Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 82
Auftrag
gegeben. Damals hat der Herr Planungsstadtrat gesagt, wir brauchen so eine
Studie nicht.
Jetzt,
knapp vorher, wo mehr oder weniger eigentlich ein Verzug besteht, wurde eine
solche Studie in Auftrag gegeben. Und da setzt nämlich, glaube ich, also das
ÖVI auch an, dass deswegen eine Wohnungsknappheit bevorsteht, weil nicht
rechtzeitig Maßnahmen eingeleitet worden sind. Und dieses Einleiten hat
natürlich große Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt. Das bedeutet, dass dort, wo
es eine Knappheit gibt, wo es wenig Wohnraum gibt, die Mieten steigen. Und es
gibt hier natürlich eine Untersuchung, dass österreichweit die Mieten moderat
steigen werden - auch ÖVI hat das so genannt - und viele Bauträger haben auch
selbst eine Untersuchung gemacht, aber Wien besonders stark von der
Mietensteigerung betroffen ist, weil nicht rechtzeitig Maßnahmen getroffen
worden sind.
Und dieses
nicht rechtzeitige Agieren, das ist etwas, das eigentlich die
sozialdemokratische Regierung jetzt alleine tragen muss.
Und ich
sage ganz offen: Wenn die Mieten hinauf gehen und in naher Zukunft die Teuerung
kommt, dann sollten doch bitte jetzt endlich diese Maßnahmen getroffen werden,
damit es nicht in diese Richtung geht.
Ich stelle
mir hier vor, dass es eine Möglichkeit gibt, wo man ein Potential mobilisieren
kann: Das ist ein Dachbodenausbau. Wir haben 40 000 Dachböden in der
Stadt.
Herr
Bürgermeister, wir brauchen dafür keine Infrastruktur. Ich frage Sie jetzt ganz
konkret: Werden Sie dafür auch eintreten, dass dieses Potential an Dachböden im
Wiener Raum mobilisiert wird, indem es dafür auch eine Sonderförderung geben
wird, und wo keine Infrastrukturkosten erwachsen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Die zweite Frage, also die eigentliche Frage ist ja
sehr leicht zu beantworten, denn der Dachbodenausbau findet ja statt. Da kann
man nun (GR Georg Fuchs: Die Förderung!) – nicht böse sein, aber die
Beschwerden, die zum Beispiel bei mir aus der Wiener Innenstadt einlangen über
die Fragen von Dachbödenausbauten betreffen ja nicht nur zwei Gebäude, sondern
das sind ja Beschwerden im erheblichen Ausmaß und so gesehen gehe ich davon
aus, dass der Dachbodenausbau in der Stadt jedenfalls so durchgeführt wird,
dass er merkbar ist, und zwar nicht nur positiv merkbar ist für jene, die diese
wunderbaren Wohnungen beziehen, sondern offensichtlich auch zu einer
öffentlichen Diskussion Anlass gegeben hat. Und ich kann daher leicht sagen, ja
selbstverständlich unterstützen wir den Dachbodenausbau.
Ob eine Sonderförderung dafür notwendig sein wird oder nicht, das ist
eine rein sachliche Frage, und das werden wir uns genau in Ruhe anschauen. Wenn
es für die Erreichung der Zielsetzung notwendig sein wird, wird man es tun, und
wenn man mit dem bestehenden Förderungsinstrumentarium auskommt, dann wird man
es lassen. Das ist ja sehr einfach.
Aber ich kann Ihre andere Argumentation ehrlich
gesagt, schwer nachvollziehen. Es gibt keinen Wohnungsmangel in Wien, das ist da
schlicht und ergreifend festzustellen. Und ich kenne auch keine Studie, die
besagt, dass es auch nur in einer absehbaren Zeit zu diesem prognostizierten
Ansteigen, extremen Ansteigen der Mieten in Wien kommen wird. Selbst wenn dem
so wäre, wären die Mieten in Wien immer noch billiger als in anderen
Landeshauptstädten, wenn ich etwa an Salzburg, Innsbruck, Klagenfurt oder auch
Graz denke, wiewohl gerade ein dort Verantwortlicher für seine Wohnungspolitik
durch den Wähler sehr belobigt wurde.
Also, so gesehen kann ich hier natürlich eine ganze
Menge an zukünftiger Arbeit erkennen, aber ich kann mit Sicherheit nicht
erkennen, dass wir uns hier auf Grund einer Mangelsituation vor einer
Teuerungswelle oder Verteuerungswelle bei den Mieten befinden würden.
Ja, natürlich kommen Baufirmen, Wohnbauträger, wer
immer sonst - und ich habe das vorhin auch, aber vielleicht etwas zu
verklausuliert, ausgeführt - natürlich kommen die und wollen, dass mehr gebaut
wird, das ist ja gar keine Frage. Und es sind natürlich auch bestimmte
Baufirmen, weil andere Baufirmen, die beispielsweise in erster Linie im
Sanierungsbereich tätig sind, die sind sehr zufrieden und da gibt es keine
öffentlichen Aussagen dazu. Und selbstverständlich haben wir insgesamt gesehen
ein Problem im Baubereich, das in erster Linie allerdings aus dem
Tiefbaubereich und den Defiziten aus den Investitionen im Tiefbaubereich heraus
resultiert. Und selbstverständlich sind wir auch hergegangen und haben etwa im
vergangenen Jahr Sondermaßnahmen und zwar nicht Förderungen, sondern
Investitionssondermaßnahmen gesetzt, die gerade kleinen Baumeistern aber
insbesondere auch dem Baunebengewerbe zugute gekommen sind, um die
Arbeitslosigkeit gerade in diesem Bereich, zu bekämpfen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke.
Bgm Dr Michael Häupl: Einen Satz noch. Bei allem Reden
muss ich gelegentlich auch einmal Luft schöpfen, Herr Vorsitzender. Die Kritik
an dem Defizit bei dieser Studie, die kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Denn
Ihre Anregung ist ja auf fruchtbaren Boden gefallen, Sie haben sich ja
eigentlich mit dieser Forderung nach einer entsprechenden Studie durchgesetzt.
Sie ist halt vom Wohnbaustadtrat in Auftrag gegeben worden und nicht vom
Planungsstadtrat, das kann ja Ihnen egal sein, der Magistrat ist ja eine
Einheit. Aber Sie haben sich hier durchgesetzt, diese Studie wird gemacht,
sodass man sich ja dann auf die spezifische Situation, was den Wohnungsbau in
Wien infolge der EU-Osterweiterung betrifft, durchaus auch gezielt und
punktgenau vorbereiten kann.
Also, diese Kritik kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, denn es wird
auf Ihre Anregung und mit Ihrer Zustimmung auch durchgeführt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Dankeschön. Die
zweite Zusatzfrage. Herr GR Josef Wagner, bitte.
GR Josef Wagner (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!
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