Gemeinderat,
38. Sitzung vom 16.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 35
missbrauchte Kinder therapiert. Er hat einen sehr guten
Namen. Es gibt eine Reihe hervorragender Persönlichkeiten, die da mitarbeiten.
Ich denke an den Prof Max FRIEDRICH. Ich denke an den früheren Leiter des
Jugendgerichtshofs, an die Frau Abg Partik-Pablé, und so weiter. Ich selbst bin
dort ehrenamtlich tätig. Und wir müssen Hunderte 1 000 EUR jährlich
aufbringen, um diese Therapien durchführen zu können, denn - und jetzt kann man
sagen „leider“ oder „Gott sei Dank“ - die Eltern kommen mit ihren Kindern zu uns.
Sie werden therapiert und solche Therapien dauern oft sehr, sehr lange, damit
man diesen jungen Menschen den Weg in eine gute Zukunft ebnen kann. Wiens
Sozialstadträtin müsste größtes Interesse an solch einer Institution haben. Es
hat viele Gespräche gegeben, aber „Die Möwe“ hat noch nie eine Subvention
erhalten. (GR Martina LUDWIG: Aber sie hat doch einen Vertrag mit der Stadt
Wien!) Ohne stichhaltige Argumente oder...(GR Godwin Schuster: Sie hat
ja einen Vertrag mit der Stadt Wien!) Sie können dann rausgehen und
können...(GRin Martina LUDWIG: Sie hat einen Vertrag!) Sie haben... (GR
Godwin Schuster: So etwas von Ignoranz habe ich überhaupt noch nicht gesehen!)
Ja aber so ist es. (VBgmin Grete Laska: Was ist mit dem Vertrag?) Bitt’
schön der Vertrag. Ich mein’...(VBgmin Grete Laska: Gibt es einen oder
nicht?) Es gibt einen Vertrag, aber es gibt keine Subvention! (Aufregung
bei der SPÖ.)
Frau Vizebürgermeister, gibt es eine Subvention, ja
oder nein? (GR Godwin Schuster: Ja aber sie haben doch einen Vertrag! -
VBgmin Grete Laska: Wenn jemand einen Vertrag mit der Stadt Wien hat, braucht
er doch keine Subvention! Das ist eine Leistungsvereinbarung! Was Sie da sagen
ist wirklich unglaublich!) Sie wissen ganz genau, dass die
Leistungsabgeltung nicht in dem Ausmaß erfolgt als die Leistung kostet. Das ist
natürlich eine Maßnahme, aber es gibt keine Subvention. (VBgmin Grete Laska:
Wissen die Vertreter und Betreiber der „Möwe“, dass Sie das hier heute sagen?
Wissen die Herrschaften dort davon?) Wollen Sie mir damit drohen? Naja...(VBgmin
Grete Laska: Ich frage, ob die Herrschaften wissen, welchen Vorwurf Sie
erheben? Die haben einen Vertrag mit der Stadt Wien abgeschlossen und Sie
stellen sich hierher! Das ist wirklich unglaublich!) Also schauen Sie, ich
habe nur 20 Minuten. Wir können dann darüber reden, nur es gibt keine
Subvention und es wäre ein Verein, der mehr als förderungswürdig wäre! (Beifall
bei der ÖVP. – VBgmin Grete Laska: Die Leistung wird abgegolten!)
Aber es gibt im Sozialbereich noch eine Reihe von
unzähligen rechtswidrigen Verfahrensdefiziten über lange Verfahrenszeiten. Das
wurde heute schon gesagt. Es wurde heute auch schon gesagt, dass die
Volksanwaltschaft seit Jahren auf diese Missstände hinweist. Zuletzt wieder der
Volksanwalt Dr Kostelka, der Ihnen politisch ja nahe stehen dürfte. Trotzdem,
Frau Vizebürgermeister, tun Sie nichts! Bei Ihnen müssten alle Alarmglocken
läuten. (VBgmin Grete Laska: Im Moment ja!) Aber - und das ist ja nicht
erst seit gestern oder vorgestern, sondern seit Jahren - es wird nichts dagegen
getan, egal, ob es jetzt die Geschützten Werkstätten sind, der
Kontrollamtsbericht, die Behindertenassistenz, der herzlose Umgang mit
Pflegeeltern oder ob es die familienfördernden Maßnahmen sind, die auch gekürzt
werden. Ich weiß nicht, was das heißt: Wollen Sie damit finanziell schwachen
Eltern Zuschüsse kürzen?
