Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 121
Aktivbeschäftigung in Wien dar. Seit 2000 ist die
Aktivbeschäftigung um beinahe 3 Prozent zurückgegangen. Allein in den
Jahren 2002 und 2003 gingen beinahe 20 000 Arbeitsplätze in Wien verloren.
Für 2004 ist ein weiterer Beschäftigungsrückgang um bis zu 5 500
Arbeitsplätze vorhergesagt." Und Sie machen nichts dagegen. Und das ist ja
das Entscheidende. Wenn sich wenigstens der Finanzstadtrat hierher gestellt und
gesagt hätte, jawohl, wir sind in einer schwierigen Situation, wir haben vieles
verabsäumt, wir haben vieles verschlafen, die Hochtechnologie et cetera, wir
bemühen uns aber, da jetzt nachzuholen et cetera, dann würden wir das ja auch
durchaus akzeptieren. Obwohl es da auch eine politische Verantwortung gibt. Zu
der komme ich dann auch noch im Zusammenhang mit der Untersuchungskommission.
Aber Sie stellen sich hin und sagen: Alles in Ordnung. Wir können nichts
machen. Alles, was schlecht ist, wo es schlecht läuft, wie zum Beispiel das, da
ist die Bundesregierung schuld. Nein, das ist hausgemacht! Das ist Ihre
schlechte, verfehlte Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik! (Beifall bei der
FPÖ.)
Und jetzt komme ich zu einem weiteren Punkt, weil ich
glaube, dass das etwas ist, was man auch in der Generaldebatte anschneiden
sollte, damit man doch den Versuch macht, darüber so zu diskutieren, dass man
vielleicht zu einer positiveren Entwicklung auf diesem Gebiet kommt, das ist
die Frage der Missstände – das wurde in den Medien auch Pflegeskandal genannt
–, die jetzt neun Monate lang untersucht wurden und wo ich glaube, dass da
wirklich eine gefährliche Entwicklung deshalb eingeleitet wurde, weil die
Mehrheitsfraktion jetzt gesagt hat, es muss unbedingt beendet werden, obwohl ja
gerade in den letzten Wochen so bedauerliche neue Fakten und Entwicklungen
zutage getreten sind. Nein, nach neun Monaten, obwohl man zwölf Monate Zeit
hat, nach neun Monaten muss man zudrehen, muss man jetzt Schluss machen, weil
es eben nur sehr schwer aushaltbar ist, wenn man den Spiegel vors Gesicht
gehalten bekommt und sieht, was man jahrzehntelang hier versäumt hat im
Pflegebereich und wie jahrzehntelang arme Menschen, die darauf angewiesen sind,
dass sie dort gepflegt werden, behandelt wurden. Jetzt sagt man: Aus, Schluss,
Ende. Obwohl es eben neue Entwicklungen gegeben hat und man noch nicht fertig
war mit den Zeugeneinvernahmen, hat man einfach zugedreht und gesagt: Nein,
jetzt ist es genug. Wir sagen das. Wir als Mehrheitsfraktion sagen das, und wir
beschließen das auch.
Wissen Sie, jetzt können Sie zehnmal sagen, und das
anerkenne ich auch, Sie haben die Möglichkeit einer solchen
Untersuchungskommission damals im Zusammenhang auch mit der Koalition
eingeführt. Das ist etwas Positives, keine Frage. Daher verstehe ich auch
nicht, warum Sie jetzt so vorgehen, dass eigentlich so ein Schatten, ein so
negatives Licht auf den Abschluss dieser Kommission und auch auf den
Abschlussbericht fällt. Denn was machen Sie in dem Abschlussbericht? Erstens
einmal negieren Sie etwas, was sogar der Bürgermeister, als er als Zeuge
vernommen wurde, zugegeben hat, nämlich dass es bei Fehlentwicklungen eine
politische Verantwortung gegeben hat. Das wird in Ihrem Schlussbericht einfach
negiert. Sie sagen: Das gibt es nicht. Er selbst sagt: Jawohl, für einen
bestimmten Sektor gibt er das zu, dass hier vom Gemeinderat Beschlüsse nicht
vollzogen wurden oder nur ein kleiner Teil vollzogen wurde. Das ist politische
Verantwortung. Da greift die politische Verantwortung. Wir sagen: Politische
Verantwortung geht natürlich viel weiter, weil die Wiener Stadtverfassung den
Bürgermeister als den Letztverantwortlichen sieht. Wir meinen, die geht viel
weiter. Aber bleiben wir jetzt bei dem, was er selber zugibt: Das findet bei
Ihnen im Bericht nicht statt. Und dann sagen Sie: Nein, es gibt keine
Missstände. Es gibt nur Einzelfälle, die falsch gelaufen sind und wo man
wirklich Verbesserungen anbringen muss. Und allein diese zwei Punkte
signalisieren Besorgniserregendes, nämlich insofern, als Sie meinen, na ja, das
sind ein paar Einzelfälle, aber im Übrigen tun wir so weiter wie bisher. Und
das, bitte, darf nicht sein, und da werden wir uns auch mit aller Kraft dagegen
stemmen! (Beifall bei der FPÖ.)
Wir müssen gerade den Menschen, die aus Gründen ihrer
Lebensumstände und so weiter gezwungen sind, in solche Pflegeeinrichtungen
hineinzugehen, die Gewissheit geben, dass sie dann optimal gepflegt werden. Und
da haben wir den Eindruck mit diesem Bericht, den Sie jetzt unbedingt sofort
durchziehen wollen: Diese Einsicht besteht bei Ihnen nicht. Und ich glaube, das
allein würde schon rechtfertigen, dass man noch einige Wochen darüber
diskutiert, dass man schaut, wo man tatsächlich sofort Verbesserungen ins Leben
rufen kann. Weil wenn der Herr Bürgermeister sagt, er hat das alles nicht so
wissen können, weil man in seinen Augen potemkinsche Dörfer errichtet hat, dann
mag das schon für bestimmte Fälle gelten. Aber eines können Sie mir nicht
einreden, nämlich dass 8-Bett-Zimmer, als er die inspiziert hat, auf einmal zu
4-Bett-Zimmern wurden. Das, glaube ich, ist nicht der Fall gewesen. Die
8-Bett-Zimmer waren schon 8-Bett-Zimmer. Und dass das nicht der Würde
entspricht, dass diese Menschen dann keine Privatsphäre gehabt haben et cetera
bis hin zu den Folgen einer schlechten Pflege, das sollte, glaube ich,
eigentlich unbestritten sein und sollte seinen Niederschlag finden und sollte
dann auch dementsprechend in die Zukunftsarbeit einfließen. Das ist leider
alles nicht gemacht worden.
Und man müsste in den Bericht
eigentlich auch die Verantwortung der Gewerkschaft hineingeben. Das kommt
nämlich nie vor. Die Gewerkschaft hat nämlich einen guten Teil der
Verantwortung an diesen Fehlentwicklungen. Der Herr Vorsitzende dieser
Gewerkschaft, der hier von dem Rednerpult aus immer so den Abstauber spielt und
dann alle beschimpft, die gewagt haben, Missstände aufzuzeigen, der ist nämlich
mit schuld daran, weil der hat nicht geschaut, dass es bei dem dortigen
Personal, das unter größter Kraftanstrengung versucht, seine Arbeit gut zu
machen, eine ausreichende Personalsituation gibt. Darum hat er sich nie
gekümmert. Um alles mögliche, und vor allem, um die Opposition zu beschimpfen,
aber um das nicht. Das gehörte auch mit in
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