Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 134
Ordnung, von Ordnungsrahmen.
Aber wir sind auch offen für jede andere Diskussion,
weil es uns um die Sache geht. Es geht uns darum, dass die Bürger in allen
Bereichen, egal, ob es um die innere Sicherheit geht, ob es um die soziale
Sicherheit geht, ob es um die wirtschaftliche Sicherheit geht, nach wie vor in
Wien eine möglichst optimalen Standort ihres Lebens haben.
Dafür kämpfen wir, und daher müssen wir zu dem
vorliegenden Budget, weil das alles mit diesem Budget nicht gewährleistet ist,
nein sagen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Hundstorfer. Ich erteile es ihm.
GR Rudolf Hundstorfer (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Ich darf heute in Vertretung meines Klubobmannes hier
sprechen und möchte natürlich auf ein paar Dinge eingehen, die meine Vorredner
angesprochen haben.
Herr Mag Kabas! Da Sie der SPÖ unterstellen, sie
vernichte Arbeitsplätze in Wien, darf ich Sie ersuchen, einmal mit Ihrem Herrn
Justizminister zu reden. Ihr Justizminister ist im Moment dabei, der größte
Arbeitsplatzvernichter in der Inneren Stadt zu werden. Wissen Sie, warum? Weil
er alle Richter gegen deren Willen aus der Riemergasse übersiedelt hat und die
Wollzeile jetzt verödet. Lesen Sie die heutigen Tageszeitungen, die mit der SPÖ
überhaupt nichts zu tun haben. Da sehen Sie, wie Sie Arbeitsmarktpolitik
betreiben. (Beifall bei der SPÖ. – GR Mag Hilmar Kabas: Zu einen Unsinn habe
ich schon lange nicht gehört! – Zahlreiche weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Und warum müssen die Richter aus der Riemergasse
ausziehen? Weil das Immobilien-Freunderlwirtschafts-Management der FPÖ im
3. Bezirk bedient werden musste. Das ist die Wahrheit. Die sollte man hier
auch einmal sagen. (Beifall bei der SPÖ. – GR Mag Hilmar Kabas: Wenn das Ihr
heutiger Beitrag zur Arbeitsplatzsicherung ist, auch seitens der Gewerkschaft,
dann gute Nacht!) Ich komme schon noch dazu. (Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich wollte Sie am Beginn nur
ein bisschen munter machen, denn nach Ihrer Rede sind einige eingeschlafen. (Neuerlicher Zwischenruf des GR Mag Hilmar
Kabas.) Ich komme schon noch dazu.
Entschuldigen, Herr Mag Kabas, ich habe nichts
anderes getan als das, dem Sie breiten Raum in Ihrer Rede gewidmet haben, ich
habe Zeitungsartikel zitiert. Lesen Sie das bitte in den heutigen
Tageszeitungen. Lesen Sie das bitte! (GR
Mag Hilmar Kabas: Das steht in keiner einzigen Zeitung!) In der
"Presse" steht das wunderschön drinnen. (Anhaltende Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Jetzt kommen wir einmal zum Budget, kommen wir ein
bissel zu Wien, kommen wir einmal zur Budgetdebatte. (Weitere Heiterkeit bei
der FPÖ.) Und man sollte eine Budgetdebatte einmal mit einem Blick über die
Grenzen beginnen. Man sollte eine Budgetdebatte auch damit beginnen...
(Heiterkeit bei GR Heinz Christian Strache.) Ich komm’ dann schon, Sie
brauchen keine Angst zu haben. (Große Heiterkeit bei der FPÖ.) Wissen
Sie, Herr Strache, die Sozialdemokratie hat zu Ihnen einen wesentlichen
Unterschied: Wir diskutieren (Große Heiterkeit bei der FPÖ.) sehr oft
unsere Standpunkte. Wir überprüfen unsere Standpunkte und wir schicken
Postwurfsendungen über ein Problem des 3. Bezirks nicht in ganz Wien
herum, denn was das in Floridsdorf verloren hat, das weiß ich nicht! (Heiterkeit
und Beifall bei der SPÖ.) Wir brauchen diese Dinge der Selbstdarstellung,
wie Sie es vielleicht für Ihr Ego brauchen, nicht! (Aufregung bei der FPÖ.)
Ich möchte aber damit beginnen, dass wir, glaube ich,
auch einen Blick über die Grenzen der Stadt werfen sollten und auch ein
bisschen schauen sollten – dass ich es noch richtig herausbringe – was in den
nächsten sechs Monaten vor unserer Haustüre passieren wird, wenn wir um zehn
Mitgliedsstaaten größer werden, wiederum ein vereinteres Europa werden und vier
dieser zehn Mitgliedsstaaten unmittelbar vor unserer Haustüre sind, nämlich
Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien. Und vor allem, wissen Sie, beginnen
wir das nicht jetzt, sondern wir haben das schon sehr lange begonnen. Da komme
ich ein bissel zum Wirtschaftsstandort, weil Sie da so gemeint haben, Wien
verliert an Attraktivität als Wirtschaftsstandort.
Ich darf halt hier schon festhalten, dass sich die
Direktinvestitionen der Wiener Unternehmer in diesen osteuropäischen Raum in
den letzten zehn Jahren vervielfacht haben. Ich darf auch festhalten, dass
300 international tätige Unternehmungen diese Osteuropaaktivitäten von Wien
aus koordinieren und sie nicht weniger, sondern mehr werden.
Ich darf auch hier festhalten, dass gerade diese
Frage der Standortqualitäten, gerade die Frage Transport, gerade die Frage
Telekommunikation, gerade die Frage Forschungsmöglichkeiten und natürlich auch
das hohe Ausbildungsniveau der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in dieser
Stadt dazu helfen, dass das auch so bleibt.
Es ist ja nicht von ungefähr, dass 60 Prozent
aller ausländischen Investitionen in diesen Wirtschaftsraum Osteuropa von Wien aus
kommen.
Es ist ja auch nicht von ungefähr, dass im
internationalen Vergleich Unternehmensgründungen in Wien deutlich einfacher
sind als im europäischen Durchschnitt.
Es ist ja auch nicht von ungefähr, dass Wien auch bei
all den Schwierigkeiten der Industrie, auf die ich dann noch zu sprechen komme,
eine sehr, sehr hohe Exportquote hat. Das heißt, der Standort ist
wettbewerbsfähig.
Es ist ja auch so, dass wir in einem Vergleich der Städte
Europas trotz all unserer Probleme - und ich negiere da keine einzige dieser
Zahlen - eine sehr hohe Beschäftigungsquote haben. Wir haben im europäischen
Städtevergleich die Frage der Jugendarbeitslosigkeit immer noch sehr gut
gelöst, wissend, dass natürlich jeder jugendliche Arbeitslose einer zuviel ist,
gar keine Frage. Aber wir waren das einzige Bundesland in dieser Republik, wo
es wirklich nicht nur Lippenbekenntnisse gegeben hat, sondern das auch die
Mittel zur Gründung
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