Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 106
betrifft, sondern dass das der Versuch ist, dem Herrn Dr
Gusenbauer wenige Tage vor der Wahl ein internationales Forum zu verschaffen.
Das ist ein Missbrauch von Steuergeldern, daher werden wir das ablehnen! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster ist Herr GR Mag Ebinger zum Wort gemeldet. - Bitte.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Im Prinzip hat Dr Salcher schon vieles von dem
gesagt, was ich auch sagen wollte, was zum Beispiel den bemerkenswerten
Aktenlauf bei diesem Antrag betrifft, da man ja einen Antrag prüfen und einen
Akt erstellen muss. Wenn man davon ausgeht, dass das alles mehr oder weniger an
einem einzigen Tag geschieht, dann gibt es noch ungeahnte Einsparungspotenziale
im Bereich der Gemeinde Wien, die man nützen könnte, wenn das generell so
gehandhabt werden würde. (GR Dr Matthias Tschirf: Fast so schnell wie ...!)
Es geht immerhin um 95 000 EUR, was ja kein
geringer Betrag ist. Dabei wäre dieses Rechtssymposium an sich eine
Veranstaltung, für die man irgendwelche Formulierungen gar nicht brauchen
würde. Da sind international anerkannte Juristen vertreten. Ich sage das, weil
nach mir Herr Dr LUDWIG sprechen wird, und er wird mir dann sicher wieder
sagen, also sage ich es auch gleich: international anerkannte Juristen, zum
Beispiel vom International Law Research Center der Harvard University. Das
wissen wir alles, kein Mensch würde etwas gegen diese Leute vorbringen. Sie
sprechen über interessante Themen wie Sicherheit und neue Bedrohungen, über
Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit, über die Globalisierung und das Recht -
lauter interessante Sachen! Es wäre auf Grund dieser Besetzung und dieser
Diskussionsrunden für mich eine völlig klare Sache, und es hätte zur Bewahrung
der Seriosität dieses Instituts für den Frieden beigetragen, wenn Sie wirklich
überparteilich agiert hätten.
Aber wenn ich mir diesen Antrag anschaue, dann muss
ich wiederholen, was da steht: "Lieber Freund!" - Okay, "lieber
Freund" kann man schreiben, allerdings würde ich es bevorzugen, wenn in
öffentlichen Schreiben zwischen Subventionsantragsteller und einem
Subventionsnehmer eine gewisse Distanz in der Wortwahl spürbar wäre oder nicht
indiziert wäre, dass es hier um etwas Besonderes geht, etwas, was besonders
leicht über die Bühne geht und sich auch in der Schnelligkeit des Verfahrens
äußert. Also gut, "lieber Freund" - lassen wir das.
Auf der letzten Seite steht ein interessanter Absatz,
den Herr Dr Salcher noch nicht erwähnt hat: Offen ist auch, ob die Stadt Wien
ein Dinner am 5. November bezahlt, eventuell im Ziehrer-Stüberl des
Rathauskellers oder in einem Lokal eurer Wahl für 30 bis 40 Personen, oder
ob das aus dem Symposiumsbudget bestritten werden soll. Darunter steht dann:
Das Budget bleibt aber ziffernmäßig gleich. - Irgendwie macht es offenbar
keinen Unterschied für die Budgetbeantragung, ob ein Dinner für 40 Leute
organisiert wird oder nicht. Das ist meines Erachtens auch nicht korrekt.
Außerdem kann es schon sein, dass die Gemeinde Wien, die Stadt Wien ein Essen
für ein internationales Symposium zahlt - soll sein, man muss es aber nicht
gleichzeitig in den Antrag auf Subvention hineinnehmen.
Was mich auch wirklich gestört hat, ist diese eine
Anmerkung betreffend Herrn Dr Gusenbauer. Dass der Bürgermeister der Stadt eine
Eröffnungsrede hält - ich habe jetzt mit Stand 21. Oktober gelesen, vom
durchaus zuständigen StR Mailath-Pokorny werden um 14 Uhr Grußworte
gesprochen, offenbar hat Dr Häupl keine Zeit.
Aber dann lese ich: Dr Gusenbauer anwesend. Jetzt
muss ich mich als Jurist auch fragen: Ist es subventionsrelevant, dass das da
drinsteht? Was will man uns damit mitteilen? Diskutiert dort vielleicht der Dr
Gusenbauer? - Das macht er Gott sei Dank nicht, er ist nur anwesend. Aber dient
dann die Veranstaltung vielleicht doch dazu - wenn man es schon extra
hineinschreibt -, ihm das von Herrn Dr Salcher erwähnte internationale Podium
zu geben, um ihn sozusagen als intellektuell herzeigbaren Politiker zu
präsentieren? - Dann wäre es doch wieder eine Wahlkampfveranstaltung, umso
mehr, als dieses Institut in den letzten Jahren nicht gerade viele Aktivitäten
gesetzt hat und das jetzt mehr oder weniger ruck, zuck abwickeln will.
Aber vielleicht war es auch bloß eine Drohung, quasi
so: Dr Gusenbauer ist anwesend, Herr Mailath-Pokorny, entweder gibt es eine
Subvention, oder den Minister kann er sich gleich aus dem Kopf schlagen. Das
kann ja auch sein, ich weiß es nicht; wie dem auch immer sei, dann ist nichts
mit dem "Kabinett des Lichts", zumindest nicht für Sie. Aber Spaß
beiseite, der Hinweis ist höchst entbehrlich. Es hat ganz und gar nichts mit
dem Inhalt der Veranstaltung zu tun, dass Dr Gusenbauer anwesend ist, und
entlarvt dieses Symposium unserer Meinung nach als eine Parteiveranstaltung.
Dazu kommt, wie schon erwähnt wurde, dass jetzt Dr Tschirf eingeladen worden
ist. Sonst wurden keine anderen Parteien eingeladen, nicht einmal die
Außenministerin, deswegen können wir uns diesem ... (GR DDr Bernhard Görg:
Der einzige Intellektuelle ...! - Zwischenruf des GR Dr Matthias Tschirf.) Ja,
das macht dich dann aber auch verdächtig, ehrlich gesagt.
Deswegen können wir diesem Aktenstück nicht
zustimmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Nächster Redner ist Herr GR Dr LUDWIG.
GR Dr Michael LUDWIG (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Liebe
Kolleginnen und Kollegen! Lieber Kollege Ebinger!
Ich werde dich vielleicht enttäuschen müssen, aber bei der
Veranstaltung des Internationalen Instituts für den Frieden am 4. November
wird Herr Dr Gusenbauer nicht anwesend sein können, weil er an diesem Tag
gleichzeitig bei einer Parteiveranstaltung - einer Wahlveranstaltung, was uns
nicht wundert - in Wörgl in Tirol ist. Es hängt natürlich damit zusammen, dass
die Veranstaltung zu einem Zeitpunkt geplant wurde, als von einem Wahltermin
noch überhaupt keine Rede war.
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