Gemeinderat,
39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 64
Finanzausgleichs sein, wenn schlagartig die Mittel für die
Nahverkehrsförderung um 10 Prozent gekürzt würden!
Jetzt stellt sich die Frage: Sind seitens der Stadt
Wien zumindest schon Initiativen gesetzt worden, um gemeinsam mit dem
Finanzminister, gemeinsam mit Städtebund und Gemeindebund und den
Finanzlandesreferenten der anderen Bundesländer dieses Problem in den Griff zu
bekommen, dass man ähnlich wie bei anders gearteten Zahlungen eine
Refinanzierung macht, ein Nullsummenspiel? Das heißt, dass man die
Finanzzuweisungen im Bereich der Nahverkehrsförderung zumindest um diese 10 Prozent
erhöht, damit Länder und Gemeinden nicht mehr die Ausrede haben, sie können
keine dem EU-Recht konforme Leistungsverträge abschließen. Nein, auch das wurde
nicht gemacht. Das ist der Vorwurf an die Stadt Wien.
Damit aber in Hinkunft sichergestellt wird, dass die
Stadt Wien Verträge abschließen kann, sei es mit den WIENER LINIEN, sei es mit
der ÖBB, sei es mit den Wiener Lokalbahnen, wo klar definiert ist, gerade im
Sinne der Bevölkerung, welche Leistungen zu welchem Preis zur Verfügung
gestellt werden und was passiert, wenn Qualitätskriterien nicht eingehalten
werden und Quantitätskriterien nicht erfüllt werden, bringe ich jetzt zunächst
einmal als Voraussetzung einen Antrag ein:
„Der amtsführende Stadtrat für Finanzen wird
aufgefordert, sich im Zuge der kommenden Finanzausgleichsverhandlungen dafür
einzusetzen, dass die im Rahmen der Nahverkehrsförderung den Ländern und
Gemeinden zufallenden Finanzzuweisungen um die Umsatzsteuer, welche bei im
Sinne des EU-Rechts ordnungsgemäßen Leistungsbeziehungen zwischen öffentlicher
Hand und Nahverkehrsanbietern anfallen würde, erhöht werden. In formeller
Hinsicht beantrage ich die Zuweisung des Antrags.“
Ein zweiter Punkt, welcher meines Erachtens ein
Armutszeugnis auf die Bundesregierung wirft, ist: Sie wissen und Sie haben es
in den vergangenen Tagen wahrscheinlich auch medial mitbekommen, dass seitens
der Bundesregierung geplant ist - kurz vor Weihnachten wurde das vom
Bundesministers für Verkehr, Innovation und Technologie angekündigt -, die
Bundesnahverkehrsförderung ab 2005 deutlich zu kürzen. Dabei handelt es sich um
Kürzungen jener in den Paragraphen 24 und 26 ÖPNV-Gesetz vorgesehenen
Mittel, die nicht gesetzlich verpflichtend sind, sondern nach Maßgabe der
budgetären Möglichkeiten eingesetzt werden. Der Anteil dieser freiwilligen
Mittel beträgt zumindest 7 Millionen EUR. Eine Kürzung dieser Mittel
hätte auf den Nahverkehrsbereich dramatische Auswirkungen, nicht nur in Wien,
sondern auch in allen Bundesländern. Nicht umsonst hat deshalb - und so viel
Mut erwarte ich mir auch von den Vertretern der Bundesregierung hier in diesem
Saal - gestern der Niederösterreichische Landtag einstimmig beschlossen, dass
es in Wirklichkeit darum geht, diese Mittel zumindest in unveränderter Höhe
auch weiterhin bereitzustellen. Man kann nicht davon sprechen, dass man den
Nahverkehr fördern will und gleichzeitig die dementsprechenden
Förderungsmitteln kürzen. Diesbezüglich denke ich, dass einmal auch die Stadt
Wien dem Land Niederösterreich folgen sollte und einstimmig zum Ausdruck
bringen sollte, dass es nicht angeht, die Mittel für den öffentlichen
Nahverkehr zu kürzen. Ich stelle daher... (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Ich stelle daher den Beschlussantrag, dass der
Gemeinderat die mediale Ankündigung, wonach das Bundesministerium für Verkehr
und Innovation und Technologie plant, die Nahverkehrsförderung für Länder und
Gemeinden ab 2005 zu reduzieren, zum Anlass nimmt, die Bundesregierung
aufzufordern, der Mitfinanzierungsverantwortung des Bundes für den öffentlichen
Personennahverkehr zumindest im bisherigen Ausmaß weiterhin nachzukommen und
auf jegliche weitere Kürzung bei der Finanzierung des ÖPNV zu verzichten.
Jetzt zu den einzelnen Punkten, die im
Verkehrsdienstevertrag mit der ÖBB angeführt sind und die meines Erachtens es
als sehr bedenklich erscheinen lassen - wenn man schon versucht, die
Mehrwertsteuer zu umgehen -, ob dieser Vertrag umgekehrt wettbewerbsrechtlich
auch vor der EU stand hält. Denn damit staatliche Zuschüsse tatsächlich stand
halten, müssten Vereinbarungen getroffen werden und Qualitätskriterien und
Quantitätskriterien sichtbar sein.
Doch wie sieht es tatsächlich aus? Die ÖBB
verpflichtet sich, den Fahrplan einzuhalten. Welch grandiose Verpflichtung der
ÖBB! So als ob es nicht eine Selbstverständlichkeit wäre, dass die ÖBB ihren
Fahrplan einzuhalten hat! Tut sie das nicht, wird es binnen kürzester Zeit
keine Österreichische Bundesbahn mehr geben, weil ein Verkehrsunternehmen davon
lebt und seine Reputation aus dieser Verantwortung heraus hat, dass Fahrpläne
bestmöglich eingehalten werden. Das heißt, das zentrale Qualitätskriterium „Die
ÖBB verpflichtet sich, ihre Fahrpläne einzuhalten“ ist ja wohl ein Gipfel, wenn
es als einziges Qualitätskriterium, welches nachlesbar ist, eingeführt wird!
Denn umgekehrt sind Qualitätskriterien im Anhang 2 schon auch nachzulesen
und was damit gemeint ist. Allerdings steht nichts darüber - und wie gesagt,
ist es ja auch nur eine Anlage -, wer die Einhaltung dieser Qualitätskriterien
gewährleistet, wer diese kontrolliert und insbesondere ist kein Wort darüber zu
lesen, was passiert, sollten diese Qualitätskriterien nicht eingehalten werden.
Ganz im Gegenteil. Was ist in diesem Verkehrsdienstevertrag zu lesen? Für alles
und jenes, was die ÖBB im Bereich der Schnellbahn auch nur einen Hauch mehr
anbietet, muss die Stadt Wien zahlen. Ist es allerdings so, dass sich die ÖBB
möglicherweise denkt, es gibt einen Zug, der zu gering ausgelastet ist und
dessen Führung nicht wirtschaftlich ist, dann darf nach Frequenzerhebung und
schriftlicher Information - nicht in Absprache mit der Stadt Wien, sondern nach
schriftlicher Information - dieser Zug in der nächstjährigen Fahrplanperiode
aus dem Verkehr genommen werden!
Meine sehr geehrten Damen und
Herren von der Sozialdemokratie, Sie schließen einen Vertrag ab und machen
einen Zuschuss, eine Subvention oder eine Ausgleichszahlung unter anderem
deshalb, weil diese Züge
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