Gemeinderat,
39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 64
Aussage
Ihres Finanzstaatssekretärs zur Homepage Ihres Finanzministers!)
Ich bin sicher, dass es hier Formen gegeben hätte, mit
denen man diese Leistung besser und direkter beschreiben und eine konkrete
Leistung und Gegenleistung festschreiben hätte können. Nicht zuletzt gibt es
andere Städte in Europa, die das genauso gemacht haben, die auch unter
demselben System stehen, dass es Umsatzsteuerpflichtigkeit bei Leistungs- und
Gegenleistungsverträgen gibt und dass man nicht generell Ausnahmen machen kann,
was hier eigentlich selbstverständlich ist. Dafür überlegt man sich, wie man
einen Vertrag gestaltet, dass er eben nicht umsatzsteuerpflichtig ist. Ich
sage, es wäre eine Aufgabe der Stadt Wien gewesen, ihn so zu gestalten, dass er
nicht umsatzsteuerpflichtig ist, aber trotzdem eine konkrete Leistungsbeschreibung
gehabt hätte.
Das sehe ich nicht als Ausrede an oder darf nicht als
Ausrede herhalten, Herr Kollege Margulies. (GR Dipl Ing Martin
Margulies: Herr Gerstl, ich glaube nicht, dass Sie sich da jetzt wirklich
auskennen!) Ich glaube, das verwechseln Sie vollkommen! Das darf nicht eine
Ausrede sein, Herr Kollege Margulies, zu sagen, weil der Vertrag vielleicht
umsatzsteuerpflichtig sein könnte, haben wir kein besseres Ergebnis dargelegt.
Nein, das kann es nicht sein! Diese Ausrede darf nicht gelten! (Beifall bei der ÖVP. – GR Dipl Ing
Martin Margulies: Nein! Aber es müssen die Rahmenbedingungen von Ihrer
Bundesregierung vereinbart werden!)
Diese Rahmenbedingungen sind da, Herr Kollege
Margulies. Und wenn das die Berliner zusammenbringen, dann nehmen Sie die
Wiener aus der Entziehung und sagen, die sollen es auch zusammenbringen. Wenn
es andere Städte zusammenbringen, warum bringt das Wien dann nicht zusammen?
Das hat nichts mit der Bundesgesetzgebung zu tun! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, Sie verstehe ich vollkommen,
Herr Finanzstadtrat, dass Sie darauf bedacht sind, im Grunde genommen nur wenig
Geld auszugeben, aber ein Verkehrsstadtrat oder ein Herr Bürgermeister hätte
vielleicht das Interesse, auch für die Nahverkehrsleistungen etwas zu tun und
dafür Geld in die Hand zu nehmen, weil es sich nämlich im Umweg sehr wohl
rentiert, wenn man bessere Nahverkehrsangebote macht und es einfach nicht nur
darauf ankommt, was der konkrete Vertrag kostet, sondern was man sich auf der
anderen Seite erspart, was es auch dazu bringt, um Kyoto-Ziele einzuhalten.
Auch das sind Punkte, die wir uns fix vorgenommen haben, für die wir uns
verpflichtet haben, nur Wien sich sogar noch mehr vorgenommen hat als die
Bundesregierung, nämlich bis 2010 nicht 13 Prozent, sondern 14 Prozent
einzusparen. Auch das sind Punkte, die man eigentlich erreichen möchte. An
diesen Zielen sollte man weiterarbeiten. In dem Sinne haben Sie unsere
Unterstützung, aber nicht indem Sie Gründe finden, die nicht dazu geeignet
sind, die Situation in Wien zu verbessern.
Sie haben neben Ihren Punkten, nämlich die S7 auf
einen 15-Minuten-Takt zu bringen und die 70 "Talent"-Züge bis
2007 anzukaufen, auch noch vorgeschlagen, eine S-Bahngesellschaft zu gründen.
Das ist vielleicht ein Punkt, der die Sache in Zukunft besser machen kann. Denn
vielleicht bringt uns eine solche Gesellschaft, die zu 50 Prozent von den
ÖBB und zu 50 Prozent von Vertretern der Stadt Wien getragen wird, dazu,
dass wir endlich mit den Streitigkeiten oder den Eifersüchteleien zwischen Wiener
Linien und ÖBB aufhören können, dass es nicht darum geht, wie viel Geld die
Wiener Linien und wie viel Geld die ÖBB bekommen und wenn das eine von dem
einen Couleur besetzt ist und das andere von dem anderen Couleur besetzt ist,
dass man dann dort kein Geld mehr hineingibt. Solche Politik lehnen wir ab, wo
Sie nämlich aus parteipolitischen Gründen versuchen, auf dem Rücken der
Wienerinnen und Wiener die Leistungen im Nahverkehr auszudünnen! Das darf es in
Zukunft nicht mehr geben! (Beifall bei
der ÖVP.)
Daher unterstützen wir natürlich auch die Wünsche,
die von beiden Seiten kommen, von Seiten der ÖBB und von Ihrer Seite, der
Gründung einer solchen S-Bahngesellschaft in den nächsten Jahren, sich zu
überlegen, das gemeinsam aufzustellen, denn ein Verkehr kann nur gemeinsam
bewältigt werden. Es kann nur unser gemeinsames Interesse sein, dass wir den
Nahverkehr bestmöglich abwickeln und nicht sozusagen gewisse
Stellvertreterkriege gespielt werden.
Wenn Sie vielleicht sagen, Sie haben das, was
bestmöglich ist, herausgeholt und Sie haben die größtmögliche Summe
aufgewendet, die aus Ihrer Sicht möglich war, dann möchte ich hier noch einen
Vergleich bringen. Es schaut vielleicht auf den ersten Blick nicht so schlecht
aus, und es ist für jeden einzelnen von uns sehr viel Geld,
4,3 Millionen EUR pro Jahr plus 1 Million jährlich aufzuwenden,
doch vergleichen wir das einmal mit den anderen Bundesländern. Dabei gibt es in
den anderen Bundesländern bei weitem nicht solche Ballungsgebiete wie es sie
rund um Wien gibt und wie das Wien betrifft. Dort ist überall mehr investiert
worden, am meisten in Niederösterreich, gleich in unserem Nachbarbundesland.
Dort hatten sie nämlich, wenn Sie die Summen hernehmen und pro Einwohner
berechnen, wie viel Geld das jeweilige Bundesland in einen Nahverkehrsvertrag
mit den ÖBB investiert, so hat Niederösterreich 10 EUR pro Einwohner
aufgewendet. Wenn Sie nach Salzburg schauen, so hat dort das Bundesland
5,8 EUR pro Einwohner aufgewendet. Wenn Sie nach Oberösterreich schauen,
so hat dort das Bundesland 5,22 EUR pro Einwohner aufgewendet. Wenn Sie in
die Steiermark schauen, so hat dort das Bundesland 4,9 EUR pro Einwohner
aufgewendet. Das sind alles nur zufälligerweise ÖVP-regierte Ressorts. Kommen
wir nach Wien. Wie viel wird dort aufgewendet? 3,53 EUR. Das heißt, nur
ein Drittel von dem, was Niederösterreich in den Nahverkehr investiert,
investiert Wien in den Nahverkehr mit einem Nahverkehrsvertrag mit den ÖBB.
Meine Damen und Herren, das ist eindeutig zu wenig und eine Schande für Wien! (Beifall bei der ÖVP.)
Damit
kommen wir zu einem nächsten Punkt, nämlich zu dem Verhältnis zwischen den
Wiener Linien und anderen Verkehrsträgern, das ich hier schon
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