Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 122
Na,
gratuliere, wenn die Flächenwidmungspolitik nach dem "Wir schauen was
geht"-Prinzip abläuft.
Ich denke, auch darüber sollten wir nicht mehr hundert Mal diskutieren,
Herr Stadtrat, sondern wirklich zu einer Lösung kommen und das möglichst rasch
angehen.
Jetzt komme ich zu einem Thema, meine Damen und Herren, das ich auch
schon öfter hier angeschnitten habe und das mich in zunehmendem Maße, um
ehrlich zu sein, frustriert, dieses dauernde Déjà-vu-Erlebnis, und das ist der
Wiener Prater. Wenn ich einen Zeitungsartikel hernehme, der erst vor kurzem,
vor wenigen Tagen, erschienen ist, so ist das ein weiteres Puzzlestück in der
nicht endenwollenden Pratergeschichte. Samstag, 31. Mai, "Chronik
Wien", "Kurier". Dort steht: "Bei einer dreitägigen
Informationsreise in verschiedene Themenparks Dänemarks und Deutschlands
sollten umsetzbare Ideen und Konzepte für den Wiener Wurstelprater gefunden
werden."
Es ist, glaube ich, sechs Jahre her, ich habe es von dieser Stelle schon
mehrfach erzählt, da hat eine Delegation mit VBgm Görg, damals
Planungsstadtrat, StRin Ederer, Präsident Nettig und anderen eine ähnliche Tour
gemacht.
Ich frage mich, Herr StR Schicker: Warum ist in den letzten zweieinhalb
Jahren nichts mehr geschehen?
Nach dieser damaligen Informationsreise kam das Praterkonzept durch die
Herren Sallaberger und Schwarz. Es sah Insellösungen vor, gar nicht so
unähnlich dem, was zuletzt wieder präsentiert wurde.
Warum geht derartig viel Zeit verloren? Warum wird immer wieder
zugewartet? Momentan nämlich wirklich zum Schaden der einzelnen
Praterunternehmer. Jetzt wird es nämlich immer ärger, weil die können auf Grund
des Planungs- oder Umsetzungsstopps, den es dort gibt, derzeit gar nicht mehr
neue Projekte angehen. Alles gestoppt, bis dieser große Masterplan endlich
einmal umgesetzt wird.
Wir haben das alles schon mehrfach gehabt. Wann geht es los, Herr
Stadtrat?
Das einzig Neue an der Diskussion, das räume ich jetzt wirklich ein, das
einzig Neue an dieser Diskussion ist, Sie haben sich aus der Planung
verabschiedet. Weder in diesem Artikel noch in den Pressemeldungen der letzten
Zeit oder in den Pressekonferenzen sind Sie überhaupt noch aufgetreten. Es hat
anscheinend hier einen heimlichen Ressortwechsel gegeben. Die Frau VBgm Laska ist
einstweilen die Planungsoberstadträtin geworden und nimmt sich ganz besonders
um dieses Areal an, das ihr, wie sie in einer Anfragebeantwortung gemeint hat,
im Sinne ihrer Querschnittsmaterie natürlich besonders am Herzen liegen würde.
Dieses Besonders-am-Herzen-Liegen der Frau Vizebürgermeister werden wir uns
genau anschauen, was da die Motive dahinter sind, dass sie sich so besonders um
den Prater kümmert und dass jetzt immer mehr Kompetenzen in diesem Bereich an
das Sportressort im Besonderen gezogen werden. Wir werden uns ganz genau
anschauen die Querverbindung, die es da gibt. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei
denken würde und etwa familiäre Interessen oder sonst irgendetwas dahinter
vermutet. Das tut sicher kein Mensch in diesem Haus. Aber wir werden uns das
sehr genau ansehen. Und es gibt ja Gott sei Dank auch immer wieder
Informationen von Beamten und Praterunternehmen, denen dieser Sumpf schlicht
und einfach zu viel wird. (Beifall bei der ÖVP.)
Also ich bin neugierig, ob Sie zum Thema Prater noch etwas zu sagen
haben.
Und einen weiteren Punkt, den ich aber aus Zeitökonomie jetzt wirklich
nur mehr sachlich anspreche und hier um eine kurze Beantwortung bitte. Wir
haben nämlich in Ihrem Ressort noch nicht drüber reden können, aber ich habe
hier einen Akt aus dem Finanzressort, die Verordnung des Gemeinderates, in
Kurzparkzonen die Entrichtung einer Abgabe vorzuschreiben. Ich nehme an, Sie
kennen das Papier. § 5: "Bei Erwerb von elektronischen Parkscheinen
zu zahlende Entgelte trägt pro elektronischem Parkschein für eine Abstellzeit
von einer halben Stunde" und und und, dann geht es weiter. Und bei Punkt f
ist dann für eine Abstellzeit von drei Stunden 2,40 EUR.
Wir möchten nur wissen, ob es hier eh nicht – was man ja auch vermuten könnte
– zu einer schleichenden und dauerhaften Einführung einer
Dreistundenabstelldauer für PKW kommt und wie dieses elektronische System in
Zukunft kontrolliert werden soll. Aber, wie gesagt, ich will wirklich noch
nichts vermuten, einfach einmal nur, weil wir heute da die Gelegenheit dazu
haben, um Beantwortung bitten. Aber ich bin sicher, dass das eine Sache ist,
die auch noch einmal auftauchen wird.
Zum Abschluss aber noch wirklich ein positiver Punkt auch aus dem
Planungsressort. Wir haben ja heute gesagt, wir wollen nicht nur kritisieren.
Ich muss wirklich sagen: Der Umbau der Büroräumlichkeiten im Planungsressort
ist hervorragend gelungen. Also manchmal gelingt dort auch etwas. – Danke.
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist Herr
StR Herzog. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Herr Stadtrat! Herr Vorsitzender!
Ich darf kurz auf den Kollegen VALENTIN eingehen, der einige Bemerkungen
gemacht hat, die nicht uninteressant waren.
Das Letzte, was er zum Schluss behandelt hat, war die Frage
der inneren Stadterweiterung, die uns am Herzen läge. Ich glaube, man wird
feststellen können, dass bis jetzt diese innere Stadterweiterung im Großen und
Ganzen stecken geblieben ist und dass sich garantiert in Zukunft ein
dramatisches Scheitern abzeichnet. Und zwar kann man das durchaus herauslesen
aus dem Supremat 2002, wo die Daten der Jahre 1991 bis 2000 beziehungsweise
1981 bis 2021 aufgelistet sind. Wenn man liest, dass Wien insgesamt ein Plus
von 75 000 plus 4,9 Prozent hat und Wien Nordost ein Plus von fast
20 Prozent, und das in zehn Jahren von 1991 bis 2000, sieht man, dass die
letzten Jahre so gelaufen sind, dass die Stadterweiterung an Ihnen
vorbeigegangen ist. Wenn
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