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Gemeinderat, 39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 64

 

durch die modernen, behindertengerechten und besonders gut ausgestatteten klimatisierten neuen Schnellbahngarnituren der Marke "Talent" ersetzt werden. Sie haben sich dafür sogar noch eine Türe offen gelassen, nämlich diese weiteren 20 Stück werden von den ÖBB vorfinanziert, denn der Vertrag läuft bereits 2007 aus, und dann ist die Finanzierung der weiteren 20 Stück nicht drinnen, sodass Sie sich in den Vertrag noch aufnehmen haben lassen, wenn Sie nicht weiterzahlen, fahren die ÖBB ab 2008 nicht mehr in Wien mit den Fahrzeugen der Gruppe "Talent", sondern auf anderen Strecken. Das bedeutet, dass wir dann vielleicht ab 2008 wieder nur mehr 20 Garnituren der Triebwagengruppe "Talent" in Wien haben.

 

Meine Damen und Herren, das ist viel zu wenig, vor allem, wenn Sie daran denken, dass Sie Wien nicht nur als Stadt verstehen, sondern Wien auch als Region verstehen. Wenn es Ihnen ein Anliegen wäre, die gesamte Region zu fördern und den Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen, dann hätten Sie anders verhandelt. Dann hätten Sie nämlich erreicht, dass wir 2007 alle Fahrzeuggarnituren umgestellt hätten. Das Angebot der ÖBB dazu hat es gegeben. Sie haben dieses Angebot nicht aufgegriffen. Sie wollten dieses Angebot nicht bezahlen. Sie haben auch viele andere Punkte, die es eigentlich zu verhandeln gegeben hätte, nicht aufgenommen, wie zum Beispiel die S7.

 

Damit kommen wir zu einem sehr leidigen Kapitel. Sie haben sich vor einigen Jahren geeinigt, die S7, das heißt, die Flughafenschnellbahn, zu erneuern und für diese Flughafenschnellbahn mehr als 300 Millionen in die Hand zu nehmen. Jeder hat geglaubt, dass wir damit eine entsprechende Verbesserung im Nahverkehr zwischen Wien und dem Flughafen haben werden. Doch was ist die Tatsache? Die S7 verkehrt im Halbstundentakt zwischen Wien und Flughafen. Die S7 ist nicht bis zur Staatsgrenze ausgebaut und hat keinen entsprechenden Taktverkehr bis zur Staatgrenze, nämlich Richtung Slowakei. Dafür haben wir mehr als 300 Millionen investiert und haben im Nahverkehrsvertrag mit den ÖBB auch nicht darüber verhandelt oder waren nicht bereit, eine bestimmte Summe Geld in die Hand zu nehmen, dass wir die S7 in einen 15-Minuten-Takt bringen, obwohl wir das als Stadt Wien, ich glaube unisono, sogar alle Parteien einhellig, gesagt haben, dass wir die Strecke der S7 erneuern, um danach einen 15-Minuten-Ver-kehr zu haben. Doch bis heute gibt es diesen 15-Minu-ten-Verkehr nicht und es wird ihn auch in den kommenden drei Jahren nicht geben, weil nun im Nahverkehrsvertrag festgeschrieben worden ist, dass es in den kommenden drei Jahren zu keiner Verbesserung bei der S7 kommen wird.

 

Wenn Sie mir jetzt vielleicht entgegenhalten, dass es dafür den berühmten "CAT" gibt, dann möchte ich Ihnen zu dem "CAT" sagen, es entspricht nicht unserem Zugang, dass wir den Nahverkehr so ausdünnen, dass wir nur mehr für einige wenige, die über mehr Geld verfügen oder nur mehr für Geschäftstouristen eine interessante Nahverkehrsanbindung von Wien-Mitte zum Flughafen machen, sondern uns sind die Pendler hier in der Stadt und die auch an der Linie im 3. Bezirk und im 11. Bezirk liegen, ein ganz besonderes Anliegen, dass sie auch die Möglichkeit haben, einer Schnellbahngarnitur entsprechend zuzusteigen und nicht darauf angewiesen sind, im "CAT" mit Kosten, die rund sechs- bis siebenmal höher als die eines normalen Fahrscheins liegen, zu fahren. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Dieser "CAT" erfüllt auch nicht die Erwartungen, die die Betreibergesellschaft gehabt hat. Wenn Sie sich heute anschauen, wie viele Leute wirklich darin fahren, dann kommen Sie auf eine durchschnittliche Auslastung von 20 Personen pro Garnitur. 20 Personen sitzen derzeit durchschnittlich im "CAT" von Wien-Mitte zum Flughafen. Kein Wunder. Zu teuer, Bahnsteig viel zu weit entfernt gelegen. Trotz riesengroßem Marketing. Aber der Ersatz über Taxi oder über die S7 oder auch über die Autobusse, die zum Flughafen gehen, ist noch immer entweder günstiger oder schneller. Vor allem auch einen "CAT" zu haben, wo man noch groß anpreist, dass man bei Wien-Landstraße einchecken kann und sich danach jeden Ärger erspart, da wird man sehr oft enttäuscht, wenn man zu Wien-Mitte kommt, denn Sie brauchen nicht zu glauben, wenn Sie mit KLM fliegen, wenn Sie mit Kuwait Airlines fliegen, wenn Sie mit einem asiatischen Flieger unterwegs sind, wenn Sie mit so manchen amerikanischen Linien unterwegs sind, dass Sie eine Chance haben, dort einzuchecken. Sie können es sich fast nicht vorstellen, aber es ist so, weil nämlich nur die Fluglinien der Star Alliance dort die Möglichkeit haben, ihre Koffer abzugeben. Wenn Sie das noch länger praktizieren, dann wird der Frust noch mehr steigen, es werden immer weniger Leute werden, die auf den "CAT" umsteigen und die Betreibergesellschaft wird schrecklich erwachen. Dieser "CAT" erfüllt nicht die Ziele des Wiener Nahverkehrs, erfüllt nicht die Ziele für die Pendler. Das, meine Damen und Herren, haben auch Sie zu verantworten, denn es war Ihnen offensichtlich wichtiger, dass der "CAT" verkehrt und nicht die S7 auf allen Haltestellen der Stadt Wien.

 

Meine Damen und Herren, die Qualitätsmängel wurden bereits von meinem Vorredner angesprochen, obwohl, wenn man es sich genauer anschaut, man fast zur Auffassung gelangen könnte, dass die Qualitätssicherung beim Vertrag mit den ÖBB etwas besser formuliert ist als die Qualitätssicherung im ÖPNV-Vertrag mit den Wiener Linien. Auch wenn Sie in vielen Worten ziemlich gleich ist, aber trotzdem haben Sie im Qualitätsmanagement mit den ÖBB Kleinigkeiten festgehalten, zum Beispiel bei der Zuverlässigkeit, dass Ausfälle zumindest unter Anführung des Grundes dokumentiert werden müssen. Bei einem Vertrag mit den Wiener Linien ist nicht einmal das mehr erforderlich, sondern die Fahrten gelten bereits als erbracht, wenn eine Fahrt aus einem Grund, der von den Wiener Linien nicht zu vertreten ist, ausgefallen ist. Dann gilt sogar die geplante Verkehrsleistung als erbracht. So nachteilig und so wenig konkret wird das für die Wienerinnen und Wiener nun behandelt. (VBgm Dr Sepp Rieder: Ich glaube, das ist so wie die

 

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