Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 134
eines Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds zur Verfügung
gestellt hat, das Know-how zur Verfügung gestellt hat, dies auch ständig
erweitert und hier ständig forciert, dass unter anderem dieser Wiener
Arbeitnehmerförderungsfonds sehr wohl funktioniert.
Und weil Sie auch gemeint haben, die Wiener
Arbeitsmarkt Industrie. Wissen Sie, Herr Dr Tschirf, ich hab’ schon viel
gehört, Vergleiche, aber dass Sie als Vertreter einer neoliberalistischen
Partei, wo das Wort katholische Soziallehre immer tiefer im Parteiprogramm
runterrutscht, wo... (Aufregung bei GR Dr Matthias Tschirf.)
Entschuldigung, hören Sie sich den Herrn Bundeskanzler an! Hören Sie sich
gestern in der Nacht den Herrn Molterer an, der sich nonchalant ins Fernsehen
setzt und sagt: Ja, Staatseigentum muss verkauft werden, der Staat darf
nirgends mehr beteiligt sein. Das ist die Ratio der Aussage des Herrn Molterer
zum Verkauf von Böhler und VOEST! Hören Sie doch bitte diesen Worten zu und
schauen Sie einmal nicht mit der Parteibrille! Schieben Sie die Parteibrille
weg! Und dann wundern Sie sich, wenn internationale Konzerne, internationale
Investoren sagen: Naja, in Wien haben wir ein paar Werke, naja Gewinn haben sie
alle, aber der Gewinn ist zu wenig, wir sperren sie zu.
Na was ist denn bei der Firma Varta die Wahrheit? Die
Firma Varta, positiv bilanzierend, ist der Zweigbetrieb eines internationalen
Konzerns, nur mit einem Problem: Irgendwelchen Investoren, die irgendwo auf der
Welt sitzen, war der Gewinn zu klein, den diese Firma erwirtschaftet hat. Und
was soll es? Wien soll mit Steuergeldern diesen Gewinn erhöhen? Ist das Ihre
Antwort? Na das ist das, was Sie da verlangt haben! (GR Dr Mathias Tschirf:
Das stimmt ja nicht! – Aufregung bei der ÖVP.) Ja das haben Sie hier
verlangt. Sie haben hier verlangt, dass wir den Gewinn dieser... (GR Dr
Mathias Tschirf: Um das geht es ja nicht!) Ja das ist ja die Frage. Was
glauben Sie, um was es uns geht? Helfen Sie doch mit, diese internationale
wahnwitzige Rund-um-die-Welt-Geldverschiebung einmal aufzuhalten! So helfen Sie
doch einmal mit, diesen Globalisierungsideen etwas Einhalt zu gebieten! So
helfen Sie doch mit, nicht alles zu privatisieren und dem privaten Kapitalmarkt
zu unterlegen! So helfen Sie doch einmal mit! Wie ist... (GR Mag Hilmar
Kabas: Und er soll das aufhalten?) Er wird es nicht allein aufhalten
können, aber er kann ein Mosaiksteinchen sein wie viele andere, Herr Mag Kabas,
weil genau das ist passiert und genau das Gleiche.... (Aufregung bei GR Mag
Hilmar Kabas.) Genau das Gleiche ist auch bei Siemens, genau das Gleiche
ist auch bei anderen Firmen. (Aufregung bei der FPÖ.) Genau das Gleiche!
Was ist bei der Bank Austria? Was ist denn bei der UNIQUA? Was ist denn bei der
Ersten Österreichischen? Was ist den bei den ganzen Banken? (Weitere
Aufregung bei der ÖVP und der FPÖ.) Auch hier geht es schlichtweg darum,
dass sie alle immer eine Gewinnoptimierung fahren.
