Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 70
stellt und dokumentiert werden, dass nachhaltige Qualität in
der Pflege dadurch gewährleistet wird, dass man auch Strukturqualitätskriterien
in Rechnung stellt.
Weiters ist für uns nicht ganz nachvollziehbar, Frau
Stadträtin, dass Sie meinen, im Wesentlichen werden Überprüfungen aus Anlass
gemacht. Natürlich sind wir auch mit Ihnen der Ansicht, dass, wenn es eine Beschwerde
gibt, die Aufsicht kommen und nachschauen soll, ob es sich hier sozusagen um
einen Menschen handelt, der mit nichts zufrieden ist, oder ob es sich - und
auch das kann ja der Fall sein - um Defizite in der Versorgung des Betroffenen,
der Betroffenen handelt. Die Gesundheits- und Sozialzentren, die damit
beauftragt sind, sind unserer Einschätzung nach in jeder Hinsicht mit dieser
Aufgabe zeitlich und strukturell überfordert.
Es ist in Ihrer Anfragebeantwortung davon die Rede,
dass mindestens einmal jährlich im Sinne einer Sicherstellung dieser
Pflegequalität bei jedem Betreuungs- und Pflegefall ein Besuch stattfinden
soll. Das heißt, dass zum Beispiel bei einem Stützpunkt, wo 3 Stützpunktschwestern
beschäftigt sind und 3 500 Klienten und Klientinnen zu betreuen sind,
allein für diese Tätigkeit, wenn man dafür 2 Stunden verrechnet, was
sicher nicht zu viel ist, 7 000 Stunden im Jahr aufgewendet werden müssen.
Da ist eine Anfahrtszeit, da ist ein ordentlicher Besuch nach vorher geklärten
Kriterien notwendig und da wäre nachher eine Dokumentation des Besuchs fällig.
7 000 Stunden bei 3 Arbeitskräften, die jeweils
ungefähr 5 000 Stunden tätig sind - mit allen Einrechnungen von
Krankenstand und Urlaub -, sind, so denke ich, angesichts der anderen Aufgaben,
die dort zu leisten sind, nämlich Erstgespräche, Verwaltungsarbeit, Beschwerden
nachgehen und, und, und, doch eine ziemlich zeitliche Last. Für diese
Leistungen bedarf es eigentlich zusätzliches Personal, damit man hier sicher
sein kann, dass die Qualität gesichert ist. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Meine grünen Kollegen und Kolleginnen wissen, dass
sie auch einmal alt werden - andere wissen es vielleicht weniger - und dass sie
vielleicht einmal froh sein werden (GR Franz Ekkamp: Reifer werden wir!
Reifer!), wenn es genügend Pflegeaufsicht für Pflegepersonen gibt, die dann
nachschaut, dass alles seine Ordnung hat. Auch Herr Pfeiffer ist sicher froh,
dass er einmal ausreichend gepflegt werden kann, sollte es einmal so sein. (GRin
Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Frau Kollegin, der Unterschied ist: Wir reden
nicht darüber, wir tun es!) Ja, Sie reden nicht nur drüber, Sie tun es
auch, Frau Dr Neck-Schaukowitsch! Wir kommen gleich dazu, was Sie und Ihre
Organisation tun, denn der zweite wichtige Punkt für mich ist nicht nur die
Sicherstellung der Qualität, sondern die Sicherstellung gleicher Bezahlung.
Gleiche Bezahlung für gleiche Leistung! Ich habe auch
dazu hier in diesem Forum schon öfters gesprochen und auch eine entsprechende
Anfrage an Frau StRin Pittermann gestellt. Es kam einmal wirklich etwas sehr
Ausführliches, ein geradezu einschüchterndes, Telefonbuch dickes Konvolut an
Zahlen und Fakten zurück. Aus diesem Konvolut ergibt sich, dass die einzelnen
Organisationen diese Leistungen in der Hauskrankenpflege - Sie wissen, die
Organisationen sind vertraglich beauftragt, diese Heimhilfe, Pflegehilfe, diplomierte
Pflege, Besucherdienste, Reinigungsdienst und so weiter, durchzuführen - und
Frau aus der Opposition möchte es kaum glauben, zu sehr, sehr unterschiedlichen
Tarifen anbieten und auch entsprechende vertragliche Abschlüsse mit der
MA 47 haben.
Ich zitiere jetzt aus der Beantwortung der Frau Stadträtin:
Da ist beispielsweise bei der Heimhilfe bei der einen Organisation die Stunde
schon um 238 S zu haben, bei der anderen erst um 399 S. Es sind
Schilling-Angaben, weil sie so im Text waren.
Bei der Pflegehilfe kann man um 244 S gepflegt
werden oder um 556 S.
Ich will Ihnen nicht verschweigen: Die diplomierte
Schwester gibt es um 430 oder um 600 S.
So kann es jetzt nun sein, dass es im Kapitalismus,
der ja auch in Österreich diskutiert und in vielen Fällen auch schon im
öffentlichen Bereich Handlungsleiter des Prinzips wird, so ist, dass man sagt:
"Na gut, die leisten halt mehr, also kriegen sie mehr bezahlt und es ist gerechtfertigt."
Das Gegenteil ist der Fall. Die MA 47
argumentiert, und ich schließe mich als jemand, der in der Sozialpolitik sein
Herz hat, dieser Argumentation an: Für die Pflege durch die öffentlichen
Einrichtungen soll es gleiche Qualität geben. Es soll nicht so sein, dass die
einen zufällig besser und die anderen absichtlich - man möge es verhüten -
schlechter gepflegt werden. Wenn nun aber die Leistungen laut Auskunft der
MA 47 qualitativ gleich sind, so stellt sich nun doch die Frage, wieso sie
dann unterschiedlich bezahlt werden.
Auch dazu hat mir die Frau Stadträtin umfangreich
geantwortet und mir erklärt, dass hier historische Gründe, gewachsene
Organisationsstrukturen, unterschiedliche Organisationsgrößen, Wegzeiten, Vordienstzeiten,
die zu höheren Gehältern führen, oder schlicht und einfach höhere
Bestandskosten für Objekte, in denen die Organisationen untergebracht sind, als
Begründung anzuführen sind.
Mich überzeugt das alles nicht, denn es kann nicht so
sein, dass sich die eine Organisation bei der MA 47 einen besseren Tarif
verhandelt als die andere, und beide leisten dasselbe, und hoffentlich
gesichert Qualität.
Aus diesem Grund stelle ich den Beschlussantrag, dass
ab dem Jahr 2002 die erbrachten Leistungen der Organisationen, die mit der
Betreuung zu Hause beauftragt sind, seitens der MA 47 auch durch gleiche Sätze
je Leistungseinheit in allen Leistungsgruppen vergütet werden.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige Abstimmung
dieses Antrags.
Der zweite Punkt, den ich in dem Zusammenhang
besprochen haben möchte, bezieht sich wieder auf die Sicherstellung von
Qualität und diesmal von Qualität im stationären Bereich.
Einige hier anwesende Kollegen und Kolleginnen sind
wie ich Mitglied der Geriatriekommission, die jetzt in diesem Jahr schon
zweimal zusammengetreten ist.
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