Gemeinderat,
39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 64
in ihrer Gesamtheit im Sinne einer betriebswirtschaftlichen Rechnung ohne diese Ausgleichszahlung, Subvention oder Zuschuss nicht wirtschaftlich zu führen wären. Wir machen ja keinen Leistungsvertrag, sondern es ist von einem Zuschuss die Rede! Das heißt, automatisch betrifft das im Sinne einer betriebswirtschaftlichen Definition so gut wie jeden Zug und der kann aus dem Fahrplan genommen werden, ohne dass deshalb die Ausgleichszahlung, der Zuschuss oder die Subvention gekürzt werden müsste!
Ich sage Ihnen, mir schwant diesbezüglich insofern
etwas, was meines Erachtens gegenwärtig einen deutlichen Ausgangspunkt in
Wien-Mitte nimmt. Wo sind denn momentan die Flugzeugtaferln in Wien-Mitte
angebracht? Wir haben das hier schon diskutiert. Es wird auf den neuen
Schnellzug, den CAT, verwiesen. Die S7 ist momentan nicht wirklich leicht zu
finden, wenn man sich nicht gut auskennt. Was könnte zum Beispiel dieser Passus
„Die ÖBB sind berechtigt, gering ausgelastete Züge, deren Führung
wirtschaftlich nicht vertretbar ist, aus dem Verkehr zu nehmen.“ bedeuten, wenn
schon jetzt alles getan wird, die S7 zum Flughafen einzustellen? Was wird dann
erst getan werden, wenn es die Stadt Wien der ÖBB in die Hand gibt, dass diese
in ihrem eigenen Ermessen problemlos die S7 zum Flughafen einstellen kann und
alle Menschen dann bedauerlicherweise so wie in vielen anderen Großstädten auf
eine Flughafenverbindung angewiesen sind, die exorbitant teurer ist als es
jetzt der Fall ist? Dieser Absatz in diesem Vertrag ist für alle Menschen
gefährlich, die darauf angewiesen sind, kostengünstig zu reisen und ist mit ein
Grund, warum wir diesen Vertrag ablehnen.
Ein weiterer
Punkt: Wie sieht es mit den Triebwagen der Reihe „Talent“ aus, die im
Zusatzvertrag angeschafft werden sollen? Maria Vassilakou wird nachher noch
darauf eingehen, was dies insbesondere für Menschen mit Behinderungen bedeutet.
Aber nicht nur das. Es ist vor allem so, dass mit dieser Zugsgarnitur auch Raum
verschenkt wird. Es ist, liest man den vorliegenden Vertrag, nicht daran
gedacht, im breitesten Bereich Intervalle zu verdichten, den Komfort zu
erhöhen. Nein, man nimmt eine neue Zugsgarnitur, die in Wirklichkeit ob der
potentiellen Möglichkeit des Platzes rund 33 Quadratmeter verschenkt. Das
ist Platz, der insbesondere in Stoßzeiten - und ich kenne die Schnellbahn, wenn
sie in Stoßzeiten voll ist - notwendig wäre, um Menschen, die glücklicherweise
öffentliche Verkehrsmittel benutzen, komfortabel zu transportieren. Nein, die
Stadt Wien setzt auf einen Zug, der – das muss man auch noch dazu sagen -, in
Wirklichkeit den vorhandenen Platz nicht ausnutzt und nicht einmal dazu
beigetragen hat, die Wirtschaftsförderung in Wien anzukurbeln. Der „Talent“
wurde, sofern ich mich nicht täusche, in Aachen gefertigt. Jetzt habe ich
prinzipiell nichts dagegen, aber dennoch glaube ich, auch aus langjähriger
Erfahrung, dass in Wien ausreichend Unternehmen zur Verfügung stehen, die in
diesem Sinne auch wirtschaftsfördernd für Wien wahrscheinlich Angebote legen
hätten können, die sowohl die ÖBB als auch die Stadt Wien durchaus zufriedener
gemacht hätten.
Ein nächster Punkt. Die Vertragspartner planen im
§ 3 in der „Arbeitsgruppe S-Bahn neu“ eine unter Federführung des
Verkehrsverbunds Ostregion entwickelte Angebotsverbesserung unter der
Voraussetzung der Gewährung einer Bundesförderung stufenweise nach Maßgabe der
budgetären Mittel der Stadt Wien zu realisieren. Gut. Jetzt wäre es zunächst
einmal spannend, in der Beurteilung dieses Verkehrsdienstevertrags zu wissen,
was denn die “Arbeitsgruppe S-Bahn neu“ für Angebotsverbesserungen entwickelt
hat.
Auf meine Nachfrage im Finanzausschuss vor einer
Woche wurde mir gesagt: Es gibt noch keinen Abschlussbericht. Man schreibt in
einen Vertrag mit der ÖBB als Stadt Wien hinein, dass man anstrebt, ein
unbekanntes Ergebnis zu verwirklichen! Ist das tatsächlich ein Vertrag, den Sie
abschließen würden, egal worum es geht, wenn irgend jemand Dritter, der seine
Gedanken noch nicht fertiggedacht hat, sagen würde: “Aber mein Ergebnis
schreibt´s in den privaten Vertrag hinein. Wir machen den Vertrag und wir
werden das, was mir dann einfällt, später verwirklichen.“ Das ist doch keine
Basis, auf der man Verträge abschließt, denn sonst sage ich wirklich: Dann
sagen wir, es ist ein Zuschuss, sagen wir, es ist eine Subvention, aber dann
geben wir dem Ganzen nicht den Namen „Vertrag“. Was allerdings angesichts der
vorher genannten möglichen Verbesserungen, die mit eingearbeitet werden und wo
man überhaupt noch nicht weiß, in welche Richtung diese tatsächlich gehen
sollen, im umgekehrten Weg sehr wohl drinnen steht, ist, dass die ÖBB erst für
den Fall einer mehr als eintägigen Unterbrechung verpflichtet ist, einen
Schienenersatzverkehr einzurichten.
Ich weiß nicht, wer von Ihnen Schnellbahnfahrer,
Schnellbahnfahrerin ist, aber ich denke, einige von Ihnen werden die
Schnellbahn mehr oder weniger regelmäßig nützen. Jetzt kann es natürlich
passieren, dass einmal ein Zug ausfällt. Das ist unangenehm für alle, die auf
die Pünktlichkeit der Bahn angewiesen sind. Dann kann es passieren, dass die
Schnellbahn aus welchen Gründen auch immer zwei oder drei Stunden oder einen
halben Tag ausfällt. Doch auch in diesem Fall ist es der ÖBB freigestellt,
einen Schienenersatzverkehr zu garantieren! Ja wo sind wir denn? Wir machen
Zuschüsse oder Subventionen oder vertragliche Leistungen, wie auch immer, und
die ÖBB ist jedenfalls fein aus dem Schneider, denn erst wenn der
Schienenverkehr mehr als einen Tag unterbrochen ist, ist die ÖBB tatsächlich
verpflichtet, einen Schienenersatzverkehr zu stellen. Ich glaube, das werden
Ihnen die Pendler und Pendlerinnen, die regelmäßig darauf angewiesen sind, dass
Züge pünktlich fahren, nicht wirklich danken!
Ich komme daher zum Schluss.
Qualitätskriterien sind keine
verankert, Quantitätskriterien sind keine verankert, wohl auch deshalb, weil
die Stadt Wien der Mehrwertsteuerpflicht entgehen will. Wie schon eingangs
ausgeführt, halte ich das für eine fatale Regelung seitens des Bundesministers,
dass er jetzt versucht, alle Verträge, die Gemeinden und Länder mit
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