Gemeinderat,
43. Sitzung vom 19.05.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 78
Und ich erinnere Sie daran. Die Frau Kollegin Jerusalem hat im September 2002 hier einen Antrag eingebracht. Sie haben sogar zugestimmt, ausnahmsweise, Sie haben zugestimmt. Nur, was ist passiert? Nichts ist passiert! Wir haben die gleiche Misere. Sie haben es einfach ignoriert. Was geht uns denn das an?
Meine Damen und Herren! Die politisch
Verantwortlichen haben, wie so oft und wie wir ja tagtäglich damit konfrontiert
werden, nichts getan, nichts verbessert.
Im Übrigen, Wien ist ja auch bei der Sozialhilfe,
neben Burgenland, an letzter Stelle im Bundesländervergleich. 390 EUR in
Wien, 496 EUR in Oberösterreich, also immerhin um 30 Prozent mehr. (Zwischenruf
des GR Kurt Wagner.) Auch kein Ruhmesblatt, Herr Kollege, für eine
sozialdemokratische Regierung!
Daher, meine Damen und Herren: Handeln Sie endlich!
Sorgen Sie für ausreichend gut geschultes und motiviertes Personal im Interesse
jener Menschen, die es dringend brauchen! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als
nächste Rednerin ist Frau GRin Schmalenberg gemeldet.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Wie wir Freiheitlichen immer betonen, erbringen die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Wien eine hervorragende Leistung,
ganz besonders die Mitarbeiter im Sozialbereich. (Beifall bei der FPÖ.)
Anders wäre es nicht möglich, dass Wien im internationalen Vergleich ein ganz
besonders hohes Ansehen genießt, denn dieses Ansehen genießt Wien nicht wegen
der SPÖ-Stadtregierung, sondern trotz ihr. (Beifall bei der FPÖ.)
Und eines möchte ich heute festhalten: Die
Personalmisere im Sozialbereich ist ohne Zweifel selbstverschuldet. Denn wenn
es im Sozialbereich einen Personalmangel gibt, dann ist das einerseits darauf
zurückzuführen, dass es in der Vergangenheit dazu gekommen ist, dass erfahrene
und einsatzbereite Mitarbeiter brutal weggemobbt wurden – ich habe das schon
mehrfach angesprochen –, und andererseits, weil es unter der Verantwortung der
damaligen StRin Laska in diesem Bereich massivst zu einem Abbau von Basisposten
gekommen ist und im Gegenzug Hierarchieposten geschaffen wurden.
Was die schweren Mobbingfälle betrifft, so gibt es
mehrere Gutachten, und was den Abbau von Basisposten zugunsten von
Hierarchieposten betrifft, gibt es einen einstimmigen Beschluss der
Personalvertretung, wo in einem Schreiben auch an den Magistratsdirektor
festgehalten wird, dass diese Fehlentwicklung beim Personal stattgefunden hat,
wo aufmerksam gemacht wird auf die hohe Anzahl von Krankenstandstagen bei den
Mitarbeitern im Sozialbereich. Auch die hohe Personalfluktuation wurde hier
schon vor langer Zeit angesprochen, aber diese Initiative wurde ignoriert.
Die Personalprobleme im Sozialbereich sind also
hausgemacht, denn früher, ganz früher, hat es jedenfalls keine Wartezeiten
gegeben. (GR Christian Oxonitsch: Da hat es auch weniger Fälle gegeben!) Es
wird daher notwendig sein, die Stabsstellen wieder zu reduzieren und das
vorhandene hochqualifizierte Personal wieder so einzusetzen, dass möglichst
viele Hilfesuchende optimal betreut werden können.
Es sind ja jetzt schon fast fünf Monate vergangen
seit der Neuordnung im Sozialbereich, und ich möchte die heutige Aktuelle
Stunde dazu nutzen, um die Verantwortlichen von der SPÖ-Fraktion zu fragen,
welche Fortschritte es gibt. Ich frage Sie hier: Welche Verbesserungen wurden
angedacht? Welche Maßnahmen wurden schon umgesetzt? Wartezeiten beim Sozialamt,
wie sie noch immer existieren, müssen nämlich bald der Vergangenheit angehören,
denn Derartiges ist für uns Freiheitliche indiskutabel. (Beifall bei der FPÖ.)
Die GRÜNEN haben ja schon einmal eine ähnliche
Dringliche Anfrage eingebracht, und ich habe schon damals gefragt, ob Ihnen
bekannt ist, dass irgendwelche Verträge nicht eingehalten wurden. Das
interessiert nämlich nicht nur mich, sondern vor allem die vielen Betroffenen,
denn wenn Verträge nicht eingehalten werden, dann sind wir als Gemeinderäte
selbstverständlich verpflichtet, alle parlamentarischen Mittel auszuschöpfen.
Ich habe Sie daher schon am 4. November des Vorjahres gefragt, welche
Verträge nicht eingehalten wurden. Ich habe aber bis jetzt keine Antwort bekommen.
Und ich frage Sie heute noch einmal im Namen der Betroffenen, welche Verträge
nicht eingehalten wurden.
Und noch etwas möchte ich ansprechen, nur weil Sie,
Herr GR Margulies, mich einmal als Steigbügelhalterin für die Frau StRin Laska
bezeichnet haben. Wir Freiheitlichen haben im Jänner eine Sondersitzung zum
Sozialthema beantragt, und bekanntlich haben die GRÜNEN damals sehr, sehr laut
geschwiegen. Wir haben einen Misstrauensantrag gegen die Frau StRin Laska
eingebracht, und bekanntlich haben die GRÜNEN ihre Zustimmung verweigert. Und
ich muss hier nicht weiter ausführen, wer die wahren Steigbügelhalter der Frau
StRin Laska sind.
Derzeit prüft der Rechnungshof, auch auf unsere
Initiative, und wir werden sehen, was da herauskommt. Ich schlage jedenfalls vor:
Warten wir den Bericht des Rechnungshofes ab.
Für uns Freiheitliche gilt jedenfalls: Es gibt keine
schlechten Mitarbeiter, sondern nur ein schlechtes Management. Wien muss den
hohen sozialen Standard halten. Das ist für uns Freiheitliche ein ganz wichtiges
Anliegen, und deshalb ist es für uns nicht vertretbar, dass es Wartezeiten
gibt. Es ist aber auch nicht vertretbar, dass das Geld in diesem Bereich
großzügig ausgegeben wird, so wie das früher die Devise war. Wir Freiheitliche
verlangen, dass Sozialhilfe nur für wirklich Bedürftige ausgegeben wird, dann
die Hilfe aber rasch und unbürokratisch gewährt wird. Und wir erwarten uns
schon, dass es nach dieser Vorlaufzeit nun endlich bald Verbesserungen gibt,
denn wenn alles beim Alten bleibt, dann brauchen wir keine Reform. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau GRin
Mag Wehsely.
GRin Mag Sonja Wehsely (Sozialdemokratische
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