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Gemeinderat, 36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 41 von 53

 

für Menschen, die im Rollstuhl teilnehmen möchten. Dass man das auf diese Art und Weise löst, was man leider nicht getan hat, wäre im Jahr für Menschen mit Behinderungen ein schöner Akt gewesen. Aber es wäre auch für das nächste Jahr noch ein schöner Akt.

 

Wir stimmen diesem Akt nicht zu und wir stimmen dem Herbstlaufakt nicht zu. Ich hoffe, dass Anträge in Zukunft zumindest vorher so durchgesehen werden, dass sie formal besser entsprechen, als es diesmal der Fall ist. Wenn man sich das Layout des Drachensportverbands anschaut, würde es vermuten lassen, dass es den überhaupt nicht gibt. Das ist eine normale A4-Seite, wo links oben schnell die Adresse eingetippt ist. Ich schätze, dass fast alle 100 Gemeinderäte und Gemeinderätinnen im Hause einen schöneren Briefkopf und etwas Erkennbareres haben. Das ist ein A4-Zettel, den man schnell hingeschludert hat.

 

Bei den 127 600 EUR im Frühling ist es überhaupt nur eine A4-Seite mit ein paar Zeilen: "Lieber Ferdinand, wir brauchen dringend 127 000 EUR." Fertig, aus. Für dieses viele Geld ist es nicht notwendig gewesen, das sehr ausführlich zu machen, weil man eh gewusst hat, wie das ausgeht.

 

Viel mehr als die halbe Zeit wollte ich nicht verbrauchen, aber einen Punkt hätte ich beinahe vergessen. Wir beschließen jetzt den nächsten Marathon, der im Mai 2004 stattfindet, aber beim Herbstlauf subventionieren wir jetzt, dass er bereits stattgefunden hat. Und zwar hat die Antragseinbringung am 17. September stattgefunden, der Lauf selber am 21., vier Tage danach. Darum wahrscheinlich auch die Schlamperei, zweimal die gleiche Unterschrift. Keine Zeit gehabt, schnell abgeben, denn wenigstens einreichen sollte man es, bevor man es macht, wenn es schon nicht mehr beschlossen werden kann. Also hat man schnell etwas zusammengeschustert, weil man kein Briefpapier für den Verband hat, eine A4-Seite genommen und das schnell hinaufgeschrieben. Beim Unterschreiben der Rechnung war kein Zweiter da und hat dann halt auf der einen Seite die Rechnung und auf der anderen Seite das Subventionsansuchen unterschrieben und es schnell abgegeben.

 

Vier Tage später die Veranstaltung, sechs Wochen danach im entsprechenden Ausschuss und heute, zwei Monate nach der Veranstaltung, im Gemeinderat. Das ist nicht die übliche Art und Weise, wie Subventionen vergeben werden. Das macht uns noch eine Spur skeptischer. Diese zwei Subventionen müssen wir leider ablehnen. Allen anderen werden wir gern zustimmen. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Strobl gemeldet. – Bitte.

 

GR Walter Strobl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Es geht um den so genannten Drachenbootverein. Das ergibt sich aus der Tagesordnung. Es handelt sich dabei um eine Sportsubvention der besonderen Art. Die besondere Art ist durch meinen Vorredner schon weitläufig skizziert und dargestellt worden. Ich darf einige dieser skurrilen Punkte, die sich in diesem Akt finden herausgreifen und Ihnen ein paar andere Dinge in diesem Zusammenhang noch kurz darstellen.

 

Es wurde schon gesagt, neben der Tatsache, dass es einen Drachenbootverband gibt, wo wir zu einem anderen Punkt noch genau klären müssen, dass er auch sportliche Aktivitäten nachweisen muss, damit er überhaupt förderungswürdig ist, gibt es auch noch diese Kurzfristigkeit der Antragstellung vor der Durchführung. Das lässt vermuten – ich gehe davon aus, dass das so war –, dass man sich, noch bevor man überhaupt gewusst hat, wie das Ganze ablaufen wird, einmal darauf geeinigt hat, dass das von der Stadt bezahlt wird. Also es gab eine Zusage, dass das in Ordnung geht, wenn das zusammengestellt wird. Sie haben schon eine minimale Erfahrung in diesem Bereich, wenn man weiß, wer dahinter steht, man kann nicht – das ist der springende Punkt – Sportförderungsgelder einer Vienna Communications in die Hand drücken, sondern man braucht dazwischen einen Sportverein. Nachdem es da offenbar keinen passenden zur Hand gegeben hat, was schon allein bedenklich ist, hat man sich auf diesen Drachenbootverband gestürzt, was auch immer der Hintergrund ist. Diese zwei Dinge sind schon sehr eigenartig.

 

Nun bekommt dieser Verband für die Durchführung über 106 000 EUR. Das ist viel Geld. Jetzt geht es gar nicht darum, dass man sich überlegt, was so ein Inline Marathon, der schon seine Kunden hat, kostet, sondern wie viel dabei dem Verband selbst bleibt, wer da noch als Organisator mitverdienen kann. Das wird auch ein Punkt sein, den man sich in Zukunft überlegen wird müssen.

 

Ich darf jetzt einen kleinen Sprung machen. Ich habe hier ein Schreiben der MA 51 – Sportamt vom 19. November, in dem Folgendes mitgeteilt wird: "Sehr geehrte Damen und Herren! Unter Bezugnahme auf Ihr Subventionsansuchen vom 23. Oktober auf Förderung für die Aufrechterhaltung des Sportbetriebes diverser Vereine bedauert die MA 51 mitteilen zu müssen, dass auf Grund von Maßnahmen des Bundes beim Vollzug des Budgets 2003" – wird nicht näher ausgeführt, ist auch nicht mehr nachvollziehbar – "und der Folgejahre keinerlei Fördermittel mehr zur Verfügung stehen." – Das ist an einen Dachverband gegangen. Meine Damen und Herren, das ist der Beweis und der Beleg dafür, dass die Uhren in Wien, was den Sport betrifft, ganz anders als im restlichen Österreich gehen, wo man die Arbeit der Dachverbände schätzt.

 

Was ist der Hintergrund? Ich gehe davon aus, dass in Wien, wie in allen anderen Bereichen auch, gespart werden muss und dass man sich im Sportbereich einfach lieber bei den Kleinen bedient, weil die weniger attraktiv sind, weniger hergeben, weniger im Fernsehen sind, es selten eine Presse gibt, das Randsportarten sind und daher lieber zu denen geht, die den Event darstellen, die im Stande sind, mit berühmten Sportlernamen auch einen politischen Auftritt für einen zuständigen politischen Funktionsträger, in dem Fall die Frau Sportstadträtin, sicherzustellen und ihr damit eine gewisse

 

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