Gemeinderat,
39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 64
beantworten kann, vor allem deshalb, weil Sie in Wirklichkeit der lebende Beweis dafür sind, dass die Wiener SPÖ nicht nur über Partizipation und Einbindung von jungen Menschen redet, sondern das tatsächlich auch tut, und vor allem, dass das Vorurteil, dass junge Menschen sich für Politik nicht interessieren, eines ist, das unter Vorurteil abzuhaken ist. Und daher ist insgesamt die Fragestellung, wie geht Politik mit jungen Menschen und vor allem deren Interessen um, eine ganz Wichtige.
Der Abschluss des Demokratiepaketes und vor allem die
Senkung des Wahlalters auf Wiener Ebene war eigentlich eine Konsequenz aus
einem langen Prozess, indem ich als Jugendstadträtin versucht habe, von Anfang
an das Bewusstsein einer aktiven Partnerschaft zwischen jungen Menschen und
anderen Wienerinnen und Wienern, vor allem die Barrieren, die es hier gegeben
hat, bewusst zu minimieren, indem wir versucht haben, auf Bezirksebene
beginnend durch die Einsetzung von Bezirksjugendbeauftragten bis hin zu aktiven
Partizipationsformen auf städtischer Ebene den direkten Bezug herzustellen,
junge Menschen ernst zu nehmen mit ihren Problemen, mit ihren Bedürfnissen als
BewohnerInnen dieser Stadt und sie aktiv in die Planung und Umsetzung mit
einzubeziehen. Viele Beispiele haben bewiesen, dass das funktioniert, dass die
Ängste von Erwachsenen unbegründet sind, die manchmal da sind, nicht die
geeigneten Kommunikationsformen zu finden, manchmal die Sprache gar nicht zu
verstehen, die junge Menschen sprechen, und zwar nicht deswegen, weil sie eine
andere Sprache sprechen, sondern weil sie die gemeinsame Sprache anders
sprechen.
All das ist ein Lernprozess, und wir haben versucht,
ihn aktiv zu begleiten. Letztendlich haben wir auch bewiesen durch Gesetze und
ihrem Entstehen, dass das Miteinbeziehen von jungen Menschen etwas ist, das
funktioniert. Ich denke an die Veränderung des Wiener Jugendschutzgesetzes und
andere Maßnahmen, die wir gesetzt haben. Und daher ist jetzt durch den
Beschluss der Wahlaltersenkung und dem Demokratiepaket natürlich nicht die
Situation eingetreten, dass wir sagen, so, okay, jetzt haben wir es erledigt,
damit brauchen wir nichts mehr zu tun, sondern das muss aktiv fortgesetzt
werden.
Wir machen das beispielsweise dadurch, und ich will
hier nur einiges aufzählen, dass natürlich alle Kommunikationsformen im Bereich
der Kinder- und Jugendparlamente auf Bezirksebene, aber auch hier in diesem
Haus fortgesetzt werden. Ganz wichtig sind jene Maßnahmen, die zur Bildung
beitragen, das heißt Seminare, Schulungen, die jungen Menschen helfen, sich zu
artikulieren und die letztendlich auch Ausbildung bedeuten. Es geht weiters
darum, dass auch alle Vereine, die im Auftrag der Stadt Wien arbeiten, wie zum
Beispiel der Verein Jugendzentren mit seinem Projekt "Pieta",
BetreuerInnen und Jugendliche gemeinsam in Prozesse einbinden, Programme
gestalten, Bewegungsräume gestalten bis hin zu der Ausgestaltung von neuen
Jugendeinrichtungen und vielem anderen mehr.
Das heißt, dieses Ernstnehmen des Miteinanders,
dieses Ernstnehmen von PartnerInnen sein, dieses Ernstnehmen von jungen
Menschen war letztendlich ausschlaggebend für die Entscheidung des
Demokratiepaketes und wird es auch für die Zukunft bleiben.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. – Die erste Zusatzfrage: Frau GRin
Sommer-Smolik.
GRin Claudia Sommer-Smolik
(Grüner Klub im Rathaus): Frau
Stadträtin, Sie haben gerade vom Ernstnehmen der jungen Menschen gesprochen und
dass die Stadt Wien sehr viel im Bereich der Partizipation von jungen Menschen
unternimmt.
Mich würde interessieren, welchen Zugang beziehungsweise
welche Definition Sie von Partizipation haben, weil es da unterschiedliche,
auch in der wissenschaftlichen Literatur, Zugänge gibt. Wir haben ja schon
öfter Anträge eingebracht, Jugendparlamente, also Junggemeinderäte einzusetzen,
und die Ablehnung wurde dann immer damit begründet, dass es ja andere
Partizipationsbereiche gibt, die auch in der Stadt verwirklicht werden.
Deswegen würde mich jetzt interessieren: Was ist für Sie Partizipation?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
VBgmin Grete Laska:
Ich habe einen sehr pragmatischen Zugang zur Partizipation und damit wieder
auch einen sehr einfachen, denn Partizipation heißt für mich aktives
Miteinander, heißt Ernstnehmen, heißt Einbinden, wo immer es geht. Das beginnt
im kleinsten Bereich der Familie und endet im großen Bereich einer
demokratischen Gesellschaft und aller demokratischen Abläufe in unserer Stadt.
Hier gilt es, Barrieren abzubauen, hier gilt es, sozusagen auch hierarchische
Prinzipien abzubauen, mit denen wir, also ich zumindest noch, groß geworden
sind, die teilweise noch immer herrschen. Hier hat es schon viele Veränderungen
gegeben, auch in diesbezüglichen Gesetzen, und trotzdem gibt es diese Barrieren
noch immer.
Was wir versuchen, ist, einerseits
bewusstseinsbildend zu wirken, um keine Diskussionen, wie zum Beispiel im
Zusammenhang mit der Pensionsreform, über Generationskonflikte und
Generationsverträge aufflammen zu lassen. Wir setzen kleine Maßnahmen, wie zum
Beispiel im Bereich des Umganges mit neuen Technologien, indem junge Menschen
älteren Menschen diese Technologien näher bringen. Wir unterstützen alle
Maßnahmen, die Barrieren abbauen, um dann tatsächlich die Teilnahme wirksam
werden lassen, die aktive Teilnahme an all diesen Prozessen.
Das, was hier an Unterschieden tatsächlich vielleicht
noch vorhanden ist, ist die Umsetzung im praktischen Ablauf und in
demokratischen Gremien, die es in dieser Stadt gibt. Aber alles, was rundherum
passiert, ist die Voraussetzung dafür, dass letztendlich auch die Ausübung des
Wahlrechtes nicht nur auf dem Papier geschrieben steht, sondern tatsächlich
auch als demokratisches Element erkannt wird und als solches genutzt wird.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. – Herr GR Dr Ulm.
GR Dr Wolfgang Ulm
(ÖVP-Klub der
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