Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 82
(Beginn um 9.00 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf Sie recht herzlich begrüßen.
Die Sitzung ist eröffnet.
Wir haben heute eine nicht gerade kleine Liste an
Erkrankungen festzustellen. Ich hoffe für all diejenigen, dass es ihnen im
Laufe der Zeit besser gehen möge und ich mache kollektiv einmal die
Genesungswünsche.
Als krank entschuldigt sind Herr StR DDr Schock, Frau
GRin Reinberger, Herr GR Pfeiffer, Frau GRin Lettner, Herr GR Mag Kowarik, Herr
GR Juznic und Frau GRin Cordon. Ich hoffe, es wird ihnen übers Wochenende
besser gehen. Und entschuldigt ist auch - aber nicht aus Krankheitsgründen -
Herr Mag Chorherr.
Wir sind aber trotz dieser langen Liste
beschlussfähig.
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP/00357/2003/0004-KVP/GM) wurde von Herrn
GR Fuchs an den Herrn Bürgermeister gerichtet: Worauf führen Sie die
Tatsache zurück, dass namhafte Experten die Meinung vertreten, dass Wien im
Wohnbaubereich am Rande einer Mangelsituation stehe?
Ich darf Herrn Bürgermeister um Beantwortung ersuchen.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
In Ihrer Anfrage beziehen Sie sich mit der
Begrifflichkeit "namhafte Experten" offensichtlich auf eine
Pressekonferenz des Österreichischen Verbandes der Immobilientreuhänder vom
23. Jänner 2003.
Ohne dass ich den Teilnehmern dieser Pressekonferenz
natürlich im Entferntesten ihren Expertenstatus absprechen möchte: Es war bei
dieser Pressekonferenz zwar in einem Satz tatsächlich plakativ von einem
zukünftigen Mangel am Wiener Wohnungsmarkt die Rede. Als Gründe - und die
sollte man sich auch anschauen - wurden jedoch die restriktive Kreditpolitik
der Banken und der Abbau von Überangeboten von diesen namhaften Experten
genannt.
Zu Ihrer Frage, warum Bauträgervertreter die Meinung
vertreten, dass Wien im Wohnbereich am Rande einer Mangelsituation stehe: Dazu
fallen mir persönlich verschiedene Gründe ein. Zum Beispiel ist es durchaus
nachvollziehbar und legitim, dass Bauträger ihre wirtschaftlichen Interessen
verfolgen und eine möglichst rasche Verwertung von fertig gestellten Wohnungen
anstreben. Dies könnte auch erklären, warum von künftig steigenden
Wohnungspreisen gesprochen wurde. Dass die Baubranche insgesamt gesehen ein
hohes Interesse hat, möglichst viel zu bauen, ist auch verständlich. Die Stadt
Wien hat jedoch im Rahmen der Wohnbauförderung Steuergelder zu verwalten und
muss die Gesamtinteressen, vor allem die der wohnungssuchenden Bevölkerung, der
Mieter beziehungsweise Wohnungseigentümer, und nicht zuletzt der Steuerzahler,
im Auge behalten.
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen,
dass in den Jahren 1994 bis 1996 auf Grund der damaligen Situation auf dem
Wohnungsmarkt jährlich zehntausend neu zu errichtende Wohneinheiten gefördert
wurden. Dies führte in den Jahren 1996 und 1997 zu einer Neubauleistung von
mehr als 10 000 Wohneinheiten jährlich. 1997 wurde entsprechend der
Wohnungsnachfrage eine Reduktion der Neubauförderung auf durchschnittlich
jährlich 7 000 Wohneinheiten festgelegt. Dieses Ziel wurde auch erreicht.
Auf Grund der Ergebnisse von drei Untersuchungen über
den zukünftigen Wohnungsbedarf auf Grund der Bevölkerungs- und
Haushaltsentwicklung wurde in der Regierungserklärung vom
27. April 2001 ein Ziel von 25 000 geförderten Wohnungen in der
laufenden Legislaturperiode, also 5 000 Wohnungen jährlich, genannt. Auch
bei diesem Ziel liegen wir auf Kurs. Im Jahre 2001 wurden 5 396, im Jahre
2002 5 012 Wohnungen gefördert.
Aber auch in der Sitzung der Landesregierung am
vergangenen Dienstag wurde schon die Zusicherung von Wohnbauförderungen für 724
Wohnungen beschlossen. Mit der in der Vergangenheit erfolgten Anpassung der
Neubauförderungsquote ging eine Verstärkung der Wohnhaussanierung
beziehungsweise der Subjektförderung einher.
Was nun die zukünftige Wohnbauleistung betrifft, so
wurde vor kurzem von der Stadt Wien eine Studie in Auftrag gegeben, die die
Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf den Wiener Wohnungsmarkt untersuchen
soll. Gemeinsam mit anderen aus der Wohnbauforschung zur Verfügung gestellten
Instrumenten soll damit auch weiterhin eine möglichst präzise Bedarfsplanung
für die Zukunft ermöglicht werden.
Ich kann daher zusammenfassend sagen, dass die
flexible und vorausschauende Wohnungspolitik in Wien bestrebt ist,
Ungleichgewichte am Wohnungsmarkt und ein Überangebot mit größerem Leerstand,
genau so wie einen Wohnungsmangel zu vermeiden. Dies ist in den letzten Jahren,
anerkannter Weise gerade auch von den Experten, sehr gut gelungen. Damit ein
Mangel an leistbaren Wohnungen auch weiterhin vermieden werden kann, ist die
Aufrechterhaltung der Wohnbauförderung, wie dies auch von den Teilnehmern der
erwähnten Pressekonferenz betont wurde, in besonderem Ausmaß wichtig.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. Ihre erste Zusatzfrage.
GR Georg Fuchs (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Danke, Herr
Bürgermeister!
So wie wir
seinerzeit auf Grund des Überangebots rechtzeitig Maßnahmen getroffen haben -
und damals gab es die Koalition zwischen SPÖ und ÖVP -, dass dieses Überangebot
abgebaut wird, so sollten auch jetzt Maßnahmen getroffen werden, dass
vorausschauend durch den Eintritt der Länder in die EU hier in Wien eigentlich
vorgesorgt wird. Und Sie selbst haben gesagt, es wird eine Studie hier in
Auftrag gegeben, oder wurde in Auftrag gegeben. Wir haben vor einem Jahr
gesagt, wo ist eigentlich eine Untersuchung, wird eine Studie in
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