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Gemeinderat, 44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 5 von 121

 

Großbritannien, Amerika und Deutschland. Bestätigt wird diese Attraktivität auch in letzter Zeit durch eine Studie der Investkredit Bank über die Gewerbe- und Industrieflächen in Wien.

 

Zwischen den Jahren 2000 und 2003 fanden 142 Verlagerungen von Betrieben in den untersuchten Branchen Handel, Sachproduktion und Transport statt. 126 Betriebe, also 88 Prozent, haben bei diesem Standortwechsel wieder Wien als ihren Standort gewählt, zusätzliche 18 Betriebe verlagerten ihren Standort nach Wien, 11 davon aus dem Umland. Nur 16 Betriebe haben in diesem Zeitraum Wien verlassen, davon nur 2 ins Umland.

 

Das heißt, die immer wieder beschworene Sogwirkung des Umlandes auf den Wirtschaftsstandort Wien ist durch diese Studie eigentlich widerlegt, und es gibt auch ein praktisches Beispiel: Vor nicht allzu langer Zeit hat die Post ihr Paketverteilungszentrum in Wien-Inzersdorf angesiedelt und ist trotz verschiedenster und massiver Abwerbeversuche nicht über die Stadtgrenze ausgewichen.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch der Wien-Tourismus erreichte 2003 ein Rekordergebnis mit beachtlichen Umsatzsteigerungen. Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal an der Schallmauer der 8 Millionen Nächtigungen angekratzt. Das ist nicht nur für dieses Jahr von Bedeutung gewesen, sondern der Höhenflug des Wien-Tourismus setzt sich auch in den ersten Monaten des Jahres 2004 fort. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: 6 Prozent des Bruttourbanproduktes gehen auf den Tourismus zurück. Es bedeutet dies eine Wertschöpfung von 3,4 Milliarden EUR.

 

Natürlich profitiert der Wien-Tourismus auch von den Großveranstaltungen wie beispielsweise dem Donauinselfest, aber auch dem Stadtfest. Das sollten wir gelegentlich bei Diskussionen über den Einsatz von Finanzmitteln nicht vergessen.

 

Wien war 2003 mit 89 Kongressen die erfolgreichste Kongressstadt der Welt. Das ist uns vom Büro der Congress & Convention Association bestätigt worden. Wir haben damit im Jahr 2003 Städte wie Barcelona, Singapur, Stockholm, Lissabon, Berlin, Helsinki und Kopenhagen hinter uns gelassen, und ich denke, dass das mit zu einem Teil auch das Verdienst der ausgezeichneten Arbeit des Kongressbüros des Wiener Tourismusverbandes ist.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Heute im "Morgenjournal" wurde ein Mitglied des Gemeinderates mit einer Aussage zitiert, in der es sozusagen kritisiert hat, dass Wien quasi das ökonomische Schlusslicht Österreichs sei. Ich habe hier das Resümee einer Wirtschaftszeitschrift (der Redner hält einen Zeitungsausschnitt in die Höhe), die über einen längeren Zeitraum die einzelnen Bundesländer analysiert hat und jetzt zu folgendem Ergebnis gekommen ist, ich zitiere: "Der Sieger Wien". – Also Wien ist nicht Schlusslicht, sondern der Sieger (Ironische Heiterkeit und Zwischenruf des GR Dr Matthias Tschirf.), und das ergibt sich aus einer Reihe von Daten, die jeder nachlesen kann. Es handelt sich ja nicht um ein Gemeindokument, um eine nicht veröffentlichte Studie, sondern das steht, wie gesagt, in einer Zeitschrift und kann dort nachgelesen werden.

 

Ich glaube, dass der Autor der Meldung heute in der Früh zwei Bundesländer verwechselt hat. Es steht in der Studie nämlich auch Folgendes drinnen:

 

"Jörg Haiders Kärnten hingegen rangiert bei vielen Werten am unteren Ende der österreichischen Skala." (GR Heinz Hufnagl: Oje! – Weitere Oje!-Rufe bei der SPÖ.) Auch das kann man, wenn man will, nachlesen. (GR Dr Herbert Madejski: Ein seriöses Institut würde so was nie schreiben! Sagen Sie, wo das gestanden ist! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 

Und wenn man jetzt immer wieder auf der Situation des Wiener Arbeitsmarktes herumreitet ... (GR Dr Herbert Madejski: Ich möchte wissen, wo Sie das herhaben, wer das gemacht hat!) Ich bin nur überrascht, dass Sie als Wiener Abgeordnete die Situation in Kärnten so sehr berührt. Ich hätte eigentlich angenommen, dass Sie sich mehr für Wien als für Kärnten interessieren. - Das sei nur am Rande angemerkt. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Wenn man also immer wieder über die Situation auf dem Wiener Arbeitsmarkt spricht, muss man sich klar darüber sein, dass dieser Wiener Arbeitsmarkt der Arbeitsmarkt einer gesamten Region ist. Es gibt jetzt eine vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie von Synthesis, die das sehr genau analysiert und zu dem Ergebnis kommt, dass von den 737 120 Arbeitsplätzen, die es in Wien gibt, nur 519 970 Arbeitsplätze durch Wiener wahrgenommen werden, während 217 150 Arbeitsplätze durch Einpendler wahrgenommen werden und wiederum rund 93 490 Wiener ihren Arbeitsplatz im Umfeld finden. Das heißt, die Situation des Arbeitsmarktes ist nicht wirklich korrekt erfassbar, wenn man sozusagen nur auf die Landes- oder Stadtgrenzen abstellt. Und im Übrigen wissen wir ja, dass jede vierte Lehrstelle in Wien von einem Nicht-Wiener wahrgenommen wird, was wiederum die Situation für Wienerinnen und Wiener, wenn sie sich um eine Lehrstelle bemühen, nicht leichter macht.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Vor diesem Hintergrund erweisen sich die im Voranschlag getroffenen konjunktur- und wirtschaftspolitischen Entscheidungen als richtig und notwendig und auch als erfolgreich. Vor allem hat sich die enge Zusammenarbeit - auch das soll gewürdigt werden - zwischen der Stadtregierung und den Sozialpartnern, also Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer, auch im Jahr 2003 neuerlich als Erfolgsrezept erwiesen.

 

Der Rechnungsabschluss bestätigt, dass wir bei den investiven Ausgaben mit 1,3 Milliarden EUR in etwa das hohe Niveau des Vorjahres halten konnten. Die für das Bau- und Baunebengewerbe wirksamen Ausgaben liegen mit 1,4 Milliarden EUR mit 3,5 Prozent über dem Voranschlagswert. Insgesamt erreichen die nachfragewirksamen Ausgaben mit 3,3 Milliarden EUR eine Rekordmarke.

 

Für die Wirtschaftsförderung, einschließlich der Technologieoffensive, haben wir 152 Millionen EUR ein-gesetzt; das ist zwar etwas weniger als im Vorjahr,

 

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