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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 25.09.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 78 von 102

 

angehalten werden, sich an den anlaufenden Kosten zu beteiligen.

 

Meine Damen und Herren! Auch das tun wir in Wien nicht. Wir haben uns das Ziel gesetzt, zu versuchen, nach Möglichkeit die Angehörigen hier nicht in die Finanzierung mit einzubeziehen.

 

Frau Korosec! Wenn Sie sagen, wir haben überhaupt nichts gemacht, dann muss ich Ihnen sagen: Wenn man genau weiß, dass es in Wien die gute Einrichtung des Kuratoriums der Pensionistenwohnhäuser gibt, wenn man weiß, dass die Menschen glücklich und froh sind, wenn sie dort leben, wenn man weiß, dass wir in Wien auch Heime zahlreicher privater Träger haben – dazu gehören auch Heime der katholischen Kirche, der evangelischen Kirche, der Israelitischen Kulturgemeinde und so weiter –, dann weiß man, dass diese Leute dort sehr glücklich sind. Und man weiß auch, dass Menschen in diesen Pensionistenwohnhäusern - weil man ihnen eben versprochen hat, man belässt sie dort -, wenn sie pflegebedürftig werden, auf die so genannte B-Station kommen und dort, solange es notwendig ist, sehr, sehr gut gepflegt werden.

 

Meine Damen und Herren! Was man aber auch wissen sollte, auch wenn es um das Geriatriezentrum Am Wienerwald Lainz geht: Von den 1 500 jährlich aufgenommenen Menschen, die dort geriatrisch betreut und versorgt werden - und bis auf wenige Ausnahmen gut versorgt werden -, gehen 800 wieder nach Hause. Das bedeutet, dass mehr als 50 Prozent derjenigen, die im Laufe eines Jahres in dieses Heim kommen, mit der reaktivierenden Pflege so weit wiederhergestellt werden, dass sie dann wieder nach Hause gehen können. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Jetzt sage ich Ihnen eines: Natürlich haben wir dann durchaus innerhalb eines kurzen Zeitraums diese Personen wieder drinnen, aber ich glaube, es ist unsere gesellschaftspolitische Aufgabe und Verantwortung, solange es möglich ist, alles daranzusetzen, dass wir sie wieder nach Hause schicken können, dass sie sich zu Hause in ihren eigenen vier Wänden wohl fühlen. Und erst wenn es gar nicht mehr geht, dann haben wir eben die Situation, dass sie im Heim bleiben.

 

Meine Damen und Herren! Eines werden Sie ja wohl nicht glauben: dass wir aus Jux und Tollerei - und nur weil es die Frau Dr Pilz nicht will - sagen, Achtbettzimmer seien das Klasseste, was es gibt. - Natürlich nicht! Ich darf Ihnen aber auch Folgendes sagen: Auch betreffend Ein- und Zweibettzimmer gibt es Diskussionen - ich traue mir nicht zu, das zu beurteilen, weil ich kein Fachmann bin -, nämlich insofern, als manche sagen: Wenn wir zwei Personen in einem Zweibettzimmer unterbringen und diese zwei sich dann nicht vertragen, was macht man dann? Trennt man die beiden wieder voneinander? – Also auch da gibt es Probleme.

 

Das heißt, es wird gewisse Größenordnungen - vor allem dann, wenn die Älteren einmal noch betagter sind - wahrscheinlich trotzdem geben müssen, aber ich gebe Ihnen Recht: Das Achtbettzimmer kann kein Standard sein. Ich glaube aber, wir werden im geriatrischen Bereich Drei- und Vierbettzimmer auch künftig - vielleicht nicht als generelle Situation, aber ab und zu - haben müssen und auch haben.

 

Weil Sie sagen, es soll keine Großpflegeheime geben: Meine Damen und Herren! Mehr, als in diese Richtung zu arbeiten, können wir doch nicht tun! Sie haben gesagt, zwischen 80 und 120 Plätze wäre Ihre Vorstellung von der optimalen Größe. - Schauen wir uns doch das Geriatriezentrum in Floridsdorf an! Oder: Der Schritt im Geriatriezentrum Süd ist ebenfalls, was die Größenordnung betrifft, der richtige Weg. Wenn man sich anschaut, wie dort gepflegt wird, wie die Zimmer angesiedelt sind, was dort an Therapiemöglichkeiten besteht, an Beschäftigungstherapie geschieht, dann muss man sagen, dass das der richtige Weg ist.

 

Nur, meine Damen und Herren - und diesbezüglich sind Sie gemeinsam mit uns aufgefordert -: Das kostet Geld! Das kostet mehr Geld, als man glaubt! Und ich sage Ihnen auch: Da wird es mit 1 Milliarde EUR nicht abgetan sein, wenn Sie das hochrechnen - und wir denken ja, glaube ich, weiter voraus, über die nächsten 20, 25 Jahre, denn es sollen ja letztendlich auch Vertreter meiner Generation, wenn sie es einmal brauchen, ordentlich versorgt werden -, da wird noch viel mehr Geld in die Hand genommen werden müssen.

 

Meine Damen und Herren! Ich würde Sie dazu aufrufen: Arbeiten Sie hier mit uns gemeinsam! Machen Sie es nicht so wie einzelne politische Parteien, die mit einer Bürgerbefragung zum Skandal im Geriatriezentrum Am Wienerwald aufrufen und dabei die Frage stellen: "Wie konnte es zu derart unmenschlichen Zuständen kommen?", "Wer trägt Ihrer Meinung nach dafür die Verantwortung? Die Gesundheitsstadträtin Pittermann? Der Herr Bürgermeister Dr Häupl? Die gesamte SPÖ-Stadtregierung? Die zuständigen Beamten des Magistrats? Das Pflegepersonal des Hauses?" oder "Sonstiges?", wahrscheinlich die Wetti-Tante. - Meine Damen und Herren, es waren nicht die GRÜNEN, und es sind nicht die Freiheitlichen gewesen. Ich überlasse es jetzt Ihrer Phantasie, welche politische Oppositionspartei es war. (GR Franz Ekkamp: Die "Christlichsozialen"? Die "Christlichsozialen"?) - Das ist nicht dazu angetan, zur Beseitigung von Missständen, die zu Recht kritisiert werden, beizutragen.

 

Meine Damen und Herren! Nachdem heute in dieser Debatte bereits von Herrn Mag Kowarik eine Aussage des Herrn Ärztekammerpräsidenten, der ja schon oft zitiert wurde, vorgelesen wurde, darf ich hier auch ein Zitat von ihm wiedergeben, und zwar sagt er wortwörtlich:

 

"Ich kann nicht auf der einen Seite die Betreuungsqualität erhöhen, wenn ich auf der anderen Seite ein Prozent des Personals pro Jahr einspare." - Aber das geschieht natürlich auch im Beamtenbereich! - "Spitzenmedizin und Spitzenpflege benötigt gutes Personal. Das kostet Geld. Ich fordere den Mut zu dieser Wahrheit. Hier erwartet sich die Wiener Ärzteschaft ein klares Signal seitens aller politischen Verantwortungsträger und politischen Parteien." - So Dorner.

 

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