Gemeinderat,
26. Sitzung vom 28.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 67
wie lang hier in diesem Haus Sportförderung diskutiert wird.
Es ist jetzt, glaube ich, sechs Jahre her, dass wir hier begonnen haben, zu
überlegen, eine Reform durchzuführen.
Jetzt gibt es seit kurzem, also seit einem Jahr etwa,
eine wohl einzigartige Situation oder Aktion hier in dieser Stadt. Es haben
sich im außerparlamentarischem Bereich alle Dachverbände, alle Sportsprecher
dieses Hauses zusammengesetzt und haben ein Konzept erarbeitet für ein neues
Landessportgesetz. Dieser Entwurf, sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin, wurde
Ihnen überreicht, und zwar genau vor einem Jahr, mit der Bitte, sich damit
auseinander zu setzen und in Gespräche einzutreten.
Jeder Andere, jedes andere Regierungsmitglied würde
sich glücklich schätzen, faktisch so eine Zuarbeit, die noch dazu von allen
politischen Kräften des Hauses getragen ist, zu bekommen und damit ein Signal
in der Hand zu haben, zu sagen, jetzt kann man sich auf breiter Basis mit
einigen Ideen auseinander setzen. Da geht es gar nicht darum, dass Sie alles
Eins zu Eins übernehmen sollen oder müssen, sondern es geht darum, dass Sie ein
Signal geben, dass das eine Möglichkeit ist, sich mit diesem Thema breit
auseinander zu setzen.
Sie haben aber bis heute nicht einmal darauf
reagiert. Ich darf sogar zitieren. Es hat in der Zwischenzeit ja mehrere
Aktionen dazu gegeben. Es gab eine Sportenquete, die sich mit diesem Thema
beschäftigt hat. Es gab darüber hinaus eine Resolution. Ich zitiere aus dieser
Resolution aller vier Dachverbände:
"Die vier Sportverbände appellieren an die StRin
Grete Laska, auf Basis des vorgelegten Entwurfes zum Wiener Landessportrat
umgehend in Gespräche und Verhandlungen zur Umsetzung der vorgeschlagenen
Reformen einzutreten, und erwarten ein Terminangebot bis Dezember."
Jetzt noch einmal, damit man sozusagen auch ein
bisschen den Zeithorizont in Erinnerung ruft: Das war im April vorigen Jahres,
als Ihnen der Entwurf übergeben wurde, es war im Oktober die Sportenquete und
es war im November diese Resolution.– Bis heute keine Reaktion.
Sie haben sich in der letzten Gemeinderatssitzung auf
Grund einer mündlichen Anfrage von mir darüber mokiert, warum ich – Sie haben
speziell mich angesprochen – in dieser Frage so viel Druck erzeuge bei Ihnen.
Nun, ich weiß nicht genau, was Sie für einen
Zeitbegriff haben, sehr geehrte Frau Stadträtin. Aber wenn wir seit 1999 das
offensiv in diesem Hause diskutieren, und wir schreiben jetzt 2003, dann kann
ich wohl nicht ganz nachvollziehen, wo Sie hier den besonderen Druck verspüren.
Ich darf dazu zusätzlich noch aus dem
Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2000 zitieren. Hier heißt es:
"Der
Rechnungshof verweist auf eine Vielzahl von Einzelgenehmigungen im Zusammenhang
mit Sportförderungen. Das Genehmigungsverfahren durch Delegation der
Verantwortung wäre zu vereinfachen und im Gegenzug Ziele der Sportförderung
vorzugeben."
Der Rechnungshof empfiehlt dann an weiterer Stelle,
eine, wenn auch nur interne, Förderungsrichtlinie auszuarbeiten. Damit könnte
die Objektivierung sowie die Zielerreichung der Strategie verbessert werden.
Es heißt dann auch noch weiter:
"Eine schriftliche Ausformulierung der Strategie
über diese Handlungen konnte dem Rechnungshof nicht vorgelegt werden."
In Ihrer Stellungnahme sagen Sie dann, dass ein
Arbeitskreis Sport im Sommer 1999 seine Tätigkeit aufgenommen hat und sich
diesem Thema nun widmet. Weiters wird erwähnt, dieser Arbeitskreis sollte die
Grundlage für einen sportpolitischen Kataster erarbeiten, weiters die
multifunktionale Nutzung der Sportstätten, die Reform der Aufgaben des
Landessportrates und die Nutzer- und Vergabemodalitäten der
Sportausübungsstätten.
Nun, meine Damen und Herren, das steht alles schon im
Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2000, und Sie geben hier Antworten, dass das
alles passiert, und zwar in einer Form, wie Sie meinen, wie das dieser
Arbeitskreis bereits als Ziel hat.
Jetzt hat aber der Rechnungshof im Vorjahr
beziehungsweise in seinem letzten Bericht noch einmal moniert und gesagt, da
gibt es Dinge, die sind noch nicht erledigt. Was sagen Sie da dazu? Sie sagen
dazu, laut Mitteilung des Wiener Stadtsenates würden Zielvorstellungen durch
den Förderungszweck festgelegt. Widmungswidrig verwendete Mittel müssen
anlässlich der obligatorischen nachprüfbaren Kontrolle zurückgezahlt werden,
und verweisen im weiteren auf das Regierungsprogramm.
Ich habe mir das Regierungsprogramm herausgesucht,
diese Stelle, und darf es vorlesen:
"Wir werden bei der Sportförderung neben der
Förderung des Spitzensportes auch den Breitensport als einen Beitrag zur
Gesundheitsförderung sehen. Das heißt, dass Breitensport noch mehr als
Spitzensport gefördert wird. Vor allem Kinder und Jugendliche sollen mehr
Möglichkeiten zur Bewegung haben, wobei wir das Thema Bewegung generell zu
einem Schwerpunkt der kommenden Jahre zu machen haben."
Ich frage mich: Wo sind die Zielvorgaben, wo sind die
konkreten Hinweise darauf, dass es sich hier um Sportförderungsrichtlinien
handelt, um Schwerpunktsetzungen, um klare Zielformulierungen?
Nun, wir haben uns auch die Mühe gemacht, genau zu schauen:
Was macht denn die Stadt Wien tatsächlich mit den Förderungsgeldern? Und wenn
man sich nun den Rechnungsabschluss von 2001 zur Hand nimmt, so hat das Ressort
einen Gesamtbereich für den Sport von 34,1 oder 34,2 Millionen EUR
zur Verfügung und davon für die Sportförderung 6,1 Millionen. Jetzt muss man
aber wissen, dass die Stadthalle von diesen 6,1 Millionen gleich einmal
3,8 Millionen kassiert, weil sie sozusagen dafür irgendwelche
Räumlichkeiten zur Verfügung stellt oder Hallen, die aber wieder in ihrer
Abrechnung nicht nachvollziehbar sind. Es bleiben, wenn man dann noch den
selbsterwirtschafteten Bereich des Sportgroschens abzieht, ganz genau
1,8 Millionen EUR Sportförderung
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular