Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 67
wir den überregionalen Verkehr, den hausgemachten und den
regionalen Verkehr haben. Da muss man reagieren, meine Damen und Herren!
Und wenn dieser tägliche Stau bei
180 000 Autos bei einem Unfall auf der Tangente eigentlich schon die
Regel ist und die Wirtschaft Millionen Verluste hat, dann muss man reagieren.
Wenn praktisch jede größere Ortschaft eine Umfahrung hat und in Wien der
Verkehr durch die Stadt geht, dann muss man reagieren. Wenn die Lebensqualität
und die Umweltbedingungen von 260 000 bis 270 000 Floridsdorfern
und Donaustädtern durch diesen einströmenden Verkehr beeinträchtigt werden,
dann muss man reagieren.
Und ich meine abschließend, um nicht zu lang zu
werden, dass dem Herrn Bürgermeister, dem Planungsstadtrat und auch den
Mitgliedern der Stadtregierung für ihre konsequente Haltung in dieser Frage zu
danken ist.
Meine Damen und Herren des Gemeinderats, der Ring um
Wien ist nach all den Punkten, die ich hier erwähnt und aufgezählt habe, eine
Notwendigkeit! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
nächster zum Wort gemeldet ist der Herr GR Mag Chorherr. Ich erteile es ihm.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Meine Damen und Herren, ich möchte mit einer Gratulation
beginnen.
Wie oft haben wir uns hier den Mund fusselig geredet,
dass eine großzügige Umfahrung Wiens zum Schaden der Wiener Wirtschaft ist und
nur einen massiven Siedlungsimpuls außerhalb Wiens bringt. Also ich habe immer
gesagt, wenn man damit alle überzeugen kann, einen kann man damit aber
sicherlich nicht überzeugen, und das ist der Herr GR Reiter. Dass Herr GR
Reiter auch sagt, eine Umfahrung außerhalb Wiens ist kontraproduktiv, ist zum
Schaden Wiens und bringt das nach außen – also es geschehen ja noch Zeichen und
Wunder! Ganz ist er noch nicht überzeugt, aber das zeigt schon allein, wie
wichtig dieser SOB-Prozess war um Dinge, die selbstverständlich sind, dass
nämlich Straßenbau Siedlungsentwicklung verändert und dass Straßen massiv
Grosseinkaufszentren nach sich ziehen, klar zu legen. Es gibt keinen stärkeren
Siedlungsimpuls in Transdanubien als dort, wo man hochrangige Verkehrsmittel
hinlegt. Dass das sogar beim GR Reiter gelandet ist, dafür gehört ja dem Charly
Klotter der Überzeugungsnobelpreis!
Wahrscheinlich ist diese Straße, über die wir noch
viel, viel reden werden, im Jahr 2015 fertig. Was ist bis dahin? Da stehen
einige ganz wichtige Dinge in dieser SUPer NOW, die ich jetzt hier
unterstreichen möchte:
Bis zum Jahr 2010 – darüber hat noch niemand
gesprochen - soll sich Wien verpflichten, drei bis vier neue Straßenbahnlinien
zu bauen und selber zu finanzieren. Wenn die im Jahr 2010 fertig sein
sollen, lange bevor diese Straße fertig ist, ja dann: Los geht’s, Herr Kollege
Schicker! Los geht’s, Herr Kollege Rieder! Wo ist die Finanzierung dafür? Ist
von den Bezirken auch geklärt, wo die fahren werden? Wie mühsam das ist, das
sehen wir beim Projekt im Süden Wiens, bei den Wienerberggründen, wo es dauert
und dauert und dauert, dass eine Straßenbahn hingeführt wird.
Die eindeutige Priorität heißt öffentlicher Verkehr.
Was ich fürchte und was immer passiert ist, das ist: Öffentlicher Verkehr
machen wir eh, na klar konzentrieren wir uns auf den öffentlichen Verkehr,
selbstverständlich, da brauchen wir gar nicht darüber zu diskutieren, aber die
Straße. Was bleibt über? Die Straße wird geplant und mit enormen Mitteln
gebaut. Darf ich es noch in Schillingen sagen? Zwischen 15 und
20 Milliarden Schilling wird das kosten. Und was ist dann für den
öffentlichen Verkehr da, für einen öffentlichen Verkehr, der von Wien und
ausschließlich von Wien finanziert werden muss, was die Straßenbahnen betrifft?
Und das zweite Projekt, die wichtigen Projekte im Schnellbahnverkehr - hier
muss der Bund mitfinanzieren.
Aber jetzt liegt es einmal an Wien. Ich sehe diese
ganze Diskussion, was die Straße betrifft, relativ gelassen. Die wirkliche
Entscheidung - und da hat der Kollege Gerstl Recht - wird jene Bundesregierung
treffen, die nach 2006 im Amt ist. Will sie diese 20 Milliarden für diese
Lobau-Autobahn - ja oder nein? Da rege ich mich jetzt auf, das kritisieren wir,
aber das sehe ich mit einer gewissen Gelassenheit. Wo wir jetzt Druck machen
ist, dass jetzt die Voraussetzungen für das, was selbstverständlich ist,
getroffen werden: Jene drei bis vier Straßenbahnlinien, die neu sind und gegen
die sich zum Beispiel der Herr BV Lehner in einigen Bereichen immer wieder
ausgesprochen hat, müssen jetzt geplant und finanziert werden. Und Sie werden
einige Anträge auf den Tisch bekommen, dass sie das umsetzen. Da können Sie
sich nicht auf den Bund ausreden, da können Sie sich nicht auf die ASFINAG
ausreden. Das muss die Stadt Wien selber tun!
Ein letzter Punkt. Warum gibt es denn das von allen
beschworene Verkehrschaos in diesen Bezirken? Wegen einer jahrzehntelang völlig
verkehrten falschen Planungspolitik! Wir haben bei der Bevölkerung am Rande der
Stadt enorme Zuwachsraten und warum haben wir sie? Weil der WBSF insbesondere
in diesen peripheren Gebieten Grundstücke gekauft hat. Anstatt dass wir im
Zentrum der Stadt entwickelt haben, bekommen Sie jetzt mit dieser Stadtplanung
- und da richte ich mich vor allem an die SPÖ - die Rechnung präsentiert.
Vorgestern war schon wieder im Planungsausschuss,
dass ganz weit an der Stadtgrenze ein Gebiet gewidmet wird. Na wie werden dort
in diesem Gebiet weitab von öffentlichen Verkehrsmitteln alle Menschen fahren?
Es werden dort alle mit dem Auto fahren. Das ist der Punkt. Mit Ihrer falschen
Siedlungspolitik, die zerstreut im 22. Bezirk mal da ein Bemmerl, mal dort
ein Bemmerl widmet und baut, zwingen Sie die Leute zum Autoverkehr und wundern
sich, wenn auf der Tangente der Verkehr zunimmt. Das ist der zentrale Punkt!
Wie Sie das ändern wolle, auch das steht im SOB-Bericht
drinnen: Konzentration der kompakten Stadt. Hier soll sich etwas ändern. Frage
an Sie, Herr StR Schicker: Was macht denn der WBSF mit den Grundstücken, wo
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