Gemeinderat,
24. Sitzung vom 30.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 82
Nichtsdestoweniger hat er erklärt, man wird es über einen
§-69-Beschluss im Bauausschuss ermöglichen, doch höher zu bauen als das auf
Grund der Flächenwidmung möglich ist. Jetzt frage ich mich doch tatsächlich,
wie er für den Bezirk eine solche Erklärung abgeben kann, sind im Bauausschuss
doch die Mehrheitsverhältnisse so, dass dort die SPÖ nur über ein Drittel der
Mandatare verfügt. Es gab und gibt auch keine Anzeichen dafür, dass eine
Fraktion diesem Vorschlag beitreten könnte. Das ist aber symptomatisch für die
Mehrheitsfraktion in diesem Hause, das ist symptomatisch für dieses
Geschäftsstück.
Ich darf daher festhalten: Nicht gelungen ist die
Erhaltung von Grün- und Erholungsraum für die Wiener Bürger, nicht gelungen ist
eine ernsthafte Bürgerbeteiligung, was gelungen ist, das ist eine absolute
Machtausübung durch die SPÖ in Wien. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin
Trammer. Ich erteile es ihr.
GRin Heike Trammer (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und
Herren! Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ein Nachruf zu Beginn: Hiermit gebe ich die traurige
Nachricht bekannt, dass die tragische Geschichte des Planungsunfalls
Sensengasse nach langem, schwerem Leiden am Dienstag ihr unglückliches,
abruptes Ende gefunden hat. Und so tragen wir heute die Demokratie zu Grabe.
Ruhe sanft, gelebte Demokratie!
Es gibt wohl kaum ein Plandokument, das so umstritten
ist und so heftig diskutiert wurde wie dieses. Die Chronologie dieses
Flächenwidmungsverfahrens kommt eher noch einem Management by chaos gleich, wie
anscheinend überhaupt die sozialistische Stadtplanung derzeit ein unglückliches
Händchen hat, was die Planungsarbeiten betrifft. Hier nur ein kurzer
Querverweis auf den heutigen Presseartikel Wien Mitte: Die Stadt soll die Höhe
abkaufen bei einer Reduktion. Na gut, ich würde vorschlagen: Schicker hat
dieses Projekt gewollt, dann soll eben auch die SPÖ aus ihrer Parteikasse diese
Höhe zahlen, eine dreistellige Euromillionenhöhe. (Beifall bei der FPÖ.)
Nun aber zurück zur Schicker'schen Kneippkur, was das
Plandokument 7354 anbelangt. Akt in den Ausschuss, Akt abgesetzt, Akt in den Ausschuss,
Akt wieder abgesetzt und so weiter und so weiter. Und da gab es noch einen
regen Schriftverkehr: Ansuchen seitens der Agenda-Gruppe, sehr starke
Bemühungen im Bürgerbeteiligungsverfahren mitzuarbeiten, sehr viele
konstruktive Angebote. Man hat diese Angebote leider nicht wirklich
wahrgenommen. Es ist sehr schade, denn es gab eine Bürgerinitiative – es gibt
sie noch immer –, die dieses Projekt ja nicht im Gesamten abgelehnt hat,
sondern die einfach konstruktiv mitarbeiten wollte. Was wirklich passiert ist,
haben meine Vorredner ja schon ganz klar gesagt.
Ich bringe Ihnen aber diesen einen Brief doch noch
einmal in Erinnerung, meine Damen und Herren, damit Sie auch wissen, was da
tatsächlich im letzten Sommer vonstatten gegangen ist. Ich zitiere:
"Sehr geehrter Herr Stadtrat! Wie ebenfalls in
unserem Gespräch vom 30. Juli vereinbart wurde, sollten wir Einsicht in
das Verkehrsgutachten bekommen, das im Auftrag der BIG erstellt worden ist.
Trotz wiederholter Anfragen an die BIG", und so weiter und so weiter,
"hat man uns bis jetzt diese Einsicht nicht gewährt und erst für
unbestimmte Zeit in Aussicht gestellt. Diese Tatsache wird von uns als sehr
geringes Interesse seitens der BIG gewertet, mit unserer Agenda-Gruppe in einen
Dialog zu treten."
Dann gab es eine zweite Information, ebenfalls im
Frühsommer. Da macht die Agenda-Gruppe einen Vorschlag, der lautet:
"Die Agenda-Gruppe 'Erholungsraum Sensengasse'
schlägt daher die Durchführung eines (zeitlich auf mindestens sechs Monate)
begrenzten Mediationsverfahrens vor. In diesem freiwillig und klar
strukturierten Prozess können unterschiedliche Interessensgruppen und alle
Betroffenen in einem gleichberechtigten Dialog an einer nachvollziehbaren
Entscheidung mitwirken."
Das wäre sehr schön und auch Ziel unseres gemeinsamen
Antrages gewesen. Sie streichen dort die Vorteile und Nutzen eines
Mediationsverfahrens besonders heraus, unter anderem auch den Image- und
Prestigegewinn für die Stadt Wien und auch für die Grundeigentümerin, die
Bundesimmobiliengesellschaft. Das zukünftige Universitätssportgelände wäre
Imageträger und würde sozusagen vom Problemfall zum Modellfall. – Chance
gehabt, Chance vertan!
Es wird dort auch ein konkreter Ablauf als Vorschlag vorgegeben:
Bis März 2003 sollte demnach das politische Entscheidungsverfahren und das
behördliche Genehmigungsverfahren abgeschlossen sein.
Aber es hat kein Mediationsverfahren stattgefunden.
Das wird in dieser dritten Aussendung der Agenda-Gruppe bereits bekrittelt. Es
gibt keine Alternative, und das Verkehrsgutachten ist noch immer unter
Verschluss.
Und jetzt zur Geschichte: Der eigentliche Skandal,
meine Damen und Herren, begann ja bereits, als der Bauausschuss des
9. Bezirkes offensichtlich bewusst falsch informiert wurde und ein
Plandokument zur Abstimmung in die Bezirksvertretung kam, welches mit Zusagen
des Bezirksvorstehers eine Öffnung der Sportanlagen für die Öffentlichkeit
vorsah. Weiters einigte man sich im Bezirk darauf, dass die Tiefgarage nicht
über das Niveau der Spitalgasse gebaut werden soll, und last but not least
sprach man sich gegen eine Verbauung des gesamten Areals aus. – So weit, so
gut. Doch was dann im Plandokument vorkam, war eine De-facto-Beseitigung von
Grünflächen und ein Dachsportplatz zwischen Hochhäusern, was den wesentlichen
Planungsgrundlagen des Bezirkes und der Stadt Wien erheblich widersprach.
Der Krampf dieses Plandokuments begann also im
Planungsausschuss im Frühsommer vergangenen Jahres auf Grund massiver Einwände
seitens der Bezirksbevölkerung. Im Juli 2002 wurde dann auf Druck der
Oppositionsparteien das umstrittene Plandokument im Ausschuss wieder einmal
abgesetzt, und wir hofften auf
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular