Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 121
schreibe 16 Prozent.
Wir, die Wiener Wirtschaftskammer, hat für 2005
bereits beschlossen, diese Förderung um 800°000 EUR zu erhöhen, nämlich
auf 3,5 Millionen EUR pro Jahr.
Wir fordern Sie daher auf, sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister, auch Ihren Förderungsanteil von 1,5 auf 2,3 Millionen EUR
zu erhöhen, um damit für die Klein- und Mittelbetriebe in Wien etwas zu
unternehmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich darf aber jetzt zum Rechnungsabschluss 2003
kommen, der immerhin mit 9,8 Milliarden EUR sicherlich ein großes Zahlenwerk
ist, der aber nicht allein für die wirtschaftliche und finanzielle Gebarung der
Stadt Wien verantwortlich ist. Für den Wirtschaftsstandort und damit für die
Arbeitsplätze und damit auch für den Wohlstand sind aber - und Kollege
Margulies hat das angeschnitten - auch, meine Damen und Herren, jene vielen
Betriebe und Unternehmungen, die ausgegliedert beziehungsweise privatisiert
worden sind, natürlich in Rechnung zu stellen.
Maßgebliche Verwaltungsbereiche und Aufgaben wurden
ja in den letzen Jahren ausgegliedert, bei einigen ist das sehr gut gegangen,
bei anderen ist das weniger gut gegangen. Bei manchen wurde die demokratische
Kontrolle ganz einfach eingeschränkt und bei manchen wurde sie vielleicht sogar
ausgeschaltet.
Um nicht missverstanden zu werden, meine Damen und
Herren, die ÖVP ist natürlich für Privatisierungen und Ausgliederungen, aber es
kommt immer darauf an, wie die Rahmenbedingungen sind, wie man ganz einfach die
Kriterien und Auflagen für jene Bereiche festsetzt, die man sozusagen in die
Freiheit entlässt. Privatisieren heißt auch, dass es ganz einfach die
Privatwirtschaft besser kann, effizienter kann, schneller kann, sich am Markt
bewähren kann.
Und ein sehr wesentlicher Faktor, meine Damen und
Herren, ist dass der Konsument ein Regulativ ist und ganz einfach diese
Leistungen, die ausgegliedert wurden, beurteilen kann und ins richtige Lot
bringt. Wenn das nicht so funktioniert, und wir kommen zu Ausgliederungen, dann
muss es hier natürlich zu einer demokratischen Kontrolle kommen. Es muss hier
ganz einfach Rahmenbedingungen geben, wo man einen gewählten Gemeinderat
beziehungsweise die politischen Parteien und Fraktionen einschalten kann, um
hier die Kontrolle über Ausgliederungen haben zu können.
Es gibt, wie gesagt, einige positive Beispiele.
Sicherlich, und das ist schon längere Zeit her, gehören die Wiener Stadtwerke
zu den positiven Beispielen. Bei der Wiener Holding AG, meine Damen und
Herren, da mache ich mir schon etwas mehr Gedanken. Die Wiener Holding, ein
Sammelsurium von Unternehmungen, von Beteiligungen, die ganz einfach hier
wirklich wild zusammengefasst sind und die auch in den letzten Jahren immer
wieder ihre Unternehmensstrategie geändert haben. Wir werden sehen, ob jetzt
die Unternehmensstrategie eine richtige ist. Sie hat jetzt auch noch teilweise
Immobilienverwaltung, Immobilienmanagement dazu genommen, und der Rechnungshof
hat diese Politik gerade in seinen letzten Berichten immer wieder kritisiert.
Auch dieses Beispiel ist heute schon erwähnt worden
und es ist sicherlich ein negatives Beispiel einer Ausgliederung, meine Damen
und Herren, nämlich der Fonds Soziales Wien. Hier handelt es sich so zirka um
einen Bereich von 500 Millionen EUR. Der Fonds Soziales Wien ist
keine Unternehmung laut § 71 der Wiener Stadtverfassung, er ist ein Fonds
und gehört sich selbst nach dem Fondsgesetz, er tritt nicht als Marktspieler
auf dem Markt auf, sondern er hat durch seine Art der Vergabe der sozialen
Dienstleistungen einen enormen Einfluss auf das karitative Geschäftsfeld. Aber
ganz wichtig für den Wiener Wirtschaftsstandort, meine Damen und Herren, sind
natürlich die Unternehmensbeteiligungen, beziehungsweise 100-prozentigen
Beteiligungen oder teilweisen Minderheitsbeteiligungen, die die Gemeinde Wien
an den verschiedensten Unternehmungen hat.
Jedes Jahr bekommt die ÖVP vom Herrn Bürgermeister
eine Liste, welche Beteiligungen derzeit die Gemeinde Wien hat. Das Spektrum
reicht natürlich von 100°Prozent-Eigentum bis zu einem Spektrum, wo wir
0,25 Prozent-Eigentum haben, zum Beispiel an der Austria Email AG. Wozu
man das hat, weiß man nicht, bei der AUA ist es sogar noch weniger, meine Damen
und Herren, da sind es nur 0,03 Prozent Beteiligung der Gemeinde Wien.
Aber es gibt natürlich auch sehr wesentliche
Beteiligungen, wo wir hier ganz einfach strategisch mitüberlegen können. Jetzt
ist die Frage, ob eine 20-prozentige Beteiligung auch immer diese Möglichkeiten
gibt. 48 Prozent der Wiener Bevölkerung, sprich auch die hier durch die
Opposition Vertretenen, können bei diesen Beteiligungen nicht mitreden,
bekommen bei diesen Beteiligungen ganz einfach keine Informationen, was hier
die Gemeinde Wien vor hat, was in der Strategie drinnen ist, was für den
Wirtschaftsstandort Wien ganz einfach von diesen Unternehmungen, und vor allem
wenn sie im ganzen Eigentum sind, für den Wirtschaftstandort Wien gemacht wird.
Wir haben im Herbst einen Antrag gestellt, meine
Damen und Herren, hier ganz einfach eine Beteiligungskommission zu
installieren. Dieser Antrag wurde, ich würde fast sagen, natürlicherweise, von
der Mehrheitsfraktion abgelehnt.
Ich glaube aber auch, dass das ein
wesentlicher Schritt in die richtige Richtung wäre, um hier gemeinsam das Beste
für den Wirtschaftsstandort machen zu können, beziehungsweise eben doch auch
der Opposition hier eine Möglichkeit zur Mitsprache, zur Information zu geben.
Ich werde daher heute wieder diesen Antrag einbringen, meine Damen und Herren,
mit einem wesentlichen Unterschied, und ich glaube hoffen zu können, dass er
von Ihnen aufgenommen wird. Und zwar besteht der Unterschied darin, dass ich
eine Zuweisung an den Gemeinderatsausschuss der Geschäftsgruppe für Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke fordere. Dort sollten wir die
Gelegenheit nützen, meine Damen und Herren der Sozialdemokratie, das zu
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