Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 115
(Beifall
bei der ÖVP sowie Beifall und Bravo-Ruf des GR Heinz Hufnagl.)
Aber nun zum Zweiten, Frau Klier: So ganz Heckmeck
war das nicht mit der Bundesregierung, denn 26 plus 27 sind 53, aber 46 sind
nicht leicht 52! Aber Letzteres gibt es in Wien und Ersteres ist beim Bund der
Fall - das ist der Unterschied. Im Bund haben wir Demokratie - und das kann man
nicht als Frage in den Raum stellen -, da haben wir die Mehrheit. Hier habt ihr
die Mehrheit, obwohl ihr keine Mehrheit von über 50 Prozent erreicht habt.
(Zwischenruf des GR Franz Ekkamp.) Ich
weiß, das ist das Wahlrecht. Es ist in Wien eben anders. Wien macht's nicht
besser, Wien macht's anders! (Beifall bei
der ÖVP.)
Jetzt komme ich auf das eigentliche Thema zu sprechen,
denn sonst kommen wir gar nicht mehr weiter. (Zwischenruf bei der SPÖ.) - Danke, Herr Valentin! Ganz reizend von Ihnen! Ich werde Sie dann nächstes
Mal erwähnen. Danke schön!
Meine Damen und Herren! Im Gegensatz zu den GRÜNEN
neigen wir von der Volkspartei natürlich nicht zur Panikmache in Fragen des
Umweltschutzes. Aber das heißt nicht, dass wir uns mit den Herausforderungen
des Umweltschutzes nicht auseinander setzen beziehungsweise entsprechende
Alarmzeichen übersehen und in eine Beschwichtigungspolitik verfallen.
Gerade
in der Luftreinhaltepolitik tun wir das nicht. Natürlich müssen wir unseren
Stellenwert in der Luftreinhaltepolitik realistisch einschätzen. Selbst wenn in
Wien null Tonnen Emissionen in die Luft hinausgehen würden, hätten wir
sicherlich nicht das weltweite Problem des Treibhauseffekts und des
Klimawandels gelöst. Aber es geht bei der Einhaltung des Klimaschutzes oder der
Klimaschutzziele dieser Stadt immerhin um eine Vorbildfunktion, die Österreich
hat und die in Europa fixiert ist, und darüber hinaus gerade um eine Stärkung
der österreichischen Position in der weltweiten, allzu oft von der starren
Haltung der USA - wir wissen das alle: Treibhaus - und mancher asiatischer
Länder dominierten Diskussion um diese Luftreinhaltepolitik.
Meine Damen und Herren! Es ist wissenschaftlich noch
immer nicht eindeutig geklärt, was eigentlich die genaue Ursache des
Klimawandels ist. Aber wenn man bedenkt, dass aus dem Eis des Südpols eine
Inselscholle in der Größe von Mallorca herausgebrochen ist, kann man davon
ausgehen, dass wir uns wirklich in einem Klimawandel befinden. Ich erspare
Ihnen und auch mir jetzt die Präsentation einer Klimawandelbilanz, aber eines
soll erwähnt sein: Wenn der Trend der Klimaveränderung und des
Temperaturanstiegs weiter anhält, dann sind in zehn Jahren Schäden in
Milliardenhöhe zu erwarten.
Dem steht ganz sicher unsere Einstellung entgegen,
dass wir hier etwas tun müssen. Lassen Sie mich einmal die Bereiche, die
unserer Meinung nach in der Umweltpolitik einen hohen Stellenwert genießen,
aufzählen.
Die Luftreinhaltung habe ich bereits erwähnt. Die
Qualität der Luft, die wir atmen, hat entscheidenden Einfluss auf unsere
Lebensqualität, und von Ihrer Kapitulation in dieser Frage war schon die Rede.
Bei der Frage der Luftreinhaltung geht es in erster Linie um den Verkehr, der
jedoch immer mehr statt weniger wird. Natürlich gestehen wir Ihnen zu, dass
Ihre Möglichkeiten auf Grund der Kompetenzverteilung im Wiener Stadtsenat eher
kleiner sind, aber bis auf das Stadtrad - das eigentlich, wie wir heute schon
gehört haben, damals von Svihalek initiiert wurde - ist noch nicht sehr viel an
Initiativen im Sinne der Verkehrsvermeidung gekommen. Ich weiß schon, dass da
viele Kompetenzen in die Geschäftsgruppe von StR Schicker fallen, aber es ist
in diesem Zusammenhang auch sehr wichtig, eine Verbesserung der Luftqualität zu
erleben.
Nur ein Wort zu den Leihrädern, weil ich gerade Herrn
Klubobmann Chorherr sehe. Ich sage nur ganz kurz: Wenn Sie
Regierungsverantwortung übernehmen wollen, lieber Herr Klubobmann Chorherr,
dann genügt es in Hinkunft nicht mehr, nur die Ideen - und das sind ja wirklich
gute Ideen - einfach in die Welt zu setzen, sondern Sie müssen auch für die
Umsetzung garantieren. Und da haben Sie in Ihrer Rolle - ich sage das einmal so
salopp - als "Stadtrat in spe" noch versagt. Aber Sie haben ja noch
einige Jahre Zeit und können sich darauf vorbereiten, vielleicht dann einmal
als Stadtrat eine Idee zu haben, die kein Flop wird - denn ein Flop war es! Wir
wissen ja alle, und wir haben es heute auch schon gehört: 1,24 Millionen
EUR hat uns dieses Spiel bis jetzt gekostet, denn der Verein Viennabike macht
das ja nicht umsonst. Das zahlen wir Steuerzahler und das ist nicht wenig,
meine Herrschaften!
Noch etwas möchte ich sagen: Ich habe jetzt Gelegenheit
gehabt, ganz kurz Kopenhagen aufzusuchen. Auch dort gibt es Stadträder und auch
dort wird es hier ein Terminal und dort ein Terminal geben. Dort gab es aber
Räder, die tatsächlich an ihrem Platz waren! Das konnte ich gar nicht fassen!
Wir hingegen haben Terminals, in denen kein Rad steht.
Ich habe mich dort einmal ein bisschen erkundigt,
woran das liegen mag, und da wurde von den Leuten zum Ausdruck gebracht, dass
sie eben ein etwas anderes Verantwortungsgefühl haben und dass sie auch einen
Chip im Rad eingebaut haben. Das heißt, wenn der Benützer sich mit dem Rad
etwas weiter fort bewegt, wird der Chip aktiv, und dann kann man nachforschen,
wo die Räder sind. Ich weiß schon, dass das nicht eine 100-prozentige
Sicherheit bietet, aber es ist immerhin ein Vorteil, wenn man die Räder nicht
erst vor der Grenze aus einem Bus herauszuholen braucht. - Nur so viel zum
Stadtrad.
Der nächste Punkt in der Umweltagenda, wie wir sie
fordern, ist ein Eindämmen der Mülllawine. Diesbezüglich haben Sie uns im
vergangenen Jahr leider etwas den Glauben genommen, dass auf Basis des durchaus
praktikablen SUP-Verfahrens eine Weichenstellung in diese Richtung erfolgt. Es
gibt noch immer keine praktikable Standort-Entscheidung und die angekündigten
Vermeidungsstrategien sind eigentlich die alten. Da stellt sich uns die Frage,
ob man damit den Zuwachs überhaupt in den Griff bekommen wird.
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