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Gemeinderat, 40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 78

 

zwar mit zusätzlichen Mitteln, die von der Finanzverwaltung aufgebracht werden und daher weder vom Kulturbudget abgezweigt werden noch irgendjemand zur Last fallen im Bereich der Kultur. Und das, glaube ich, muss man auch einmal sagen, damit man da nicht Gerüchte in die Welt setzt, das heißt, es würde irgendwo weggenommen.

 

Es geht also um Investitionen im technischen Bereich und nicht um weitere Umbauten, und wenn Sie so wollen, handelt es sich um eine zweite Phase einer Adaptierungsmaßnahme. Das Ronacher ist ein wunderbares Haus im Zentrum von Wien, und es würden sich im Übrigen viele Städte glücklich schätzen, hätten sie ein solches Haus. Und viele überlegen ja, eines außerhalb des Zentrums zu errichten, um entsprechende Möglichkeiten zu haben. Wir haben diese, auch im Zentrum einer Stadt. Ich glaube, dass das sinnvoll ist im Zentrum einer Stadt und dass man nicht irgendwo auf einer grünen Wiese eine Halle errichtet.

 

Und ich sage auch dazu: Es ist zusätzlich. Natürlich gehört dieser Unterhaltungsbereich auch zur Breite des Kulturangebotes in dieser Stadt. Wenn wir daran denken, dass über 1,9 Millionen Menschen nach Wien kommen unter anderem des Musicals wegen und 1,8 Millionen der Oper wegen, dann haben diese Investitionen auch absolut Sinn.

 

Im Übrigen sind das solche Investitionen, wie sie auch in der Vergangenheit immer wieder getätigt wurden, zusätzlich. Wenn ich erinnere an das Museumsquartier, wenn ich erinnere an den Musikverein, wenn ich erinnere an das Konzerthaus – alles große Investitionen, die ebenfalls mit Zusatzmitteln abgedeckt wurden und die letztendlich zum kulturellen Ansehen der Stadt innerhalb und außerhalb wesentlich beigetragen haben und geholfen haben, wenn man so will, den Kulturstandort Wien nachhaltig zu sichern, in der ganzen Breite, weil ich meine, dass die Diskussion "Hochkultur gegen andere" wenig sinnvoll ist gerade für eine Stadt, die sich verschrieben hat, dafür diese ganze Bandbreite anzubieten, auch deshalb, weil die Nachfrage da ist.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Frau Mag Unterreiner: Die erste Zusatzfrage.

 

GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat! Man spricht immer von Umstrukturierung der Vereinigten Bühnen. In Wirklichkeit gab es aber nur eine Neudefinition für das Theater an der Wien, eine kulturpolitische Entscheidung, die wir seit vielen Jahren gefordert  haben und die wir auch richtig finden.

 

Aber der gesamte andere Bereich, also der gesamte Musicalbereich, wurde nicht umstrukturiert, sondern es geht weiter wie bisher. Seit Jahrzehnten werden hohe Beträge in einen Bereich hineingesteckt, öffentliche Gelder, wo es in anderen Ländern gewinnbringende Kommerzkonzerne gibt. Und wir haben schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass man diese Chance nützen sollte. Ich meine, die Herausnahme des Theaters an der Wien und die Neudefinition des Theaters an der Wien, um betriebswirtschaftliche Überlegungen anzustellen: Was machen wir in Zukunft mit der Musicalszene? Das wurde verabsäumt. Ganz im Gegenteil: Man steckt noch einmal Geld in einen Betrieb hinein, der auch privatwirtschaftlich geführt werden könnte, wenn man zumindest einmal darüber nachgedacht hätte.

 

Und zusätzlich hat man diesem Betrieb, der in Zukunft weiter sehr hohe Subventionen bekommen wird, eine Person vorangestellt, die keinerlei Erfahrung hat, um Betriebe zu führen. Es ist eine Person, die Programme gestaltet. Holender hat ihr Programm eine kulturpolitische Ungeheuerlichkeit genannt. Sie war früher Unterhaltungsprogrammiererin beim ORF, hat keinerlei Erfahrung in der Betriebsführung von großen Konzernen. Hierher gehört aber eine Person, eine Frau oder ein Mann, der ein Profi ist, um diese Unterhaltungsbranche auch gewinnbringend führen zu können.

 

Was sagen Sie dazu? Oder stehen Sie noch immer dazu, dass Sie sagen: Geben wir doch der Kathrin Zechner eine Chance!

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.

 

Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Nein, nicht nur eine Chance, sondern sie ist Intendantin und verantwortlich dafür, das Programm zu machen. Zur Frau Zechner muss ich sagen: Sie entspricht ziemlich genau dem Anforderungsprofil, das Sie da gezeichnet haben. Sie war Programmintendantin des größten und wichtigsten Mediums in diesem Land, des ORF. Also ich glaube, sie hat damit wohl nachhaltig bewiesen, dass sie ein Unternehmen auch leiten kann.

 

Zum Zweiten: Der Beweis für die Behauptung, dass Musicals profitabel geführt werden können, ist erst zu erbringen. Im Laufe des Tages werden wir sicher noch darüber im Detail diskutieren. Es ist jedenfalls nicht so, und wie sich zeigt, sind auch einige Versuche diesbezüglich in Wien nachhaltig und grundlegend gescheitert.

 

Und der dritte Punkt: Ich habe bereits darauf hingewiesen, weil Sie gesagt haben, es bleibt alles beim Alten. Also erstens produzieren ja die Vereinigten Bühnen auch sehr gute Erfolge, Musicalerfolge, und zweitens bitte ich auch hier, nicht die Debatte letztendlich über eine Geschmacksfrage zu führen, sozusagen, dass das Musical vielleicht automatisch eine schlechtere Kunstgattung ist. Darüber, glaube ich, kann man und soll man nicht diskutieren, solange es jedenfalls Menschen gibt, die das gerne sehen und die deswegen auch nach Wien kommen.

 

Zu guter Letzt möchte ich Ihnen noch sagen: Die Veränderungen der Vereinigten Bühnen finden selbstverständlich auch statt allein durch die personellen Besetzungen, die stattgefunden haben und die greifen werden. Und mit dem neuen Haus, mit dem zusätzlichen Haus, mit der Änderung im Raimund Theater und im Ronacher und mit der personellen Entscheidung sind eigentlich nachhaltige Entscheidungen und Veränderungen für die Vereinigten Bühnen getroffen worden.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. – Zweite Zusatzfrage: Herr Mag Reindl.

 

GR Mag Thomas Reindl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr

 

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