Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 87
vorhanden
ist. Aber mir geht es um mehr. Denn wenn wir das durch- und umsetzen wollen,
was nicht zuletzt auch als Ergebnis aus den Kontrollamtsberichten hier
vorgelegt wurde, dann steht außer jedem Zweifel, dass über jene Mittel, die
budgetär für das Jahr 2004 vorgesehen sind, möglicherweise auch für 2005,
hinaus, investive Mittel zur Verfügung zu stellen sind. Das steht außer jedem
Zweifel, denn sonst werden wir das angestrebte Ziel, und da geht es nicht um
diktatorische Vorgaben von mir, sondern auf Grund von Analysen und Ergebnissen
demographischer Entwicklungen vorbereitet zu sein, diesen demographischen
Entwicklungen nicht entsprechend Rechnung tragen können.
Daher sage
ich jetzt relativ ausführlicher noch dazu, jawohl, es geht nicht nur darum,
dass die Stadt Wien aus Budgetmitteln Mittel zur Verfügung stellt, aus
Reserven, die aufzulösen sind, was bekanntlich nach Maastricht aufgeht, wenn es
im investiven Bereich gemacht wird, ohne dass wir entsprechende Beschädigungen
unseres Maastricht-Ziels erreichen können, sondern es geht auch darum, dass man
sich in der Gesamtgesellschaft bewusst ist, dass zusätzliche Mittel zur
Verfügung gestellt werden müssen, um eine gerechte Partizipation am
medizinisch-technischen Fortschritt erreichen zu können, dass alle daran
teilhaben und nicht nur jene, die Geld haben, und dass zum Zweiten natürlich
auf Grund der Veränderung der demographischen Situation auch im Pflegebereich
wesentlich mehr Geld aufgewendet werden muss. Da denke ich, dass es wichtig
ist, dass die Spitalserhalter, im Wesentlichen heute die Länder, in vielen
Bereichen auch die Gemeinden, die einzigen, die übrigens nicht gedeckelt haben,
die Sozialversicherungsträger und der Bund, die beide ihre Ausgaben gedeckelt
haben, sich bewusst werden, dass wir hier eine Lösung zu finden haben, die auf
zwei Beinen steht, zum einen eine maximale Effizienzsteigerung im
Mitteleinsatz, zum anderen aber natürlich auch mehr Geld zur Verfügung zu
stellen.
Deswegen
verstehe ich nicht, dass wir unsere Diskussion eigentlich mit peripheren Fragen
der Organisation, Stichwort "Gesundheitsagenturen" herumtun, statt
dass wir uns eigentlich mit dieser zentralen Frage der Finanzierung des
Gesundheitssystems beschäftigen. Das halte ich für unerlässlich und notwendig.
Das ist keine einseitige Schuldzuweisung an irgendjemanden, sondern das ist
eine gemeinschaftliche Aufgabe, so wie das in der Vergangenheit auch der Fall
gewesen ist. Dessen müssen wir uns auch bewusst sein.
Die
einseitige Schuldzuweisung hat auch keinen Sinn, wenn wir jetzt mit dem
Zeigefinger auf die Frau Stadträtin, auf mich, auf die Stadt Wien, auf den KAV
oder sonst wen zeigen, weil da gilt genau dieses Argument. Wir brauchen, um die
Pflegesicherheit und die maximale Effizienz in dem Bereich ebenso wie im ganzen
Spitalsbereich zu gewährleisten, schlicht und ergreifend mehr Mittel. Wer dies
leugnet, der sollte sich vielleicht einmal kurz mit dem Präsidenten der
Ärztekammer oder mit dem Chef der Apothekerkammer zusammensetzen und kann da
dann seine entsprechende Meinungsbildung vorantreiben. Dessen haben wir uns
gemeinschaftlich zu stellen.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Die vierte Zusatzfrage, Herr GR Mag
Kowarik.
GR Mag
Helmut Kowarik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Bürgermeister!
Ich gebe
Ihnen vollkommen Recht, dass wir einer Meinung sind, dass es hier im
Wesentlichen um die Finanzierung des Gesundheitssystems geht. Das ist die
Kernfrage. Daher auch unsere Anfrage wegen der Milliarde.
Ich darf
aber feststellen, dass Sie mich mit Ihren Rechenoperationen etwas verwirrt
haben. Sie haben versprochen, eine Pflegemilliarde zur Verfügung zu stellen.
Wir haben nachgefragt, wie die finanziert wird, mussten hören, das es aus den
Rücklagen des Krankenanstaltenverbunds gemacht wird. Die gibt es nicht mehr.
Dann haben
Sie gesagt, es wird aus den Investitionsbeiträgen finanziert, die an sich schon
budgetiert sind. Also das ist keine zusätzliche Finanzierung, sondern da wird
etwas hineingenommen, was eigentlich nicht dazu beiträgt. Man hat langsam den
Eindruck, dass es sich um eine virtuelle Milliarde handelt. Das ist sicher gut,
wenn man den Leuten verspricht, es kommt etwas, bitte arbeitet etwas, aber
konkret hilft es nichts.
Ich möchte
darauf zurückkommen, was Sie im Rahmen des Kontrollausschusses versprochen
haben. Es war sehr erfreulich, dass Sie ein Konzept aufgezeigt haben,
allerdings wird dieses Konzept natürlich auch Geld benötigen. Sie haben gesagt,
Sie sind der Garant dafür, dass dieses Konzept umgesetzt wird.
Sind Sie
auch der Garant dafür, dass diese Pflegemilliarde zur Verfügung gestellt wird?
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Herr Bürgermeister, bitte.
Bgm Dr
Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Ich
bedaure sehr, Sie verwirrt zu haben, denn an sich bin ich eher bekannt dafür,
zur Klarheit beizutragen. Umso mehr bekümmern mich die Grenzen meiner
pädagogischen Fähigkeit selbst. Es ist gelegentlich ganz vernünftig, wenn man
die eigenen Grenzen aufgezeigt bekommt.
Daher will ich versuchen, das noch
einmal deutlich zu sagen. Ich habe nicht gesagt, dass ich mich ausschließlich
darauf verlasse, dass bisherige Investitionsmittel, die in den bisherigen
Budgets drinnen sind, für die Zukunft fortgeschrieben werden. Das war es. Ich
habe hier vor wenigen Minuten das glatte Gegenteil gesagt, nämlich, dass ich
mir dessen vollkommen bewusst bin, dass zusätzliche Investitionen für die
notwendige Dezentralisierung, um beispielsweise ein inhaltliches Stichwort aus
der Diskussion, die wir zuletzt miteinander geführt haben, zu erwähnen,
notwendig sind, dass jetzt zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt werden
müssen, selbstverständlich auch aus dem Bereich der Reserven, die vorhanden
sind, und ich hoffe, auch aus den erwirtschafteten Mitteln. Ich gehe nicht
davon aus, dass sich pro futuro die Konjunktur immer in einer derartig
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