Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 122
mit
kleinen Nebensächlichkeiten, damit den Mandataren und Madatarinnen nicht
langweilig wird und damit sie nicht merken, dass die Entscheidungen woanders
fallen.
Der Fonds Soziales Wien wird künftig eine große Aufgabe haben, und wir
stehen nicht an, trotz aller Kritik an dieser Struktur zu sagen, wir wollen an
Institutionen, die dazu da sind, Dinge in der Stadt politisch umzusetzen,
mitarbeiten. Und wir stehen nicht allein damit. Die Oppositionsparteien ÖVP und
FPÖ sind in diesem Punkt der Meinung der GRÜNEN und haben sich hier unserem
Beschlussantrag angeschlossen. (GR Günther Barnet ist erstaunt.) Sie
schauen erstaunt? Es ist trotzdem der Fall. Manchmal findet sogar die FPÖ den
richtigen Weg. (GR Günther Barnet: Bei
Ihnen nicht!) Bei uns... Wunderbar, wenn Sie...(GR Günther Barnet: Wir
sitzen ja nebeneinander!) Wir sitzen nebeneinander, das ist Faktum.
Zum Beschlussantrag, in dem wir Folgendes wollen: Wir wollen, dass die
Oppositionsparteien - der SPÖ bleibt es unbenommen, für sich auch eine
Vertretung zu entsenden - im Kuratorium des Fonds Soziales Wien entsprechend
der Mandatsstärke vertreten sind. Wir sagen das nicht, weil wir so gerne in
Gremien sitzen, sondern weil wir aus anderen Fonds wissen, wie wichtig
demokratische Kontrolle, Aufsicht, Transparenz und unbequeme Fragen sein
müssen, und wie wichtig die sind und wie gut es ist, wenn da nicht alles geschwind
so nebenbei abgewickelt werden kann.
Wenn es die SPÖ mit Demokratie in dieser Stadt und mit Demut vor dem
Wähler ernst meint, dann wird sie sich diesem Antrag sicherlich nicht
verschließen können, der den Fonds Soziales Wien betreffend vorhat, dass
einerseits die Parteien vertreten sind und andererseits der Fonds durch dieses
Kuratorium sozusagen auch tatsächlich den demokratischen Spielregeln
entspricht. Dieser Beschlussantrag wird von den Oppositionsparteien ÖVP und FPÖ
miteingebracht. (Beifall bei den GRÜNEN,
der ÖVP und der FPÖ.)
Ein letzter Nachtrag zum Unternehmen Krankenanstaltenverbund. Ich habe
so viele Beschlussanträge, dass der jetzt hintennach kommt. Ich ersuche auch
hier um Unterstützung. Das Unternehmen Krankenanstaltenverbund legt ein Budget
vor. Herr Generaldirektor, wir reden jedes Mal darüber und Sie wissen es auch
von meiner Person: Wir glauben - und das ist eine sicher sehr große Aufgabe,
die Sie hier schon geleistet haben, indem Sie die Teilunternehmungen in Ihren
Plänen und in Ihrer Abrechnung einzeln darstellen -, dass die Rechnung tiefer
gehen muss, und Sie wissen unsere Forderung: Stellen Sie die Budgets der Häuser
einzeln dar. Das sind ja keine kleinen Klitschen, das sind große Häuser. Weisen
Sie das Budget für das Wilhelminenspital aus. Weisen Sie das Budget für die
Rudolfstiftung aus, für das Donauspital, und und und, damit man sieht, zu
welchen finanziellen und inhaltlichen Rahmenbedingungen hier gewirtschaftet
wird, und tun Sie es so bald wie möglich und vertrösten Sie uns bitte nicht auf
„In einigen Jahren“!
Ich habe zuerst davon gesprochen, wie wichtig es ist, dass die
Opposition in den Einrichtungen, in den Fonds vertreten ist. Ich sage das
deshalb, weil ich selbst als Gemeinderätin in zwei dieser Einrichtungen im Vorstand
bin. Die eine davon ist der PSD, der psychosoziale Dienst und, Frau Pittermann,
ich stehe nicht an, Sie dort sehr zu unterstützen und Sie auch öffentlich und
hier im Gemeinderat sehr zu loben, weil Sie Schritte in die richtige
Einrichtung machen. Ich würde mich gerne umdrehen, aber dann hört man nichts.
Also ich hoffe, Sie nehmen meine Freude auch zur Kenntnis, wenn ich Ihnen den
Rücken zudrehe. Sie haben nämlich in einer interfraktionellen Sitzung
Leitlinien für die Weiterentwicklung des PSD vorgelegt, die die GRÜNEN auf
Punkt und Beistrich nur unterstützen können und wo Sie unseren Applaus haben
und wo Sie für die Umsetzung all unsere, auch öffentliche, Unterstützung haben.
Diese Leitlinien des PSD lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Da
soll die Versorgung optimiert und vereinheitlicht werden. Da soll es Standards
geben, die für alle verbindlich sind. Da soll es ein Konzept für die
Verbesserung der Freizeitangebote geben. Da soll es Fortbildung geben, Beratung
und Liaisondienste und ein Ausbaukonzept inklusive Stufen- und Zeitplan
bezüglich der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung. Ich muss Ihnen das
nicht im Detail vorlesen, Sie können sich sicher dieses lesenswerte Papier
selbst besorgen.
Ich möchte Ihnen sagen, dass ich Sorge habe, dass die Frau Stadträtin
mit diesem Papier nicht landen wird. Die Beharrungskräfte im PSD sind
bemerkenswert, Sie sind geradezu unfassbar bemerkenswert. Wer sitzt da drinnen?
Manchmal hat man den Eindruck, man ist in einem schlechten Film. Unter „drinnen“
meine ich den Vorstand des PSD. Wie wenig wird hier mitgeteilt, wie wenig
Bereitschaft zu konkreter Umsetzung ist da, und wie sehr muss sich die Frau
Präsidentin bemühen, hier überhaupt einen Fuß auf den Boden zu bekommen! Ich
glaube, dass es notwendig ist, hier Nägel mit Köpfen zu machen, und ich glaube,
dass es notwendig ist, dem PSD hier auch klare Auflagen zur Umsetzung zu
machen, denn der Leistungsbericht für das Jahr 2002, der auf grünes
Bestreben hin durchaus umfangreicher und aussagekräftiger geworden ist, zeigt
große strukturelle Defizite im PSD auf, die ich im Detail hier nicht erläutern
möchte, denn das haben wir in der Vorstandssitzung gemacht.
Ein paar wenige Daten dazu: Da gibt es - wie ist das so schön im Bericht
des Chefarztes über die Leistungen gestanden? – „jahrzehntelange Traditionen
und Gepflogenheiten“ in den einzelnen Ambulatorien, die aber dazu führen, dass
2 Ambulatorien 50 Prozent aller Hausbesuche durchführen, während
andere so gut wie keine machen. Da kann man jetzt sagen, gut, der eine
ärztliche Leiter findet halt das gut, während der andere das andere gut findet.
Aber wie komme ich eigentlich als psychiatrisch kranker Mensch dieser Stadt
dazu, mich einer Tradition oder Gepflogenheit zu unterwerfen, die
möglicherweise sehr willkürlich ist, statt die von der Frau Pittermann
gewünschten qualitativ einheitlichen, gut begründeten medizinischen Standards
hier zu bekommen? Das sind Verhältnisse, die können wir hier nicht dulden!
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular