Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 122
EU-Kommission, vom Währungsfonds und von der OECD kritisiert
wurden. Daher hat dieser Stabilitätspakt der neuen Regierung auch in Wien eine
Trendwende in der Budgetpolitik markiert. Die Stadt Wien schreibt seither, seit
diesem Stabilitätspakt, keine Defizite mehr. Wie gesagt, es gab 1999 und 2000
noch Defizite in der Höhe von 200 Millionen EUR, dann einen ausgeglichenen
Haushalt, und jetzt gibt es sogar Überschüsse. Das ist ja auch das Positive an
diesem heute zu beschließenden Voranschlag, dass darin ein Überschuss in Höhe
von 325 Millionen EUR veranschlagt ist.
Herr Stadtrat! Wir freuen uns auch über diesen Lernprozess
von Ihnen. Die Sozialdemokratie hat ja das Nulldefizit lange Zeit abgelehnt.
Wir freuen uns über diesen Lernprozess, sodass auch Sie sich heute zum
Nulldefizit und zur Budgetsanierung bekennen.
Meine Damen und Herren! Die Regierung in Österreich
hat einen gewaltigen Reformstau auf vielen Gebieten übernommen. Die Regierung
hat begonnen, diesen Reformstau in vielen Bereichen aufzulösen, etwa in der
Verwaltungsreform, worin vorher in diesem Land jahrzehntelang nichts
weitergegangen ist. Diese Regierung hat die größte Verwaltungsreform der
Zweiten Republik verabschiedet - und dadurch konnte auch die Struktur des
Bundeshaushalts wesentlich verbessert werden -, eine Verwaltungsreform, die im
Bundesbudget immerhin eine Einsparung von 1,5 Milliarden EUR pro Jahr erbringt.
Ein Großteil der Ersparnisse aus dieser Verwaltungsreform ist natürlich für die
Budgetsanierung verwendet worden, aber ein Teil davon ist auch in höhere
Infrastrukturausgaben geflossen. Außerdem sind die Infrastrukturausgaben des
Bundes seit 1999 deutlich angestiegen. Ein Teil dieser Sanierungsdividende
konnte im Bundesbudget bereits ausgeschüttet werden.
An dieser Stelle noch einmal zu Herrn Klubobmann
Oxonitsch: Er hat heute wieder dieses Märchen erwähnt, das schon in der letzten
Sitzung in diesem Haus verbreitet worden ist, nämlich das Märchen, dass die
Stadt Wien bereits mehr als der Bund investiert, dass die Stadt Wien etwa
doppelt so hohe Infrastrukturausgaben wie der Bund aufweist. (GR Johann
Driemer: Das ist Realität!)
Meine Damen und Herren! Es ist so, dass die Bundesinvestitionen
auf Grund des europäischen Systems der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung
heute über ausgegliederte Rechtsträger abgewickelt werden - Sie kennen das alle:
der Straßenbau etwa über die ASFINAG, der Eisenbahnbau und die
ÖBB-Investitionen über die Schieneninfrastrukturgesellschaft oder der Bundeshochbau
über die Bundesimmobiliengesellschaft. Zieht man eine Gesamtbilanz dieser
Bundesinvestitionen, dann sieht man erstens, dass die Bundesinvestitionen
natürlich höher sind als jene in Wien, und zwar in etwa doppelt so hoch wie die
Investitionen der Stadt, und man sieht zweitens auch, dass die
Bundesinvestitionen in der Gesamtbilanz seit dem Jahr 1999 deutlich angestiegen
sind. In dieser Gesamtbilanz sind die Bundesinvestitionen von
2,1 Milliarden EUR im Jahr 1999 auf 2,8 Milliarden im heurigen Jahr
angestiegen, das ist immerhin ein Plus von 700 Millionen EUR.
Herr Klubobmann Oxonitsch! Wenn man diese gleiche Bilanz
für Wien zieht, wenn man etwa auch hier den Vergleich mit dem Jahr 1999 zieht,
dann zeigt sich, dass in Wien diese Investitionen im Zeitraum der letzten drei
Jahre zurückgegangen sind. Wenn man - wie das heute bereits mehrfach angestellt
worden ist - diese Investitionen um Doppelbudgetierungen wie etwa den Investitionskostenzuschuss
für die Spitäler bereinigt, wenn man das herausrechnet, dann sieht man, dass
die Investitionen der Stadt seit 1999 geschrumpft sind. Wir sollten das der
Ordnung halber heute auch in dieser Budgetdebatte außer Streit stellen.
Meine Damen und Herren! Es konnte also auf Bundesebene
die Budgetstruktur durch Einsparungen bei der Verwaltung deutlich verbessert
werden: eine bessere Budgetstruktur durch weniger Verwaltungsausgaben und
gleichzeitig eine bessere Budgetstruktur durch mehr Infrastrukturinvestitionen,
mehr Ausgaben für die Forschung und Technologie. In Wien sinkt die Investitionsquote.
Sie hat 1999 noch 14 Prozent betragen und wird, bereinigt um die
Doppelbudgetierungen, im nächsten Jahr nur noch 12 Prozent ausmachen. Es
sind immerhin 130 Millionen EUR, um welche die Wiener kommunalen
Investitionen in diesem Zeitraum gesunken sind.
Meine Damen und Herren! Es sind in diesem Haus auch
schon die Bezirksmittel angesprochen worden. Signifikant für die schlechtere
Budgetstruktur ist ja auch die Kürzung der Bezirksmittel. Die Investitionsquote
im Gesamtbudget beträgt nur noch etwa 12 Prozent. Aber wenn man sich die
Bezirksbudgets ansieht, dann sieht man, dass die Investitionsquote in den
Bezirksbudgets eine viel höhere ist. Die Investitionsquote in den Bezirksbudgets
liegt bei etwa 50 Prozent, ungefähr die Hälfte aller Bezirksbudgetausgaben
fließt in Investitionen. Die Kürzung der Bezirksmittel, die in den letzten
Jahren stattgefunden hat, geht dadurch automatisch zu Lasten der Investitionen.
Die Bezirksmittel, etwa jene nach der Bezirksmittelverordnung, sind in diesen
drei Jahren um 6 Millionen EUR gesunken. Aber auch die Zuweisungen für die
Kindertagesheime und für die Schulen sind um 3,5 Millionen EUR gekürzt
worden. Es sinken also die Mittel für die Bezirksbudgets, während die Gesamtausgaben
weiter ansteigen.
Diese Kürzung der Bezirksmittel wird noch aussagekräftiger,
wenn man so etwas wie eine Bezirksquote errechnet, also die Bezirksmittel in
Relation zu den Gesamteinnahmen der Stadt setzt. Wenn man so eine Bezirksquote
errechnet, dann sieht man, dass diese vor drei Jahren, 1999, noch
1,9 Prozent ausmachte. Das heißt, 1,9 Prozent der Gesamteinnahmen der
Stadt flossen früher in die Bezirke. Im nächsten Jahr werden es nur noch
1,5 Prozent sein. Es wird also im Budget 2003 ein wesentlich geringerer
Teil der Gesamteinnahmen der Stadt tatsächlich den Bezirken zur Verfügung
gestellt. Das zeigt, dass die Bezirke, die mit ihren Mitteln jetzt schon nicht
mehr auskommen, die im Rahmen der Dezentralisierung vorgesehenen Aufgaben
eigentlich nicht mehr bewältigen können. Das zeigt, dass diese sinkende
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