Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 78
Stadtrat! Die Musicalszene in Wien wird ja ab 2007, vor allem was das Raimund Theater und das Ronacher betrifft, eine spezielle Förderung bekommen. Mich würde interessieren: Ist das der Höchststand der Musicalfinanzierung, die hier in Wien ab 2007 gemacht wird, beziehungsweise wie verhält sich denn diese Summe – es werden ja 18,6 Millionen EUR kolportiert – zur Finanzentwicklung der Vereinigten Bühnen in Wien in den letzten 10 bis 15 Jahren?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Also weil in den letzten Wochen immer wieder behauptet wurde, es wird das
Musical überproportional oder exorbitant finanziert und unterstützt: Auch bei
den jetzigen Plänen und den Finanzierungsplänen und das, was vorgesehen ist für
die Jahre 2007 und folgende, ist das eigentlich durchaus im durchschnittlichen
Bereich der letzten Jahre, das muss man einmal sagen. Im Gegenteil, es waren in
den neunziger Jahren teilweise Summen, die ein Vielfaches dessen waren, wovon
wir jetzt sprechen. Und auch Mitte der neunziger Jahre und in den späten
neunziger Jahren waren das in etwa diese Summen, über die wir jetzt sprechen.
Insofern, glaube ich, kann man sagen, dass die Stadt Wien den gesamten
Musicalbereich über die letzten 10, 15 Jahre in etwa in dieser
Größenordnung unterstützt hat, und ich meine, dass das angesichts dessen, was
nicht zuletzt über die Umwegrentabilität, über die Besucherinnen und Besucher
hereinkommt, durchaus angebracht und gerechtfertigt ist.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. – Die dritte Zusatzfrage: Frau Mag
Ringler.
GRin
Mag Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Die von
Ihnen angesprochene Umwegrentabilität würde ich ja gerne einmal in Zahlen
sehen. Der Opposition sind all jene geheimnisumwobenen Studien, die das
angeblich beweisen, ja nie zu Gesicht gekommen. Also ich würde Sie bitten, das
einmal auch auf dem Papier zu zeigen.
Ein Punkt, der mich sehr interessiert und der, glaube
ich, viele Leute in dieser Stadt vor den Kopf stößt, ist die Höhe der
Umbaukosten für das Ronacher. Das Ronacher, wie Sie selbst sagen, ist eine
Bühne des 19. Jahrhunderts, ist eine Bühne, in der klassischerweise
maximal Guckkastentheater gemacht werden kann. Das ist auch mit einer der
Gründe, weshalb in den letzten Jahren dort nur sehr bedingt Musiktheater oder
Theater gespielt wurde.
Warum also
investieren wir 45 Millionen EUR – das ist die Maximalsumme, die
immer wieder genannt wurde – für den Umbau eines Theaters, wenn wir
gleichzeitig wissen, dass die Werkstattbühne der Festspiele in Bregenz
5 Millionen EUR im Neubau gekostet hat oder die Listhalle in Graz
10 Millionen EUR gekostet hat?
Es ist
also nicht nachvollziehbar, wieso es möglich ist, dass man
45 Millionen EUR für einen Umbau bezahlt, wenn Neubauten, die auf dem
letzten Stand der Technik sind, einen Bruchteil dieser Summe gekostet haben.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Ja, sehr geehrte Frau Gemeinderätin, da bringen Sie jetzt sehr viele, um nicht
zu sagen alle Zahlen durcheinander, weil kaum eine der von Ihnen genannten
stimmt.
Es war nie die Rede von 45 Millionen EUR
Umbaukosten, sondern es war immer die Rede von 35 Millionen EUR
Umbaukosten.
Die Werkstattbühne in Bregenz hat selbstverständlich
nicht 5 Millionen, sondern 15 Millionen EUR beziehungsweise
sogar mehr, wenn ich mich richtig erinnere 17 Millionen EUR gekostet.
Ich weiß das, weil ich damals im Kuratorium gesessen bin und die Abrechnungen
sehr genau überprüft habe.
Und die Kosten für diese Adaptierung ergeben sich
selbstverständlich daraus, dass das Neubauten sind. Die Werkstattbühne ist
keine Bühne, sondern das ist eine Ersatzbühne. Das ist ein Raum, der dafür
geeignet ist, die Kulissen von der Hauptbühne dort hineinzuschieben und wird ab
und zu zusätzlich noch bespielt. Das ist kein Theater, das ist eine Nebenbühne,
die als Werkstatt, sozusagen als ein Kulissendepot beziehungsweise die
Möglichkeit, die Kulissen zu verschieben, genutzt wurde.
Auch die Listhalle
ist kein Theater sondern das ist eine Konzerthalle, wo kein Theater aufgeführt
wird. Wir brauchen, wenn wir ein Theater adaptieren wollen, andere technische
Einrichtungen als in Konzerthallen, die noch dazu, wenn man die Zahlen
hernimmt, im Vergleich auch gar nicht so billig waren.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. – Die vierte Zusatzfrage: Herr Dr Salcher.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Ich frage mich nur,
wenn das alles so klar und so einsichtig ist, warum es dann einen derartigen
Widerstand in der Öffentlichkeit und auch von betroffenen Fachleuten gibt, vom
Herrn Holender, der ja heute schon zitiert wurde, bis zu den Künstlern, die in
wilder Empörung die Programmvorschläge der Frau Zechner hier dementiert haben.
Ihr müsst ja eigentlich fragen, warum versteht sie keiner mit ihrer
Kulturpolitik. Aber dann werden Sie sagen, das ist keine Frage der Vollziehung.
Ich möchte jetzt auch auf diese 35 bis 40 Millionen EUR,
um es korrekt zu sagen, zu sprechen kommen. Das sind die Zahlen, die Sie selber
genannt haben meines Wissens, diese 35 bis 40 Millionen EUR geplante
Umbaukosten für das Ronacher. Sie behaupten hier ununterbrochen, dass sich das
rechnet und dass es eine Nachfrage dafür gibt und dass das so bleibt.
Ich möchte jetzt einmal objektiv wissen: Gibt es
Marktstudien, gibt es einen Businessplan mit Zahlen, Daten, Fakten, die es
rechtfertigen, eine derartig große Investition zu machen, und sind Sie bereit,
die politische Verantwortung für diese 35 bis 40 Millionen EUR zu
übernehmen, sollte sich, was durchaus zu erwarten ist, wenn man sich den
internationalen Markt anschaut, die Musicalsparte nicht so entwickeln und daher
diese Investition nicht gerechtfertigt sein.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr
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