Gemeinderat,
37. Sitzung vom 19.12.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 98
und nachschauen, wohin denn jetzt welche Kompetenz wandert.
Wenn man sich dabei wenigstens auf die Autoren des
Geschäftsstückes verlassen könnte, dann wäre das ja schön, aber man kann sich
ja nicht einmal auf die Autoren des Geschäftsstückes verlassen, denn – ich habe
mir die Mühe gemacht, ich habe mir das angeschaut – die zitieren reihenweise
falsch. Die zitieren bei dem Geschäftsstück falsch. Beispiel: Seite 16,
Punkt 41, Seite 23, linke Spalte. Da muss man schon einmal das
richtige andere Amtsblatt haben, damit man das überhaupt lesen kann. Dann steht:
"Die Bezeichnung der MA 15 lautet ab 1. Juli wie
folgt:" Blablabla. Dann schaue ich im ursprünglichen Geschäftsstück nach
und sehe, das stimmt gar nicht. Da steht das gar nicht auf der Seite 23,
sondern auf der Seite 25.
Jetzt könnte man sagen, der Herr Barnet soll halt
zwei Seiten weiterblättern. Das ist ja wurscht. Aber das ist eine Verordnung.
Verordnungen sind schon aufgehoben worden, weil man falsch zitiert hat. Also
ich wäre da ein bisschen vorsichtiger.
Dass Sie uns politisch verhöhnen, das nehme ich ja gerade
noch in Kauf – ich könnte dazu noch ein paar andere Beispiele vorlesen –, also
politische Verhöhnung nehme ich gerade noch in Kauf, aber dann noch die
Frechheit zu haben, das formell falsch zu zitieren, das ist wirklich arg. Das
hätte ich mir von der Sozialdemokratie nicht erwartet, dass sie uns nicht nur
verhöhnt, sondern dass sie auch noch unsauber arbeitet. Und so zieht sich das
die ganze Zeit durch den Fonds Soziales Wien.
Eine Anregung gebe ich: Vielleicht wäre es gescheit,
wenn man die Geschäftseinteilung nach dieser generellen Änderung
wiederverlautbaren würde. Die ist wirklich schon unlesbar geworden. Kollege
Schuster, du nickst so leicht, du wirst sie sicher besser kennen als ich. Denkt
einmal darüber nach. Wenn ihr sie vielleicht wiederverlautbart, dann könntet
ihr zumindest diesen Fehler sanieren, auch wenn er jetzt nicht mehr sanierbar
ist.
Betrachten wir aber auch den politischen Werdegang
dieses Geschäftsstückes. Sie erinnern sich: Rust, Februar 2003: die Ankündigung
der Zusammenlegung; am 28. März: die Mitteilung der Frau
Vizebürgermeister. Viel gesprochen, wenig gesagt. Sie sind mir nicht böse, wenn
ich das so sage, aber da kommt nichts. Und dann – es ist schon gesagt worden –:
keine Darstellungen, keine Präsentationen. Bei jeder Nachfrage im Ausschuss
hieß es: Wartet nur, das kommt schon, wir werden schon mit euch diskutieren.
Dann kommt die erste Präsentation – und das muss man
sich einmal auf der Zunge zergehen lassen –, und zwar kommt sie eine
Viertelstunde, nachdem im entsprechenden Ausschuss das Geschäftsstück
betreffend Geschäftseinteilung schon beschlossen worden ist. Eine
Viertelstunde, nachdem der Beschluss gefasst wurde, wird die Präsentation
durchgeführt, was das eigentlich bedeutet. Zeit dafür waren aber zehn Monate,
zehn Monate, in denen die Sozialdemokratie vielleicht gewusst hat, was sie tut
– ich bestreite es, ich glaube, ihr wisst selber nicht, was ihr macht –,
jedenfalls zehn Monate, in denen man die Opposition mit Versprechungen
hingehalten hat.
