Gemeinderat,
29. Sitzung vom 24.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 133
Beamten -, dass ihr dort hingeschliffen worden seid, ohne
Widerspruch, weil ja alle so klein und zart sind - wir können sie ja unter den
Arm nehmen und hintragen; zumindest die Renate und ich, wir können das leicht (Heiterkeit bei Gemeinderäten der SPÖ sowie
der GRin Dr Monika Vana);
ja, darauf wäre ich stolz, wenn ich das könnte -, dass ihr vor lauter Angst
dann den Fa-Schaum statt einen Löschschaum ... – Vielleicht liegt es daran,
dass die ÖVP sich bedroht gefühlt hat - weil dort ja doch mehr Männer sind!
Vielleicht hätten wir besser "Axe", oder wie das heißt, verwenden
sollen, das bewirkt, dass die Frauen dann den Männern nachrennen; das ist
irgendwie netter. (Heiterkeit der GRin
Inge Zankl.)
Dass ein Löschschaum nichts Schlechtes ist und dass
damit nichts passieren kann, das wisst Ihr noch viel besser als ich. Aber
Löschschaum ist ja auch dazu da, dass Unreinheiten auf einer Straße wegkommen,
dass schmieriger, unangenehmer Schmutz von dort verschwindet, und er ist
biologisch abbaubar. (GR Gerhard Pfeiffer: Der Fa-Schaum oder der
Löschschaum, Frau Kollegin? – Weitere Zwischenrufe bei ÖVP und FPÖ.) Also,
das ist wahrscheinlich sehr "gefährlich", das nehme ich schon an.
Und eines möchte ich hier noch dazusagen: Wenn Sie
hier in Ihrem Misstrauensantrag von Gefahr sprechen, wenn Sie hier
Protestierer, unter Anführungszeichen, als "Mob" - im Antrag steht
das zwar nicht, aber es wurde schon gesagt - und als gefährlich einstufen, dann
frage ich Sie, meine Damen und Herren vor allem von der ÖVP - denn ich glaube,
die FPÖ hat damals im Parlament noch nicht so viel zu reden gehabt -: Als in
den Straßen Wiens die Demonstrationen der Bauern stattgefunden haben, die mit
Traktoren alles abgesperrt haben, wobei der Bauernbundpräsident an der Spitze
gegangen ist, meine Damen und Herren - ich habe mich damals weniger bedroht
gefühlt, aber die Autofahrer waren angefressen, weil sie nicht fahren konnten;
ich bin ja mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, und diese sind, soweit
es möglich war, gefahren -, waren das auch Demonstrationen, die gefährlich
waren? (GR Franz Ekkamp: „Nein!“) Waren das auch Demonstrationen, die
demokratiepolitisch verwerflich sind? Waren das auch Demonstrationen, die von
Seiten des Bauernbundes bezahlt wurden, so wie hier die Gewerkschaft für die
Ausfahrt der Wiener Feuerwehr bezahlt hat? (Ruf bei der FPÖ: Manchmal von
Raiffeisen, aber meistens von den Bauern!) - Ich bedanke mich an dieser
Stelle bei den Wiener Feuerwehren, bei den Menschen der Wiener Feuerwehr, dass
sie an ihrem freien Tag diese Demonstration durchgeführt haben, aus Solidarität
für alle anderen! (GR Johannes Prochaska:
In der Dienstkleidung?)
Zum Thema Dienstkleidung: Dass hier Pensionisten
waren, die sich gegen geringes Entgelt ihre Uniform kaufen konnten, das haben
Sie auch in einer Aussendung an die ÖVP-Pressestelle am 5. Juni mitgeteilt
bekommen, aber vielleicht tun Sie sich beim Lesen etwas schwer. (GR Gerhard Pfeiffer: Am Schluss waren es
noch Statisten ...!) Zu reden und demokratiepolitische Defizite
festzustellen, das ist für Sie von der ÖVP immer sehr gut, ohne dass Sie daran
denken würden, dass die Bundesregierung selbst mit demokratiepolitischen
Defiziten gegenüber allen Beamten, die dem Bund unterstellt sind, vorgeht,
nämlich mit Drohungen, wenn sie versuchen wollen, Streiks oder Demonstrationen
beizuwohnen, indem sie dann in ihrem beruflichen Aufstieg oder ihrer
beruflichen Weiterentwicklung behindert werden. Ich nehme an, dass kein einziger
der Feuerwehr-Brandmeister, -Oberbrandmeister, oder was weiß ich, dabei war.
Aber den Pensionisten kann ja nichts passieren, die haben es ja noch relativ
leicht.
Aber es haben hier auch Kolleginnen und Kollegen in
ihrer Außerdienstzeit eine Solidarisierungsmaßnahme für Menschen, die in
Österreich wohnen, unterstützt. Dass unsere Stadträtin dabei als
Personalstadträtin selbstverständlich anwesend war, weil sie die Sorgen der
Menschen, die sie hier vertritt, als Ressortverantwortliche auch mitträgt, das
ist eine Solidarisierung wie sie die SPÖ versteht, mit Beamten und Angestellten
der Stadt Wien - und nicht so, wie sie die ÖVP und zum Teil die FPÖ versteht:
als Nichtsolidarisierung der Beamten, die beim Bund ihre Arbeit verrichten.
Es wurden hier so viele, ich würde fast sagen,
lustige Dinge gesagt - wenn es nicht zum Weinen wäre, nämlich dass ein
Misstrauensantrag wegen Anwesenheit bei einer gewerkschaftlichen Aktion
eingebracht wird, einer Aktion einer Gewerkschaftsbewegung, auf die Österreich
seit mehr als 50 Jahren stolz sein kann, beziehungsweise sogar seit mehr
als 70 Jahren, mit Ausnahme der austrofaschistischen Zeit. In diesem
Zusammenhang könnte ich Ihnen auch etwas erzählen, noch von meinem Vater, der
damals bei der Gemeinde Wien war, wie schwer es für ihn war, damals nicht
überhaupt getötet zu werden. Aber das interessiert Sie nicht, das ist
Geschichte, und die Geschichte unseres eigenen Landes interessiert Sie ja so
gut wie überhaupt nicht. (Widerspruch bei Gemeinderäten der FPÖ.) Aus der Geschichte kann man ersehen,
was sich aus Maßnahmen wie jenen, die Sie heute hier setzen, entwickeln kann,
was da passieren kann. Aus geschichtlicher Überlegung heraus hätten Sie sagen
müssen: Wir sprechen heute, aber wir stellen keinen Misstrauensantrag! - Denn
in der austrofaschistischen Zeit und dann auch später in der nationalsozialistischen Zeit war es wirklich
so, dass man Angst haben musste, wenn man eine freie Meinungsäußerung gemacht
hat, dass man deshalb eingesperrt werden konnte oder vielleicht sogar zu Tode
gekommen ist.
Liebe Kolleginnen und
Kollegen der Wiener Feuerwehr! Ich kann Ihnen sagen: Wir als Sozialdemokraten
und auch die grüne Fraktion, wir werden alles daransetzen, dass Sie keine
negativen Maßnahmen von Seiten der derzeitigen Regierungsparteien im Parlament
treffen, denn das ist für uns Solidarität mit den Dienstnehmern im ganzen Land,
aber in diesem Fall vor allem auch mit unseren Beamten und Beamtinnen der Stadt
Wien. (Beifall bei der SPÖ.)
Es wäre jetzt ein Vergnügen, weiter über den
Misstrauensantrag zu reden. Nur denke ich, dass die Angelegenheiten unserer
Geschäftsgruppe mehr umfassen als
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