Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 122
Bezirksquote die Dezentralisierung überhaupt in Frage
stellt. Herr Stadtrat, wir fordern Sie in diesem Zusammenhang daher auf: Geben
Sie den Bezirken wieder eine größere Bedeutung in der Politik der Stadt, und
geben Sie den Bezirken endlich wieder mehr Budgetmittel!
Meine Damen und Herren! Es konnten in
Gesamt-Österreich, in den anderen Bundesländern im letzten Jahr neue
Arbeitsplätze geschaffen werden, etwa 13 000 neue Arbeitsplätze im übrigen
Österreich. Auch das ist bereits erwähnt worden. In Wien ist das Job-Angebot
weiter geschrumpft, es sind entgegen dem Bundestrend 10 000 Arbeitsplätze
weniger. Diese Zahlen hat der Herr Vizebürgermeister heute nicht erwähnt. Er
hat auch nicht erwähnt, dass wir in der regionalen Arbeitslosenquote weiterhin
der Spitzenreiter sind, im ersten Halbjahr und auch wieder im Oktober, egal,
welche Zahl man hier zu Rate zieht. Der Herr Vizebürgermeister hat das in seinem
zweiten Debattenbeitrag abgeleugnet, er hat angesichts dieser Probleme sogar
von Lappalien gesprochen.
Herr Vizebürgermeister! Ich meine, wir sollten diese
Zahlen nicht ableugnen, die über den gesamten Konjunkturzyklus nachweisbar
sind. Es stimmt daher auch nicht, dass eine höhere Exportorientierung der
Wiener Wirtschaft etwa in den Osten dafür verantwortlich wäre, sondern es hängt
im gesamten Konjunkturzyklus - egal, ob exportgestützte Konjunktur oder durch
Inlandsnachfrage bestimmte Konjunktur - Wien immer nach. Es ist daher meiner
Ansicht nach nicht der richtige Weg, vor diesen Fakten den Kopf in den Sand zu
stecken. Wir sollten diese Zahlen nicht ableugnen, wie Sie das wieder getan
haben. Wir sollten uns vielmehr zusammensetzen und nach gemeinsamen Lösungen
für diese Stadt suchen.
Meine Damen und Herren! Es finden sich im Budget 2003
keine Antworten auf diese Szenarien. Es wird ganz im Gegenteil im Budget des
nächsten Jahres die Wirtschaftsförderung um 8 Millionen EUR gekürzt, und
zwar jene Wirtschaftsförderung, die tatsächlich für die Wiener Klein- und
Mittelbetriebe zur Verfügung gestellt wird. Es fehlen daher jene Investitionen,
die Wien auch als Standort wieder attraktiv machen. Die Mittel des Wirtschaftsförderungsfonds
werden eben ganz im Gegenteil um 8 Millionen EUR gekürzt. Die Kürzung der
Richtlinien in der Wirtschaftsförderung ist bereits mit Jahresanfang in Kraft
getreten, und genau diese Kürzung der Richtlinien soll jetzt im Budget 2003,
das wir heute beschließen, budgetwirksam werden.
Herr Finanzstadtrat! Sie haben diese Kürzung der
Wiener Wirtschaftsförderung, der Mittel für die Klein- und Mittelbetriebe,
immer in Abrede gestellt. Es soll genau diese Kürzung im nächsten Jahr durch
eine Budgetsperre im Volumen von 8 Millionen EUR wirksam werden. Sie haben
heute gleichzeitig von einer offensiven, antizyklischen Politik gesprochen. Ich
frage Sie daher, Herr Stadtrat: Wie passt das zusammen, antizyklische Budgetpolitik
und Kürzung der Mittel für Wiener Klein- und Mittelbetriebe durch eine
Budgetsperre im Ausmaß von 8 Millionen EUR? - Die freiheitliche Fraktion
wünscht sich daher von Ihnen und fordert Sie auf: Geben Sie heute vor diesem
Gemeinderat eine Garantie ab, dass diese Budgetsperre für den Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds nicht in Kraft tritt! Geben Sie hier eine Garantie
für die Wiener Wirtschaftsförderung für unsere Klein- und Mittelbetriebe ab! (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Es ist durch den letzten
Wahlkampf auch ziemlich untergegangen, dass in diesem Voranschlag, der heute
zur Beschlussfassung steht, eine Reihe von Belastungen budgetwirksam wird, alle
jene Maßnahmen, die die neue absolute Mehrheit in diesem Haus in den letzten
eineinhalb Jahren beschlossen hat. Budgetwirksam wird 2003 die neue Wiener
Müllsteuer. Durch die Gebührenerhöhung per 1. Juli hat auch die Müllgebühr
erstmals eine Kostendeckung über 100 Prozent - wie Wasser und Kanal -
erreicht und wird damit zur Steuer. Im Voranschlag steigen die Einnahmen aus
diesem Titel von 158 Millionen auf 199 Millionen EUR im nächsten
Jahr. Das bedeutet ein Plus von 41 Millionen EUR allein bei der
Müllsteuer, wodurch die Betriebskosten beim Wohnen in Wien unmittelbar erhöht
werden.
Budgetwirksam wird im nächsten Jahr auch die Erhöhung
der städtischen Kindergartengebühren. Mit 1. September des heurigen Jahres
sind die Kindergartengebühren stark erhöht worden, nämlich auf bis zu
200 EUR pro Monat. Im Budget ist nachzulesen, dass daher die Einnahmen aus
den Kindergartengebühren auf Kosten der Wiener Familien um 6,8 Millionen
EUR ansteigen. Für eine Familie mit einem durchschnittlichen Einkommen beträgt
die Mehrbelastung aus diesem Titel etwa 84 EUR pro Kind und pro Jahr.
Meine Damen und Herren! Wirksam werden 2003 die
Mietenerhöhung im Wohnneubau um 40 EUR pro Monat, die kräftige Erhöhung
bei den Wiener Linien um bis zu
25 Prozent und die Erhöhung der Bädertarife. Im nächsten Jahr wirksam
werden auch die Verteuerung bei den städtischen Sportanlagen und die Erhöhung
der Autoabschleppgebühren. Budgetwirksam werden 2003 die Kürzungen bei Essen
auf Rädern. Im nächsten Jahr, im Budget 2003, werden diese Zuschüsse für Essen
auf Rädern um 500 000 EUR gekürzt. Daher steigen im nächsten Jahr
auch die Beiträge, die den Menschen für die Betreuung zu Hause vorgeschrieben
werden, gegenüber heuer um etwa 6 Millionen EUR.
Im nächsten Jahr, im Budget 2003, wird auch die
Rücklagenauflösung im Krankenanstaltenverbund wirksam. Herr Stadtrat, Sie
wissen, dass der Krankenanstaltenverbund auf Grund gewisser Entwicklungen heuer
mehr Rücklagen als geplant auflösen musste. Auch im nächsten Jahr wird sich
diese Entwicklung fortsetzen. Im nächsten Jahr werden die letzten Rücklagen des
Krankenanstaltenverbunds angegriffen. Ab dem Jahr 2004 ist mit diesem Budgetzuschuss
daher auch die Finanzierung des Wiener Gesundheitssystems nicht mehr garantiert.
Meine Damen und Herren! Frau GRin Stubenvoll hat hier in
ihrem Beitrag wieder vom Sozialmodell in Wien gesprochen. Im Budget 2003 ist
von diesem sozialen
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