Gemeinderat,
38. Sitzung vom 16.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 35
Sehr geehrte Damen und Herren! Die
Neuordnung im Sozialbereich wird vielleicht Verbesserungen bringen. Wir dürfen
aber nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, ohne die schweren Verfehlungen
der Stadträtin aufzuzeigen, die ja bis jetzt für diesen Bereich zuständig war.
Die Reform des Sozialamtes der Jahre 2000 bis 2003,
die gerade noch gefeiert und hochgepriesen worden ist, wird nun mit der
beginnenden Strukturreform des heurigen Jahres schon wieder zu Grabe getragen.
Auch wenn wir nicht wissen, was die jetzt anbrechenden Kapitel der
Strukturreform bringen werden: Um die abservierte Reform ist nicht schade, und
das aus vielerlei Gründen.
Im Jahre 2000 hat man begonnen, Sozialzentren einzurichten
und die alten Strukturen, Sozialreferate und Außenstellen, schrittweise
aufzulassen. Wie überhaupt bei allem, hat man auch hier bei der Planung
vergessen zu analysieren, welches Personal für welche Tätigkeiten am besten und
am kostengünstigsten einzusetzen wäre. Es wurde einfach das vorhandene Personal
genommen, die Summe der Posten durch zehn Sozialzentren dividiert, und -
schwupp! - war die geniale neue Reform, die geniale neue Personalstruktur
gefunden. In diese Zusammensetzungen, die sich durch den Zufall der gerade
vorhandenen Bediensteten ergaben, war auch die Berufsgruppe der Sozialarbeiter
hineinverwurschtet worden. Vorher hatten die Sozialarbeiter die Aufgabe,
Betreuung mit erwachsenen Hilfsbedürftigen durchzuführen. In den neuen Sozialzentren
leisten diese hoch qualifizierten Spezialisten nur mehr Arbeiten, die sich von
einer normalen Referententätigkeit kaum unterscheiden lassen. Es gibt nunmehr
keine Betreuung von an den gesellschaftlichen Rand geratenen Personen, die
einer begleitenden Hilfe bedürfen, Personen, die mehr brauchen als die
Richtsatzergänzung zum Arbeitslosengeld. Es gibt keine methodische Sozialarbeit
mehr, kein case work, für das diese Fachkräfte auf das Beste ausgebildet sind.
"Die Sozialarbeit in unserer Abteilung ist
tot." - Solche Aussprüche der betroffenen Basissozialarbeiter sind in den
Sozialzentren an der Tagesordnung, und auch der Berufsgruppenausschuss der
diplomierten Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen in der Gewerkschaft der
Gemeindebediensteten, der lange Zeit ruhig war, äußert sich nun in diesem Sinn.
Sehr geehrte Damen und Herren! Man verschwendet hier
Personalressourcen. Diese Verschwendung geht nicht nur zu Lasten der ausübenden
Berufsgruppe, der Sozialarbeiter nämlich, sie geht auch nicht nur zu Lasten der
unversorgten Klienten, sondern auch zu Lasten der Steuerzahler. (Beifall bei
der FPÖ.)
Denn nach
Ansicht von spezifischen Fachleuten auf diesem Gebiet ist der Einsatz von
Sozialarbeitern in dieser Form unzweckmäßig, und zwar nicht nur, was deren Verwendung
betrifft, sondern auch, was die Kosten anbelangt. Und nur damit kein
Missverständnis entsteht: Die Sozialarbeiter erbringen eine hervorragende
Leistung, und wir Freiheitlichen stehen vollinhaltlich für die
gesellschaftliche Anerkennung dieser Arbeit. (Beifall bei der FPÖ.)
Aber, sehr
geehrte Frau Stadträtin, für die derzeit herrschende Orientierungslosigkeit bei
dieser so wichtigen Aufgabenstellung sind Sie alleine verantwortlich! Genauso
sind Sie dafür verantwortlich, dass es durch diese unüberlegte
Strukturveränderung zu enormen Wartezeiten für die Betroffenen in den
Sozialreferaten kommt - Wartezeiten, wie sie vorher im Sozialamt undenkbar
waren. Da nützt es auch nichts, dass Sie auf Kosten des Steuerzahlers eine
Anzeige in "NEWS" veröffentlicht haben, wo zu lesen war, dass die
bekannt langen Wartezeiten, auch bis zu den Sozialreferenten, durch ein neues
Terminsystem und die Veränderung beziehungsweise Ausweitung der Öffnungszeiten
in den Sozialzentren verkürzt werden. Logisch ist doch: Wenn jemand Hilfe
braucht, dann braucht er sie sofort. Das Motto muss lauten: Wer schnell hilft,
hilft doppelt! - Wartezeiten, sehr geehrte Frau Stadträtin, sind
kontraproduktiv und daher für die Hilfe Suchenden unakzeptabel. Aber auch das
ist Ihr Werk, Frau Vizebürgermeisterin, denn oft wurde diese Problematik
aufgezeigt, aber Sie haben nichts dagegen unternommen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Ich habe
auch bereits ausgeführt, dass in der MA 12 offenbar empfohlen wurde, Geld
großzügig auszugeben. Das ist auch einer Gewerkschaftszeitung, die nunmehr
eingestellt werden musste, zu entnehmen. Ich darf an dieser Stelle noch einmal
betonen, dass es uns Freiheitlichen wichtig ist, den in Wien erreichten hohen
sozialen Standard zu halten; aber dazu ist es notwendig, dass Sozialhilfe
wirklich und ausschließlich nur an diejenigen ausbezahlt wird, die wirklich
bedürftig sind. Nach den chaotischen Budgetzahlen darf und muss auch die
Explosion der Fälle im Sozialbereich angezweifelt werden. Sehr geehrte Damen
und Herren, diese Zahlen werden zu überprüfen sein!
Dass die
Personalprobleme der MA 12 durchwegs hausgemacht sind, geht auch aus einem
einstimmigen Beschluss der Personalvertretung hervor, wonach festgestellt
wurde, dass ein Abbau von Basisposten zu Gunsten von Hierarchieposten erfolgte.
Es wurden Stabsstellen mit vielen Dienstposten neu eingerichtet, wobei
Bedienstete, die vorher Kundenkontakt hatten, für diese Stabsstellen abgezogen
wurden. Weiters wurden nachweislich erfahrene Mitarbeiter, die sich bei der
Vergabe höherwertiger Dienstposten bewarben, benachteiligt, wie zum Beispiel in
der Obdachlosenhilfe, wo der erfahrene Leiter eines Tageszentrums bei seiner
Bewerbung nicht berücksichtigt wurde und ein Mitarbeiter, der vorher in keiner
leitenden Position war, den Zuschlag erhielt, oder bei der Sozialarbeit und in
der Sozialhilfe, wo eine erfahrene Leiterin einer Außenstelle nicht
berücksichtigt wurde, hingegen ein Mitarbeiter bevorzugt wurde, der als
ehemaliger Chefredakteur und Erfinder der Zeitung für Mitarbeiter der MA 12 gilt.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ein ganz wichtiges Problem im
Ressort der StRin Laska ist auch die schlechte Behandlung der Mitarbeiter, etwa
im Bereich der Behindertenhilfe, wo es zu groben Entgleisungen
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