Gemeinderat,
22. Sitzung vom 12.12.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 93
Bezirksvorstehers an die Anrainer, nach dem er am
11. November erklärt hat, dass er gegen diese Transaktion keinen Einwand
hat. Kein Wunder, er ist ja Vorsitzender des Ältestenrates der Vienna, daher
steht er Anliegen der Vienna mit absoluter Objektivität gegenüber! Er schreibt
da den Anrainern, die sich jetzt Sorgen darüber machen, wie es in Zukunft um
die Lebensqualität bestellt sein wird, dass schon beabsichtigt ist, eine
Flächenwidmung vorzunehmen, dass man aber im Jänner bei einer Bürgerbesprechung
großzügigerweise noch die Möglichkeit haben wird, die Vorstellungen, die man
als Anrainer hat, den Vertretern der IG, der Stadtplanung vorzubringen. Na ja,
da werden die Anrainer große Chancen haben.
Wenn man sich den Akt anschaut, sieht man, dass die
Überlegungen der "Hohe Warte"-Projektentwick-lungsgesellschaft schon
sehr konkret sind. Sie werden sich in ihren Überlegungen durch die Anrainer
dort wahrscheinlich massiv irritieren oder beeindrucken lassen. Ich glaube,
dass es sowohl den Bezirksvorsteher und die Stadtplanung als auch die
"Hohe Warte"-Projekt-entwicklungs-GesmbH - auf diese möchte ich
später noch zu sprechen kommen - wirklich massiv kratzen wird, wenn die
Anrainer schreiben, man versteht nicht, dass womöglich Parkplätze aufgegeben
werden, wenn auf der anderen Seite das Stadion ausgebaut werden soll, obwohl
schon jetzt bei größeren Veranstaltungen wie zum Beispiel einer
American-Football-Veranstaltung der Vienna Vikings nicht nur die drei
umgebenden Parkplätze überfüllt sind, sondern die ganze Umgebung verparkt ist.
Das ist ja nicht nur etwas, was man täglich aus eigener Beobachtung wahrnehmen
kann, wenn man sich dort öfters die Gegend anschaut, sondern das schreiben auch
die Leute, die dort wohnen und die das noch viel besser wissen.
Über diese "Hohe Warte"-Projektentwicklungsgesell-schaft
haben wir vorhin von Kollegen Fuchs die Geschichte mit dem Pachtvertrag gehört.
Eine Gesellschaft, die am 29. April gegründet wird, denkt sich: Jetzt
haben wir eine Projektentwicklungsgesellschaft gegründet, was machen wir in den
nächsten zwei, drei Tagen? Ein Wochenende und ein Feiertag liegen dazwischen,
da machen wir schnell einmal einen Pachtvertrag mit der Vienna - flupps, am
3. Mai, vier Tage später, haben wir den neuen Pachtvertrag mit der Vienna
abgeschlossen. Jetzt haben wir also einen Pachtvertrag mit der Vienna, weil wir
solche Freunde des Fußballs sind, und nun denken wir ein bisschen nach, weil
wir etwas Zeit haben. Auf einmal, nachdem Wochen vergangen sind, bekundet am
16. Juli die "Hohe Warte"-Projektentwicklungsgesell-schaft -
eigenartig, der Name hat wahrscheinlich überhaupt nichts damit zu tun, dass man
dort jetzt etwas tun möchte - die Kaufabsicht: Wenn umgewidmet wird, dann sind
wir auch bereit, hier zu kaufen.
Die MA 51, von dieser Idee völlig überrascht,
erklärt natürlich: Das ist die Via Regia, um die Vienna zu sanieren. Sie sind
daher höchst einverstanden damit, dass man das so aufs Gleis stellt. Die ganze
Geschichte riecht also einigermaßen eigenartig, nach Grundstücksspekulation,
die mit diesem Geld betrieben wird. Es ist natürlich Geld des Steuerzahlers,
denn es ist der Grund des Steuerzahlers, und es ist Vermögen des Steuerzahlers,
mit dem hier spekuliert wird.
Da zuerst von dem Gewinn gesprochen wurde: Was für
mich noch nicht klar herausgearbeitet worden ist, ist, wie die "Hohe
Warte"-Projektentwicklungsgesellschaft zu ihrem Gewinn kommen wird. Da bin
ich noch gespannt, ob der Verkauf der 18 000 Quadratmeter in einem Ausmaß
erfolgen wird, um all das zu finanzieren, wozu man sich verpflichtet hat: ein
Bundesliga-taugliches Stadion herzustellen, allerdings mit der etwas
einschränkenden Bedingung, dass all das, was an notwendigen Investitionen über
2,9 Millionen EUR hinausgeht, nicht bezahlt wird.
Wenn man sich allerdings die Sanierungsvorhaben anschaut,
die von der Vienna angegeben werden und die im Akt detailliert aufgelistet
sind, glaube ich, dass man nach nicht einmal einem Drittel der Vorhaben, die
hier als notwendig beschrieben werden, mit den 2,9 Millionen EUR längst am
Ende sein wird. Hier wird auf der einen Seite vorgegeben, dass man ein Stadion
Bundesliga-tauglich macht, mit allen Schikanen, von der Tribüne angefangen über
Kabinen bis hin zu einem Bundesliga-tauglichen Rasen; die Laufflächen kommen
weg, es wird dort alles picobello saniert, aber bei 2,9 Millionen EUR ist
Ende der Fahnenstange. Wir werden dort mitten in diesen Ausbauvorhaben stehen -
so sie je zustande kommen werden -, und das Stadion wird nicht saniert sein.
Kein Wunder, 150 Stellplätze für Veranstaltungen bei der Vienna zeigen ja,
welche Entwicklungskapazitäten man diesem Verein in Wahrheit zumisst. Rang neun
in der Regionalliga - das sagt leider alles! Daher lautet die Frage: Wie kommt
die "Hohe Warte"-Projektentwick-lungs-GesmbH zu ihrem Gewinn?
Es wird interessant zu beobachten sein, ob diese
Gesellschaft beispielsweise Grundeigentümer wird. Oder es wird interessant zu
beobachten sein, ob uns hier in nicht allzu ferner Zukunft ein Akt vorgelegt
werden wird, bei dem wir eingeladen werden, mit unseren Stimmen einem Rückkauf
zuzustimmen, weil dann möglicherweise für die eine oder andere Gesellschaft auf
Grund ihrer finanziellen Gestion die Notwendigkeit besteht, sich wieder an die
Gemeinde zu wenden. Was einmal schon funktioniert hat, kann durchaus auch ein
zweites Mal funktionieren.
Was für eine Wertigkeit Flächenwidmungsbeschlüsse
hier im Hause haben, kann man auch daran erkennen, dass der Bezirksvorsteher
hergeht und ankündigt - und dass das auch schon im Akt steht -, dass es hier zu
einer Flächenwidmungsänderung kommt. Gültige Flächenwidmungspläne: wertlos;
Bezirksentwicklungsplan, beschlossen in der Bezirksvertretung und hier im
Gemeinderat, der dort keine Wohnbau-Bebauung vorsieht: offensichtlich wertlos.
Also frage ich mich: Welchen Wert messen Sie hier Ihren eigenen Beschlüssen zu,
die Sie nach Lust und Laune abändern?
Ich bin mir sicher, dieser Akt wird uns noch öfters
beschäftigen, und ich glaube, Kollege Fuchs wird sich noch
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular