch ein Fall: Objekt Real, 3. Bezirk, Ungargasse 65,
das ist auch gleichzeitig die Barichgasse 37. Er hat noch ein Objekt
gekriegt, aber lassen wir's bei dem Objekt. 1998 kriegt es die Stadt Wien, 2001
verkauft sie’s weiter. An wen verkauft sie’s? - An die Objekt Real Allgemeine
Immobilien und Vermögenstreuhand
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