Gemeinderat,
39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 64
Diskussion "Wahlaltersenkung auf 16 Jahre" sind Zahlen herumgeschwirrt, wo es geheißen hat, nur 10 Prozent der Jugendlichen, nur 15 Prozent der Jugendlichen wären bereit, zur Wahl zu gehen. Es kann nur unser Ziel sein, diese Zahl so viel als möglich zu erhöhen.
Darum frage ich Sie: Haben Sie a) konkrete Zahlen,
wie hoch das derzeit liegt? Und b), wieweit können wir da gemeinsam in
Schuldiskussionen aller Fraktionen und nicht auf eine bezogen gemeinsam etwas
machen?
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte,
Frau Vizebürgermeisterin.
VBgmin Grete Laska: Ich bin sehr
dankbar für das, was Sie jetzt gesagt haben, denn es zeigt vielleicht doch, dass
wir einen gemeinsamen Weg dort gehen können, wo genau das, was Sie angesprochen
haben, nämlich eine allgemeine Bewusstseinsbildung zu demokratischen Prozessen,
auf allen Ebenen unterstützt werden kann.
Es macht aus meiner Sicht keinen Sinn, erst sozusagen
knapp vor dem 16. Geburtstag zu beginnen, sondern es ist ein
Erziehungsprozess. Dieses "Sich-aktiv-Beteiligen" erfordert, dass man
engagiert und kritisch alles im Leben hinterfragt und auch das Gefühl bekommt,
wirklich etwas tun zu können.
Die letzten Gemeinderatswahlen haben gezeigt, dass
die Wahlbeteiligung bei jüngeren Wählerinnen und Wählern eine durchaus höhere
ist als in weiterer Folge bei Erwachsenen. Das stimmt mich zuversichtlich, aber
es soll uns nicht sagen, wir brauchen nichts mehr zu tun.
Gerade was den außerschulischen
Jugendbetreuungsbereich betrifft – und ich habe den Verein Jugendzentren
genannt als den größten Organisator, aber hier sind auch die
Jugendorganisationen der Parteien gefragt, denn auch das ist sozusagen eine
wichtige Aufgabenstellung von politischer Bewusstseinsbildung – sollten wir
gemeinsam versuchen, diesen Weg zu beschreiten. Ich meine, dass wir trachten
sollten, möglichst viele jener Jugendlichen, die in dem Alter sind, das Sie
angesprochen haben und die nach der Schulpflicht aus Schulsystemen
ausgeschlossen sind, in Ausbildungssysteme zurückzuholen.
Unsere Forderung nach mehr Lehrplätzen und damit auf
Einbindung dieser Jugendlichen in die Berufsschulen ist ja evident, weil ich
glaube, dass Ausbildung einen direkten Zusammenhang hat mit dem
Sich-einbringen-Wollen in demokratische Prozesse.
Ich kann hier auf oftmalige Vorschläge von uns
verweisen. Wir setzen auch viele um. Und vielleicht kann auch die freiheitliche
Fraktion sich dazu finden, den Programmen des Vereins Jugendzentren
zuzustimmen. Denn vieles von dem wird gerade im außerschulischen Bereich, wo
Jugendliche auch angetroffen werden können, die nicht in einer Schule sind,
umzusetzen sein. Genauso wie ich, wie ich schon gesagt habe, die Arbeit von
Jugendorganisationen sehr, sehr, hoch einschätze.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
– Die vierte Zusatzfrage: Frau GRin Rudas.
GRin Laura Rudas (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Auch wenn manche Gegenteiliges behaupten, auch heute und hier,
junge Menschen sind interessiert, mitzubestimmen und mitzugestalten.
Meine Frage: Was machen Sie, damit die bisher positiv
gesetzten Maßnahmen nicht als Beschäftigungstherapie fungieren, sondern die
Anliegen der jungen Menschen wirklich ernst genommen werden und auch bearbeitet
werden?
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte,
Frau Vizebürgermeisterin.
VBgmin Grete Laska: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin! Etwas, was uns junge Menschen jedenfalls voraus haben, ist, dass
sie ungeduldig sind, und das ist gut so. Denn wir Erwachsenen sind in den
langen Jahren von Disziplinierung und Gewöhnung an Systeme manchmal schon mit
so einem vorauseilenden Gehorsam behaftet, dass wir uns diese Ungeduld nicht
mehr bewahrt haben. Wir erleben es immer wieder, gerade in aktiven Prozessen
des Miteinanders und der Partizipation, dass junge Menschen überhaupt kein
Verständnis dafür haben, warum es zum Beispiel so lange dauert, bis eine
Skater-Anlage tatsächlich umgesetzt wird. Denn wer interessiert sich schon als
16-Jähriger, der jetzt das unmittelbare Bedürfnis hat, in einem Park eine
Skater-Anlage zu haben, welche Beschlüsse, Bescheide, Ausschreibungen et cetera
dafür nötig sind, dass man das tatsächlich auch umsetzen kann.
Und nun gibt es darauf zwei Antworten. Das eine ist:
Sicherlich sind solche Prozesse immer zu hinterfragen und wo es geht zu
beschleunigen. Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig für junge
Menschen zu erkennen, dass nicht alles, was ein Wunsch ist, auch eins zu eins
sofort umgesetzt werden kann. Damit könnten unter Umständen Diskussionen in
Familien minimiert werden, und ich weiß, wovon ich spreche. Vier Kinder haben
direkte Demokratie in der Familie als aktive Schulung wirksam werden lassen.
Aber andererseits ist es natürlich auch wichtig für uns als verantwortliche
Politikerinnen und Politiker, hier auch gute Argumente zu finden, um
Verständnis zu erreichen.
Und daher sage ich: Wenn wir sagen, wir nehmen solche
Dinge ernst, dann vor allem durch praktisches Einbinden, durch praktisches
Einbinden bei Planungsvorhaben der Umgebung, durch praktisches Einbinden im
Bereich des Wohnbaus. Zum Beispiel, dass hier schon bei Ausschreibungen von
neuen Wohnanlagen auf die Interessen von Kindern und Jugendlichen Rücksicht
genommen wird, zum Beispiel bei Aktionen, die sich vor allem auf Mädchen
orientieren, wo bewusst auf die Bedürfnisse von Mädchen eingegangen wird, egal,
ob das sportliche Aktivitäten sind oder andere Freizeitaktivitäten, wo hier
Position bezogen wird und Lobbyismus betrieben wird im Sinne von jungen
Menschen. Das ist die Zielsetzung, und ich bitte Sie, ganz aktiv dafür zu
sorgen, dass keiner hier im Haus darauf vergisst. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
Die Fragestunde ist somit beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde. Der Grüne Klub im
Rathaus hat eine Aktuelle Stunde mit dem
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