Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 70
hauptstadt
Wien): Sehr geehrter Herr
Stadtrat!
Ihre
Partei wirbt gerade mit mehr Arbeitsplätzen in Österreich. Am Beispiel des Viennabikes
betrachtet, sind Sie diesem Aufruf aber nicht gefolgt, nämlich diese Viennabikes
wurden meines Wissens nach in China hergestellt und von dort auch importiert.
Sie haben damit keine österreichischen Arbeitsplätze geschaffen und gleichzeitig
haben die zwölf privaten Radverleiher in Wien einen Umsatzrückgang von rund
80 Prozent zu verzeichnen.
Was gedenken
Sie in Zukunft zu tun, damit Marktwirtschaft in Wien wieder Einzug halten kann?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Herr GR Gerstl!
Ich weiß nicht welchen marktwirtschaftlichen Theorien
Sie anhängen. Ich habe immer gehört und Sie wissen, dass wir als
Sozialdemokraten der puren Liberalisierung und dem vollkommenen Laisser-faire
nicht wirklich die Stange halten. Das kann uns keiner unterstellen, auch im Wahlkampf
nicht.
Nur eines ist klar: Wenn österreichische Anbieter exorbitant
teurer sind, als internationale Anbieter, dann kann ich als Subventionsgeber -
und hier stehen enorm viele nationale und internationale Regelungen entgegen
bis zur WTO - dem privaten Betreiber des Viennabikes nicht vorschreiben, dass
er eine österreichische Firma beauftragen soll. Das ist rechtlich absolut nicht
zulässig.
Ich habe immer geglaubt, die ÖVP ist eine
Europa-Partei und wüsste das, bis hin zu Ihren Gemeinderatsabgeordneten. (StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer: China
ist nicht Europa!) China ist aber Mitglied bei der WTO, also lassen wir das
einmal außer Acht. Ich weiß, dass sich einige österreichische Produzenten von
Fahrrädern besonders zurückhaltend in der Preisgestaltung geübt haben und besonders
hohe Preise verlangt haben. Ich kenne den Briefverkehr dazu und kann Ihnen nur
sagen, Sie würden nie und nimmer so ein Fahrrad privat kaufen, wenn Ihnen so
ein Preisangebot gemacht wird und wenn Sie vielleicht eine große Stückzahl
kaufen, auch keine entsprechende Rabattierung erfolgt.
Punkt 2, was die Fahrradverleiher betrifft:
Warum glauben Sie, haben wir den 2. und 20. Bezirk herausgehalten? - Um eben
die vorhandenen und bestehenden Fahrradverleihe im Prater und auf der Donauinsel
vor allzu großen Einbrüchen zu schützen, und das ist weitgehend gelungen. Es
gibt einen Einzigen, der sich in einer einzigen Zeitung gemeldet hat und gesagt
hat, er habe finanzielle Einbrüche. Dieser Einzige ist aber nicht mit einem
fixen Standort im Prater und auf der Donauinsel vertreten, wo unsere Radverleiher
in Wien ihren Sitz haben.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich danke schön. - Herr GR Dr Madejski, bitte.
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Vorerst
noch eine Richtigstellung. Selbstverständlich stimmen meine Angaben. Pro Jahr
322 000 EUR kostet dieser Bewachungs- oder Informationsdienst,
nämlich 26 728 EUR pro Monat für diese 12 oder 15 Personen, die
rund um die Uhr tätig sind. Daher wird ganz sicher, und das ist fast ident mit
den 323 000, die vom Budget an sich nächstes Jahr über bleiben ... Ob das
dann von dieser Summe genommen wird - Geld hat kein Mascherl - oder von etwas
anderem, das wird sich weisen.
Wenn
ich aber noch weiters bedenke, dass laut Herrn Kuhn 400 000 EUR jetzt
in fünf Monaten bereits an Reparaturkosten angefallen sind - ich zweifle nicht
an seiner Aussage -, dann sind auch die Sponsorengelder von
400 000 EUR ebenfalls bereits in den Kamin geschrieben. Ich wollte
das nur zur Richtigstellung sagen, dass nicht alles im Raum stehen bleibt, dass
meine Zahlen nicht ganz stimmen. Sie stimmen vielleicht um 1 000,
2 000 EUR nicht, aber im System stimmen sie ganz sicher.
Meine
Frage an Sie: Wissen Sie auf Grund Ihrer schon sicherlich gesichteten Unterlagen
des Vereins, wie hoch in diesem Verein der Verwaltungsaufwand ist, in Prozenten?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Also, ich habe eine vollständige Liste, die die
Subventionsabrechnung und den Subventionsgegenstand betrifft. Ich kann Ihnen
nicht sagen, wie hoch der Verwaltungsaufwand - der uns nicht verrechnet werden
darf, weil nicht Subventionsgegenstand - nun tatsächlich ist.
Ich
kann Ihnen ein paar Posten sagen, die bekannt sind, ich habe Ihnen einiges
schon genannt. Die Frage ist auch die Zurechnung der Verwaltungskosten, aber
bevor ich Ihnen jetzt eine falsche Zahl sage, gehe ich davon aus, dass wir uns
darüber noch einmal unterhalten werden und Sie werden dann auch die Prozentzahlen
des Verwaltungsaufwands bekommen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächste ist Frau GRin Dr Laschan zum Wort
gemeldet. - Bitte.
GRin Dr Claudia Laschan
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr
geehrter Herr Stadtrat!
Es
ist leider immer noch so, dass viele das Fahrrad als reines Freizeitgerät oder
Sportgerät sehen oder sehen wollen. Wir kennen alle die Bemerkungen, meistens
sind es Autofahrer, die das sagen, die sollen halt am Wochenende fahren oder
lieber auf der Donauinsel fahren.
Ich stelle
daher die Frage an Sie, ob die Gratisfahrradaktion Ihrer Meinung nach zu einer
größeren Akzeptanz des Fahrrads als Verkehrsmittel beigetragen hat?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker: Also, ich bin überzeugt davon, dass es bei denen,
die bereit sind, auch ein bisschen Muskelkraft einzusetzen, um sich in der
Stadt zu bewegen, eindeutig zu einer Verbesserung der Einstellung dem Fahrrad
gegenüber geführt hat. Das lässt sich auf Grund von Meinungsbefragungen, die
durchgeführt wurden, belegen.
Was sich natürlich nicht belegen lässt, ist, dass passionierte
und ausschließliche Autofahrer alles, was vor ihre Windschutzscheibe kommt, als
Hindernis betrachten werden, egal ob Fußgänger, Radfahrer, Autobus oder
Straßenbahn. Bei diesen, nehme ich an, werden wir die
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