Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 122
dem
Pflegeheimgesetz vorgelegt wurde, ist eine Festschreibung der Missstände, ist
eine Festschreibung von Baufälligkeiten und ist eine Festschreibung von
fehlenden Rechten für die Bewohner und Bewohnerinnen und ihre Angehörigen.
Das, Frau Stadträtin, werden wir nicht akzeptieren und das werden wir
bekämpfen! Sie werden sich vor der alten Bevölkerung der Stadt rechtfertigen
müssen, wenn Sie hier solche Verhältnisse dulden! (Beifall bei den GRÜNEN,
bei StR Dr Peter Marboe und GRin Ingrid Korosec.)
Wir glauben, um dieser Situation abzuhelfen braucht es ein modernes
Pflegeheimgesetz und es braucht eine Verordnung, die die Dinge umsetzt, die die
Maßnahmen in die Hand nimmt und die sich nicht damit zufrieden gibt, dass hier
die medizinische Versorgung unbestritten gut ist, sondern dass es auch
Lebensqualität und moderne private Sphären in den Pflegeheimen gibt.
Wir glauben, das eine ist das Pflegeheimgesetz und seine Verordnung und
das andere, Frau Stadträtin, ist aber auch die Struktur im Unternehmen
Krankenanstaltenverbund, die dazu geändert werden soll.
Die Geriatriezentren und Pflegeheime sollen eben nicht mehr länger die
armen Verwandten sein, und wir stellen daher den Antrag, dass man eine eigene
Teilunternehmung für die Geriatriezentren und Pflegeheime einrichtet, die es
ermöglicht, hier selbst zu planen, eigenständig zu wirtschaften und auch den
Raum innerhalb des Krankenanstaltenverbundes einzunehmen, der ihr gebührt.
Jetzt komme ich zum Allgemeinen Krankenhaus. Das Allgemeine Krankenhaus,
ich habe es schon gesagt, braucht viel Geld und hat gute Reputation. Ich sehe
den Herrn Professor Krepler da hinten. Wir, die Wiener GRÜNEN, sind die
allerletzten, die missachten wollen, was das AKH für die Bevölkerung leistet.
Trotzdem muss darauf hingewiesen werden, dass die Probleme, die zu lösen wären,
dringend anstehen. Nach wie vor gibt es keine Aussicht, wie es mit dem Bund
weitergehen wird, wenn der jetzige Vertrag ausläuft, und das tut er 2005.
Wie wird es denn weitergehen? Wie werden die Kosten aufgeteilt? Welche Aufgaben
wird die Stadt übernehmen? Welche Aufgaben wird der Bund übernehmen? Es gibt da
keine Antworten, die auf eine zukunftsweisende Lösung hinweisen.
Gleichzeitig hört man aus Medienberichten die schlimmsten Dinge, nämlich
dass der Sachaufwand rationiert wird, dass plötzlich das Papier fehlt, um
Befunde zu drucken und dass die medizinischen Bedarfsartikel knapp werden. Was
wir noch hören und was wir schon mehrmals kritisiert haben ist ja die Tatsache,
dass laut darüber nachgedacht wird, Fremdpatienten und Fremdpatientinnen – also
fremd sind sie nicht, sondern bloß vielleicht aus Niederösterreich – in den
Häusern des Krankenanstaltenverbunds freundlich, aber bestimmt, die Tür zu
weisen. Das ist keine Politik, die sich die Stadt hier leisten kann!
Der größte Verlustbringer hinter dem Allgemeinen Krankenhaus im Sinne
der Verlustzahlen ist - traurig aber wahr - die Semmelweis-Frauenklinik, dieses
renommierte, wohlgeachtete Haus, das jetzt zum Leben zu wenig und zum Sterben zu
viel hat. Der Versuch, ihr mit Dr Adam eine Leitung und mit der Kooperation mit
der Rudolfstiftung auch eine Struktur zu geben, wäre nur dann von Erfolg
gekrönt, wenn man dem Haus gleichzeitig eine Zukunftsperspektive gibt. So aber
werden Abteilungen geschlossen, schleichend reduziert, schleichend zu Tode
gewartet. Das ist keine Planung für eine geburtshilfliche Versorgung der Stadt,
die irgendeinen Sinn macht. Das ist Geldverschwendung, das ist Zynismus
gegenüber dem Personal und noch mehr Zynismus gegenüber den betroffenen Frauen,
die dort gebären wollen.
Ringen Sie sich durch, Frau Stadträtin, hier Nägel mit Köpfen zu machen
und zu sagen, was Sache ist: Soll das Haus weiterleben, dann geben Sie ihm die
Dotation. Planen Sie das Haus zu schließen, dann verstecken Sie sich nicht
hinter Perspektiven, die nicht länger als zwei, drei Jahre halten! Wenn Sie ein
gutes Konzept vorlegen, dann werden Sie auch hier die Unterstützung der GRÜNEN
haben.
3. Punkt und jetzt komme ich weg vom Unternehmen Krankenanstaltenverbund:
Fonds Soziales Wien. Wir warten noch mit unserer endgültigen Beurteilung, was
wir davon halten sollen, bis wir das Konzept am Tisch haben. Unsere
grundsätzliche Kritik an den Ausgliederungen ist bekannt und trifft auch auf
den Fonds Soziales Wien zu. Unsere Bedenken sind in der letzten Zeit nicht
kleiner geworden, denn wir hören keinerlei Botschaften, dass diese Missstände,
die die GRÜNEN schon anlässlich eines Sondergemeinderats im Jänner massiv
angeprangert haben und die vom Kontrollamt und von der Consultingfirma Anderson
aufgezeigt wurden, tatsächlich in Angriff genommen werden. Bis jetzt ist noch
keine Rede davon, dass Gemeinderäte und Gemeinderätinnen aus den Vorständen der
Sozialdienste hinausgehen sollen und dass sich die Parteien, die ihr Personal,
ihre Mandatare hier drinnen haben, dafür entscheiden, hier zwischen politischer
und umsetzender Ebene und kontrollierender Ebene eine klare Trennung
einzuziehen. Wie nachteilig diese Strukturen sind, hat ja das Kontrollamt
massiv aufgedeckt: 300 Prozent Tarifschwankungen für ein und dieselbe
Leistung, das ist etwas, das die verantworten müssen, die dafür zuständig sind.
Wir GRÜNEN finden solche Verhältnisse untragbar und sie gehören längst schon
einer Vergangenheit an. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Geben Sie beim Fonds Soziales Wien allen Bewerbern, die sich
für die Betreuung zu Hause, für die Sozialdienste interessieren, die
Möglichkeit, auch am Verfahren teilzunehmen und klügeln Sie es nicht unter
denen aus, die immer schon den besseren Zugang und die besseren Informationen
hatten und - und das ist jetzt besonders wichtig und hat mit dem zu tun, was
Christoph Chorherr heute morgen schon gesagt hat - die Wien-GesmbH: Wir wissen
schon, was gut ist. Wir machen unsere Politik möglichst in ausgelagerten Institutionen,
und im Gemeinderat beschäftigen wir uns dann vielleicht
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