Kollege Margulies, ich bin leider noch so, ich glaube
manchmal noch, was die sagen. Ich glaube manchmal an das, was die
Sozialdemokratie sagt. Ich denke mir nicht, dass sie die ganze Zeit lügen,
vielleicht bin ich da ein bisschen naiv. Aber in diesem Fall ist es einfach nicht
die Wahrheit. Zehn Monate hinhalten, nichts gesagt, viel getan – an diesem
Gemeinderat vorbei.
Wir hatten noch die Beispiele, wir erinnern uns:
Gelten die Gesetze im Fonds Soziales Wien? Natürlich, hat man im Ausschuss
gesagt, natürlich gelten die Gesetze! Na einen Schmarren gelten die Gesetze.
Das Ausschreibungsgesetz gilt nicht, sofern es eines gibt. Das
Gleichbehandlungsgesetz gilt nicht. Was ist die Antwort der Sozialdemokratie?
Wenn das Gleichbehandlungsgesetz nicht gilt, machen wir halt etwas Ähnliches,
wir machen eine Betriesvereinbarung. Nur, leider, fehlt uns der Betriebsrat.
Ja, warum ist der nicht gegründet? Der Fonds Soziales Wien hat bis heute
27 Mitarbeiter gehabt oder noch mehr. Ich habe mir gedacht, da kann man
schon einen Betriebsrat gründen, aber vielleicht gründet man in einem
sozialdemokratischen Verein mit 20 Leuten keinen Betriebsrat, in einem
anderen gründet man mit 20 Leuten schon einen Betriebsrat. Aber so ist das
halt in der Sozialdemokratie.
Gegründet ist der Fonds auch mit geringer Dotation.
Vermutlich 137 Millionen ATS. Weiß irgendjemand, wie es um dieses
Geld steht? Gibt es einen Geschäftsbericht, in dem wir das nachlesen konnten?
Nein, es hat noch nie einen Geschäftsbericht an den Gemeinderat geben, wo man
nachlesen könnte, wie es um die Finanzen geht. Es hat keine Präsentation
gegeben. Wir wissen nur, wir sollen jährlich dotieren, wir sollen weitermachen.
(Zwischenruf der StRin Karin Landauer.)
Ja, damals war er nur für Suchtprävention und Koordination der
Suchtkrankenhilfe. Genauso hat es begonnen, mit einer kleinen Aufgabe, und
jetzt sind 43 Angelegenheiten der Geschäftseinteilung verfassungsmäßig sehr
fragwürdig delegiert an ein Organ, das es in der Wiener Stadtverfassung nicht
gibt. (GR Johann Driemer: Aber einen
Paragraphen gibt es dazu!) Was für einen Paragraphen gibt es dazu? Wo? (GR Johann Driemer: In der Stadtverfassung!)
Geh, lesen Sie ihn mir vor! Bitte, Herr Kollege Driemer, kommen Sie dann heraus
und lesen Sie mir die Stadtverfassung vor! Ich habe mich bemüht, ich habe es
nicht gefunden, aber Sie werden es mir dann sicher vorlesen. Sie werden mir
eine Bestimmung in der Wiener Stadtverfassung vorlesen, die heißt
"Stiftungen und Fonds". Ich habe sie nicht gefunden.
Ich kenne einen Antrag. Ich kenne meinen Antrag, in dem
"Neueinführung § 72b, Vereine Stiftungen und Fonds der Stadt
Wien" steht, aber dass das schon gültig ist, weiß ich nicht. Wenn das
jetzt ein Versprechen ist, dass die Sozialdemokratie das beschließt, dann
könnte ich jetzt nach der halben Rede schon enden, denn dann sage ich: Danke!
Ihr seid einsichtig geworden. Das Argument nützt. – Wenn das jetzt ein
Versprechen war, Herr Kollege, dann nehme ich Sie beim Wort. Wenn Sie
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