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Gemeinderat, 24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 82

 

andere Leute, und da kann man auch "Alltagsgeschichten" machen.

 

Ich bin ja für all diese "Alltagsgeschichten" wirklich heftig zu haben, aber in meinen Augen ist es einfach so: Diese "Alltagsgeschichten" kann es geben, andere kann es geben, doch in der Großfeldsiedlung müssen eindeutig Veränderungen vorgenommen werden. Die Leute, die dort leben, die Großfeldsiedler, sollen von der Sendung und von der Aufregung profitieren, und ich denke, sie werden es auch. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Fuchs. Ich erteile es ihm.

 

GR Georg Fuchs (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!

 

Frau Kollegin Jerusalem, Menschen zu verunglimpfen, kann doch nicht mit der Freiheit der Kunst entschuldigt werden. Das ist doch katastrophal, was Sie hier ausgeführt haben. Das sind Menschen, die leben, die eine Persönlichkeit haben. Das sind glückliche Menschen. Die gehen arbeiten, die erziehen ihre Kinder. Und da stellen Sie sich heraus und sagen, das ist die Freiheit der Kunst, und Sie führen den "Herrn Karl" an. Ich habe keinen Ausdruck! Ich verwende keinen, den ich eigentlich sagen wollte, Sie können sich ihn denken.

 

Meine Damen und Herren! Diese glücklichen Menschen, die dort leben, sind tatsächlich verunglimpft worden. Natürlich sind die Bewohner dort verletzt, denn natürlich identifizieren sie sich mit einer Anlage, in der sie schon Jahrzehnte wohnen. Ja, was bleibt ihnen denn auch anderes übrig?

 

Es stellt sich die Frage: Sind die Menschen zu sensibel? Es stellt sich die Frage: Haben die Menschen nicht Angst, dass sie noch einmal in ein Image gedrängt werden, das sie mit Mühe ablegen mussten und ablegen wollen, das sie verpasst bekommen haben von einer sozialdemokratischen Stadtregierung in den siebziger Jahren, meine Damen und Herren? Das muss man ganz klar sagen. Jetzt führen Sie hier die Kritik an, die seinerzeit Herr VBgm Busek hier von dieser Stelle aus gebracht hat, indem er gesagt hat, das ist eine zu große Anlage, da gehört Durchmischung her – so wie Sie es heute versuchen, aber noch nicht durchführen –, eine Durchmischung mit begüterteren, mit älteren Menschen und und und. Das alles haben Sie damals nicht gemacht. Das hat Herr VBgm Busek damals gesagt. Sie haben schlecht gebaut, Sie haben kein Controlling gehabt. Heute noch leiden die Leute darunter, und die soziale Infrastruktur möchte ich hier gar nicht erwähnen.

 

Meine Damen und Herren! Warum hat diese Stadtregierung, warum haben die bisherigen Wohnbauverantwortlichen und Planungsverantwortlichen in den letzten Jahren nicht Maßnahmen ergriffen bei der Großfeldsiedlung, am Rennbahnweg, Am Schöpfwerk, in all diesen Siedlungen? Warum hat man aus dieser Siedlung, die ein schlechtes Image gehabt hat, an dem Sie selbst schuld sind, nicht eine Öko-Siedlung Großfeld gemacht? Man hätte sie ökologisch sanieren können, man hätte ein Image schaffen können, dann wäre das nicht passiert, was hier geschehen ist. Denn Einzelschicksale herauszuholen, das gehört sich nicht. Das kann jedem Bezirk passieren, gegen solche Vorgangsweisen muss sich jeder Mandatar wehren.

 

Meine Damen und Herren! Ein bisschen skeptisch bin ich schon bei den Aussagen der Freiheitlichen. Der Schimanek hat zum Beispiel ein Kulturzentrum der Alleviten kritisiert. Das ist eine Religionsgemeinschaft, die dort ist. Aber es hat sich dann zum Guten gewendet, er hat dann mit denen dort getanzt. Er hat eingesehen, dass es viele Leute gibt – vom Schulbereich, von der Polizei, von den Wirtschaftstreibenden –, die hier entsprechend etwas tun wollen, so auch eine ökologische Sanierung.

 

Das, was wir jetzt schaffen müssen, ist, gemeinsam mit der Gebietsbetreuung für die kommunalen Wohnbauten, die wir auch für den 21. Bezirk beantragt haben, gemeinsam mit diesem Einkaufszentrum, gemeinsam mit den Leuten, die dort in Eigentumswohnungen, in Genossenschaftswohnungen, in Reihenhäusern, in Gemeindebauten wohnen, eine Verbesserung herbeizuführen, damit das nicht mehr passiert. Das gilt aber nicht nur für den 21. Bezirk, sondern auch in Meidling, Am Schöpfwerk, und in den anderen Siedlungen.

 

Das, was man noch tun muss, in drei Sätzen genannt: Es gilt, identitätsformende Maßnahmen gemeinsam mit den Menschen in dieser Siedlung herbeizuführen. Die Menschen dort sollen die Grünflächen nützen können, Freizeitraum für die 14- und 15-Jährigen ist zu schaffen. Es geht nicht darum, nur herzugehen und eine Aussage, die von dem einen oder den anderen getroffen wird, zu kritisieren. Machen Sie doch Stadtpolitik! Betreiben Sie ordentliche Planungspolitik, dann werden solche Filme nicht mehr passieren! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Barnet. Ich erteile es ihr. (Ruf: Herr!) Ah, der Herr Gemeinderat. Entschuldigung!

 

GR Günther Barnet (Klub der Wiener Freiheitlichen): Den Namen kann man verwechseln, aber das Geschlecht bleibt gleich. (Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich entschuldige mich ganz außerordentlich!) Danke, Frau Vorsitzende! Meine Frau sagt immer, ich bin nicht so schön, ich brauche auch nicht eitel zu sein, aber trotzdem: Herzlichen Dank!

 

Meine Damen und Herren!

 

Sie erlauben, wenn ich heute in meinem Redebeitrag zu der Frage der Großfeldsiedlung drei Geständnisse ablege.

 

Das erste Geständnis ist: Ja, ich hatte als Kind und Jugendlicher auch Vorurteile gegen die Großfeldsiedlung. Als zivilisierter Leopoldstädter ist man nur mit dem Taschenfeitel in der Hose den langen Weg nach Floridsdorf in der Straßenbahn gefahren. Es hat über eine Stunde gedauert. So viel zur guten Infrastruktur damals durch die sozialdemokratische Stadtregierung. Aber ich habe gelernt, ich habe diese Vorurteile abgebaut. Im Gegenteil, ich wohne jetzt sogar in Leopoldau, und dazu gehört auch die Großfeldsiedlung. Ich wohne nicht in einem Gemeindebau, denn ich kann mir zum Glück ein

 

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