Jetzt können wir sagen, Gewinnoptimierung mit
Sozialkompetenz oder Gewinnoptimierung ohne Sozialkompetenz, so weit es möglich
ist, wie zum Beispiel bei der VOEST. Die VOEST, das ist so ein Paradebeispiel:
Die VOEST legt mit einem Staatsanteil von 25 Prozent das beste
Konzernergebnis ihrer Geschichte. Was ist die Antwort der Bundesregierung? „Das
interessiert uns nicht, ba ba, fall’ net, verkaufen." Das ist Ihre
Antwort! (GR Kurth-Bodo Blind: Wir müssen eure Schulden abtragen! Wir müssen
eure Schulden abtragen! – Beifall bei der SPÖ.)
Wissen Sie, Herr Blind, mit der Schuldenmasche kommen
Sie wirklich nicht mehr weiter, weil es da 13 Jahre lang Vizekanzler
namens Busek, namens Mock und namens Dr Schüssel gegeben hat. Besprechen Sie
das einmal mit diesem Herrn Bundeskanzler! (Heiterkeit bei der SPÖ. - GR
Kurth-Bodo Blind: Der Staat ist pleite!)
Ich darf aber auch, bevor wir (GR Kurth-Bodo
Blind: Der Staat ist pleite!) auch in die... (GR Kurth-Bodo Blind: Der
Staat ist pleite! 2 200 Milliarden! – Aufregung bei der FPÖ.) Na
das ist keine... Das ist natürlich klar, denn wenn ich so viel für
Beraterverträge ausgeben muss wie der Herr Grasser oder wenn ich für eine
Werbung für das Kindergeld, für die Werbung der Mehrfachgeburten eine
Million Euro ausgeben muss, dann bin ich auch bald pleite! (GR
Kurth-Bodo Blind: Das sind doch Kindereien! – Heiterkeit bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Ich möchte ein bisschen zu
dem, was Realität ist, kommen. Realität ist, Wien ist in Europa bezüglich
Wirtschaftsleistung unter den zehn Topstädten! (Aufregung bei der FPÖ.)
Wien ist... (GR Mag Christoph Chorherr: Und nichts gegen die Arbeitslosen!)
Das habe ich nicht gesagt. Herr Mag Chorherr, Sie hören nicht zu. Das ist eines
der Probleme der GRÜNEN. Das ist eine der Schwierigkeiten. Bitte zuhören, weil
ich sehr wohl gesagt habe - (GR Kurth-Bodo Blind: Der Herr Lehrer spricht!)
der Herr Lehrer redet gar nicht -, dass uns kein Arbeitsloser in dieser Stadt
egal ist, aber schon überhaupt nicht, sondern die Frage ist nur, mit welchen
Rezepten ich umgehe: Mit Rezepten im Rahmen der Europäischen Union, in den
Rahmenbedingungen dieser Bundesregierung und mit welchen Rezepten beantworte
ich als Stadtpolitik diese Problematik. (GR Dr Mathias Tschirf: Und wer sind
die Großen der EU? Der Blair, der Schröder!)
Und hier kann ich noch einmal wiederholen: Wir haben als
Stadtpolitik unter anderem (GR Dr Mathias Tschirf: Die größte
Arbeitslosigkeit!) als einziges Bundesland einen
Arbeitnehmerförderungsfonds gegründet - und ich wiederhole es noch einmal -, wo
wir unter anderem massive Geldmittel in Umschulung, in Neupositionierung, in
Aufrechterhaltung von Arbeitsstiftungen und, und, und, einsetzen - das ganze
Programm des WAFF ist Ihnen bekannt -, weil wir das eben nicht negieren ,weil
uns das nämlich nicht egal ist. Es ist uns nicht egal, dass hier zig Tausende Menschen
ohne Beschäftigung sind. Aber auch hier, weil Sie so ein bissel Wiener Umland
und so gesagt haben, haben wir auch, und das müssen wir halt auch einmal
festhalten, fast 200 000 Menschen aus Österreich, die in Wien ihren
Arbeitsplatz haben, ihren täglichen Arbeitsplatz haben. Viele davon pendeln
hier täglich nach Wien herein. Das ist ja nicht von
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