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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 68 von 93

 

Bundesligavereine werden nicht unterstützt - siehe Tribüne der Austria, siehe Tribüneüberdachung bei Rapid -, aber das ist jetzt einmal alles ausgenommen, vielleicht weiß man, dass die irgendwann einmal mehr keine Bundesligavereine mehr sind, mag schon so sein, dann denke ich mir, wer kann auf so eine eigenartige und verworrene Idee kommen und sagen, das machen wir, das ist ein gutes Geschäft, und dabei noch erwarten, dass das ohne Widerspruch ad 1 der dort anrainenden Bevölkerung und ad 2 der denkenden Menschen hier im Haus abgehandelt wird.

 

Jetzt weiß ich schon, Herr BV Tiller ist halt einer, der da massiv dahinter steht, weil halt sein Verein im Bezirk einer dringenden Sanierung bedarf.

 

Mittlerweile konnten wir auch in Erfahrung bringen, dass die Vienna schon einen Großteil des Geldes lukriert hat, der aus diesem Deal, nämlich aus dem Widmungsgewinn, aus dieser Sache gezogen wird, und offensichtlich schon am Spielermarkt aktiv wird. Soll so sein.

 

Was mich besonders ärgert und was offensichtlich besonders verwegen ist von der SPÖ und von denen, die das einfädelt haben: Wir haben gerade eine Untersuchungskommission, wo wir uns mit den Praxen der Flächenwidmung auseinander setzen und jetzt gibt es einen Vertrag, wo drinnen steht, das und das und das ist zu machen und die Stadt Wien trägt für Folgendes Sorge: Umwidmung dieser Flächen in Bauland, 130 EUR bezahlt er für den Quadratmeter Esp-Fläche Parkplatz, bekommt aber garantiert in dem Vertrag drinnen, dass es ohnedies Bauland wird mit mindestens 18 000 Quadratmeter Nettonutzfläche, die er dort nutzen kann und - und jetzt kommt es und das ist eine Frage, die wir sowohl vom Rechtsmittelbüro als auch vom Kontrollamt noch klären lassen werden - die Zusage, auch die notwendige Baubewilligung.

 

Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, wo leben wir denn? Gilt noch die Rechtsstaatlichkeit, gilt noch das Prinzip, dass dort Anrainer, dass dort Eigentümer bei diesen Flächen ein Mitspracherecht haben bei einer Bauverhandlung, dort sagen können, das oder das ist nicht in Ordnung, so kann das nicht funktionieren?

 

Und die Stadt Wien schreibt ganz kühl lächelnd in den Vertrag hinein: Macht euch keine Sorgen, wir widmen um, wir beschaffen die Bewilligungen. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, wo sind wir, wo leben wir?

 

Also, mir wird immer erklärt, das ist alles ganz in Ordnung, die Rechtsstaatlichkeit und das muss alles eingehalten werden, das ist alles ganz super, was wir machen. Ja, Sie strafen sich selbst Lügen. (GR Heinz Vettermann deutet Nein.) Sie strafen sich selbst Lügen, Sie schreiben in einen Vertrag, und Kollege Vettermann, lesen Sie es nach. Sie tun immer so deuten, dass das alles nicht stimmt. Sagen Sie mir einen Punkt von dem, was ich jetzt gesagt habe, was nicht stimmt. Es steht drinnen, er bekommt die Umwidmung, es steht drinnen, er bekommt die Baubewilligung und gerade dass Sie nicht dazugeschrieben haben als Drittes "und die Anrainer soen die Pappn hoetn". Das wäre wenigstens ehrlich gewesen.

 

Aber so unehrlich sind Sie und so unehrlich ist leider auch Herr BV Tiller, der auf Anfrage von Anrainern ihnen noch vorige Woche erklärt hat: "Passiert nichts, da kommt nichts, im Jänner stellen wir euch dann das Projekt vor und dann wird entschieden, was dort passiert."

 

Nein, einen Schmarr'n! Jetzt wird entschieden, jetzt wird dieser Kaufvertrag beschlossen, jetzt bekommt diese eigenartige Gesellschaft, hinter der angeblich die Nationalbank steht, ein Grundstück zu einem Spottpreis, zu einer Neppichkeit sondergleichen, verglichen mit Standorten in Wien, wo man sich auf den Kopf greift.

 

Wenn ich einem sage, vergleichen Sie den Parkplatz am Verteilerkreis und den Parkplatz oder die Gegend bei der Hohen Warte in Döbling und das ist annähernd gleich viel wert, dann werden Sie Gelächter ernten. Dann wird man Unverständnis ernten, da wird ein jeder sagen, erzählen Sie mir das nicht, das kann nicht stimmen.

 

In Wien ist das offensichtlich leicht möglich, in Wien ist das alles möglich, da braucht man nur die guten Freunde in der sozialdemokratischen Fraktion und den Bezirksvorsteher, der dahinter steht und wahrscheinlich einen Wirtschaftskämmerer namens Nettig, der für sich die Vienna oder für seine Vienna, je nachdem wie man es benennen kann, auf die Schienen g'haut hat. Nur, ich würde mir wünschen, dass mit einer derartigen Konsequenz alle Vereine, die in finanziellen Schwierigkeiten sind, die sich ein bisschen übernommen haben, irgendwann einmal Geld bekommen.

 

Nun, wir können gerne darüber diskutieren. Wir haben dieses großzügige Geschenk wie jeder nicht platzbesitzende Verein und wir sind eben nicht Platzbesitzer - der liebe Kollege Fuchs braucht nur nachdenken oder nachlesen -, und somit kann ich in den Genuss solcher großzügigen Geschenke, die die SPÖ und die ÖVP macht, nicht kommen, weil als nicht platzbesitzender Verein tue ich mir sehr schwer, irgendetwas zu verscherbeln. Ich habe nichts, was ich verklopfen kann, ich muss mich halt mit dem abg'fretten, was großzügigerweise nicht von der Stadt Wien, sondern vom Wiener Fußballverband zur Verfügung gestellt wird, weil der Verein Untermieter ist beim Wiener Fußballverband und nicht bei der Stadt Wien, weil sich ja die Stadt Wien nichts darum pfeift, ob ein Verein in der höchsten Spielklasse in Wien einen Platz hat oder nicht.

 

Der Fußballverband tut das und da bin ich sehr dankbar, dass er das auch tut. Faktum ist, dass hier in einer äußerst eigenartigen Konstruktion eine Gesellschaft, die bislang noch nirgends aufgetreten ist, nie wieder auftreten wird und nur ausschließlich zum Zwecke der Verwertung von dem Parkplatz, von diesen Flächen dort gegründet wurde, einen Megaschnitt macht bei dieser Geschichte.

 

Man braucht sich nur hochrechnen, wie viele Wohnungen bei 18 000 Quadratmeter Nettonutzfläche - und das ist mindestens drinnen, es darf auch ein bisschen mehr werden - dort zu lukrieren sind, welche Möglichkeiten dieser Gesellschaft, vice versa dann den Nutzungsberechtigten, in die Hand gegeben werden.

 

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