Wir geben zwar für Werbekampagnen enorm viel aus (GR
Johann Driemer: So wie die Bundesregierung!), aber wir stoppen ein wirklich
gutes Pilotprojekt zu Lasten von Pflegefamilien. Und zum Drüberstreuen gibt es
jetzt die Neuplanung des Sozialressorts, wo unter Ausschluss der
Öffentlichkeit, unter Ausschluss aller demokratischen Spielregeln von Ihnen als
Mehrheitsfraktion ein Konzept vorgelegt wurde, wo alle wichtigen Fragen noch
ungelöst sind. Nix ist fix, alles ist möglich. Nur eines ist sicher: Der
Bürger, die Bürgerin darf keinen Rechtsanspruch auf Leistungen des Fonds haben,
er wird zum Bittsteller degradiert, und die Opposition wird aus jeglicher
Kontrolle ausgeschlossen. Sie schütteln den Kopf, Herr Vettermann. Sind wir
ausgeschlossen – ja oder nein? (Nein-Rufe bei der SPÖ. – VBgmin Grete Laska:
Wenn Sie im Gemeinderat bleiben, nicht!) Ach so? Nun, vielleicht gibt es
etwas Neues. Derzeit schon, denn der Beirat ist ja nur eine Auskunftsstelle,
das ist ja keine Kontrolle. (GR Kurt Wagner: Da sind Sie doch nicht
ausgeschlossen!)
Meine Damen und Herren! Wo keine Kontrolle ist, kann
es keine Kritik geben, und man kann auch keine unangenehmen oder dummen Fragen
stellen. (GR Kurt Wagner: Sie müssen nur Ihre Kontrollaufgaben wahrnehmen!)
Das ist Ihr Verständnis von Demokratie (GR Kurt Wagner: Das müssen Sie hier
im Gemeinderat machen!), das ist die Arroganz der sozialistischen Allmacht (GR
Kurt Wagner: Anträge, Fragestunde – alles ist möglich!), das, Herr Kollege
Wagner, ist Ihre Demut vor dem Bürger. (Beifall bei der ÖVP. – GR Kurt
Wagner: Sie machen es teilweise auch! Ich weiß nicht, warum Sie sagen, Sie
wissen es nicht!)
Herrn Bgm Häupl, der ja von der Verfassung her der
Letztverantwortliche ist, den geht das offensichtlich nichts an, der schaut
weg, so lange es geht. Erst wenn die Öffentlichkeit aufmerksam wird und
durchtauchen nicht mehr möglich ist, dann wird Reißleine gezogen. Nicht aus
Überzeugung, so vermute ich, sondern das Image des Bürgermeisters darf nicht
angekratzt werden.
Herr Bgm Häupl - vielleicht hören Sie es oder
vielleicht wird es Ihnen gesagt, vielleicht interessiert es Sie auch nicht -,
ich kann Ihnen versprechen: Wegschauen und durchtauchen wird in Zukunft nicht
mehr möglich sein. Den Oppositionsparteien ist diese Sozialpolitik zu wichtig (GR Godwin Schuster: Jetzt kommen die
Krokodilstränen!), um sie als Spielwiese einer eventverliebten Stadträtin,
einer heillos überforderten Gesundheitsstadträtin und einem wegschauenden
Bürgermeister zu überlassen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich bin fast vom Flughafen hierher gekommen. Ich war in den
letzten Wochen nicht in Österreich, ich war in Florida. (GR Godwin Schuster:
Während wir hier gearbeitet haben! – GRin Martina Ludwig: Da ist die Arbeitslosensituation an Ihnen
vorbeigegangen!) Ich war in
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