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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 104 von 106

 

funktioniert! - So viel zur virtuellen Öffnung der Sozialdemokraten in dieser Stadt. (GR Dr Matthias Tschirf: Vielleicht mit "Professor Kopietz"?)

 

Ich habe in der Zeitung gelesen, dass dieser "wunderbare" Container jetzt von Künstlern und Künstlerinnen ausgestaltet wurde. - Also, von außen offenkundig nicht! Ich kenne nur zwei Künstler persönlich, die am Telefon wutschnaubend abgelehnt haben, als man ihnen angeboten hat, gegen Geld diese "wunderbaren" Container zu bemalen. Ich bin jetzt hingegangen und ich habe dort unten - ich nehme an, das ist von den Volksschülern - ganz klein ein bisschen etwas Buntes gesehen; ansonsten lachen mir nach wie vor groß Herr Gusenbauer und die SPÖ entgegen. Von der künstlerischen Ausgestaltung des Containers konnte ich bisher, ehrlich gesagt, nichts erkennen.

 

Das heißt: Das Einzige, was übrig geblieben ist, ist eine wirklich geschmacklose Ästhetik, die sich aber in dieser Stadt immer mehr auszubreiten beginnt. Und ich habe jetzt die Sorge, dass sich das in ganz Österreich ausbreitet.

 

Kleiner Seitensprung zum Thema Ästhetik - mein Kollege Wolfgang Gerstl möge mir verzeihen -: Jeder, der schon einmal mit der neuen U-Bahn gefahren ist, konnte feststellen, dass diese an die schlimmsten Karl-Marx-Stadt-U-Bahnen erinnert! Das ist ja eine Ästhetik, die wirklich zum Abgewöhnen ist! Das ist die Container-Ästhetik, aber diese wollen Sie offensichtlich von Wien auf ganz Österreich übertragen. Da können wir nicht zustimmen.

 

Der Herr Bürgermeister, der ja vorhin auch kurz da war, hat einen sehr klugen Ausspruch getan, den man gar nicht oft genug wiederholen kann, nämlich dass Wahlkämpfe Zeiten organisierter Unintelligenz sind. (GR Harry Kopietz: Das hört man gerade! - GR Heinz Hufnagl: Das merkt man gerade!) - Das Problem, meine Damen und Herren, ist nur, dass einige sozialdemokratische Funktionäre, und zwar gar nicht so wenige, das offenbar nicht als Scherz aufgefasst haben, sondern als politischen Handlungsauftrag, wenn ich mir vor Augen halte, welche Aussagen Sie zum Thema Container machen! (Heiterkeit und Beifall bei der ÖVP. - GR Heinz Hufnagl: Die einzige Kunst bei euch ist die künstliche Erregung!) - Nun, ich weiß nicht, wer sich da heute ständig erregt; wir erregen uns jedenfalls nur natürlich.

 

Faktum ist, dass hier das Verfahren unter Umgehung der Bezirksvorstehung des 1. Bezirks stattgefunden hat. Ich will hiezu nicht ins Detail gehen, ich kann Ihnen aber sagen, was geschehen ist: Die Bezirksrätin von der SPÖ, die dort hingegangen ist, hat gegen den deklarierten Willen des Herrn Bezirksvorstehers (GR Heinz Hufnagl: Er wäre ja fast enthauptet worden in der Parteizentrale!), der bestimmte Einwände vorgebracht hat, zugestimmt. So ist das gelaufen und nicht anders. (GR Heinz Hufnagl: Der Herr Vorsteher delegiert eine Person seines Vertrauens!) Das heißt, hier kann man dem Vorsteher des 1. Bezirks keinen Vorwurf machen. (GR Heinz Christian Strache: In der Auswahl der Vertrauensperson auf alle Fälle!) - Nun, das wird auch Konsequenzen haben. Das wird man sich in Zukunft genauer anschauen.

 

Worüber wir uns aber, glaube ich, alle einig sind, ist, dass die Kosten für diesen Wahlkampf-Container am besten und teuersten City-Grund eindeutig sehr niedrig sind. Das ist, glaube ich, unbestritten. Dass es zu einer wilden Empörung vieler Bürger kommt, ganz im Gegensatz zu dem ... (GR Heinz Hufnagl: Selbstmorde werden laufend vollzogen! Menschen stürzen sich ins Unglück!) - Aha. Jetzt sage ich Ihnen einmal etwas: In einer Zeitung, die Ihnen und dem Herrn Bürgermeister nicht ganz unbekannt ist - jetzt meine ich nicht das "Wiener Blatt", sondern die "Kronen Zeitung"; passen Sie gut auf, denn Sie erschaudern ja immer schon, wenn Sie nur dieses Wort hören -, steht zum Beispiel Folgendes:

 

"Die Container vor dem 'Landtmann' sorgen weiter für Kopfschütteln bei Wienern und Touristen. Die 'Krone'-Reporter Martina Münzer und Peter Tomschi haben sich vor Ort umgehört: Außer Parteimitarbeitern betrachtet die Wahlkampfszene niemand als gelungen. Doch nicht jeder will seine Meinung öffentlich kundtun. Besonders Geschäftsleute fürchten Repressalien der SPÖ." (GR Dr Matthias Tschirf: Aha!)

 

Und weil vorher auch von den Fiakern die Rede war, möchte ich auch noch vorlesen, was eine wirkliche Fiakerdame, die Frau Susanne, die hier zitiert wird, dazu meint (GR Heinz Hufnagl: Hat die Riess-Passer schon eine neue Hack’n?):

 

"Ich fahre jeden Tag beim Containerdorf vor dem 'Landtmann' vorbei und habe mich schon langsam an den Anblick gewöhnt. Doch die Touristen fragen immer wieder, was hier los ist. Viele sind entsetzt, wenn sie erfahren, dass es sich um eine Wahlkampfstrategie handelt. Schließlich wird in den Reiseführern unseren Gästen dieser Platz als sehenswertes Ziel empfohlen."

 

Das ist die Wahrheit! Daran wird deutlich, wie Sie mit unseren ausländischen Touristen umgehen und wie Sie diese Stadt verschandeln! Das ist die wahre Realität! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Die Sozialdemokraten - aber das wissen wir ohnedies bereits - verfügen über diese Stadt wie über ihren Privatbesitz. Ich sage es Ihnen hier ganz deutlich: Diese Stadt gehört nicht Ihnen! Das müssen Sie einmal zur Kenntnis nehmen.

 

Im Prinzip sehen wir die Geschichte mit dem Container trotzdem entspannt (Ironische Heiterkeit und Widerspruch bei der SPÖ. - GR Heinz Hufnagl: Aber nicht wirklich! Da müssen Sie ein Valium schlucken!), denn das Einzige, worüber in diesem Wahlkampf bisher diskutiert wurde, war ja nicht Herr Gusenbauer oder gar das Programm der SPÖ - das mir bisher überhaupt völlig unbekannt ist -, sondern der Container, und da haben alle Leute darüber geschimpft! Wenn das Ihre grandiose Wahlkampfstrategie ist - wunderbar! Setzen Sie sie fort!

 

Und das ist das Zweite, was mich sehr entspannt macht: Ehrlich gesagt, ich habe auch kein Problem, wenn der Container nach dem 24. November dort quasi als Denkmal oder als Mahnmal einer verfehlten Wahlkampfstrategie stehen bleibt. Mir ist auch lieber, Herr Dr Gusenbauer bezieht dort ständige Residenz als am

 

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