Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 121
wir wirklich und vehement entgegentreten! (Beifall
bei der SPÖ. - GR Kurth-Bodo Blind: ... gehen ja nach Deutschland! - GR Dr
Herbert Madejski: Nach Berlin!) Wir reden über Wien, Herr Kollege Blind,
wir reden über Wien.
Dass die Stadt Wien die Menschen im Bereich der
Arbeitslosigkeit nicht im Stich lässt, haben wir bewiesen, auch wir
Sozialpartner, mit dem Wiener Arbeitnehmer Förderungsfonds. (StR Johann Herzog: Erfolgreich war der
nicht!) Ich denke, der ist gut, er leistet doch hervorragende Arbeit. (StR Johann Herzog: Der war erfolglos!)
Ich möchte nur erwähnen - weil es heute, glaube ich, erst einmal erwähnt worden
ist, und das geht dann meistens unter -, es stehen 42 Millionen EUR
für Höherqualifizierung und Weiterbildung in Abstimmung mit der Wirtschaft zur
Verfügung.
Denken wir an die Aufgabe des Wiener Arbeitnehmer
Förderungsfonds. Ich habe daraus leidige Erfahrungen gezogen, wenn es zu
Verlagerungen und zu Betriebsschließungen kommt. Denken wir nur an die
Stiftungen, die Hervorragendes leisten und die Menschen wieder vorbereiten auf
eine weitere betriebswirtschaftliche Zukunft, dass sie wieder Arbeit finden,
dass sie vielleicht doch wieder in einem Betrieb arbeiten können, und die Opfer
von Umstrukturierungen wegen Gewinnmaximierungen geworden sind. Hier leistet
der WAFF Hervorragendes.
Denken wir an das neue regionale Wirtschaftsservice,
das neue Arbeitsplätze und Lehrstellen rasch und unbürokratisch organisiert.
Oder denken wir an Flexwork. Ich glaube, Flexwork arbeitet sehr erfolgreich und
bietet arbeitslosen Menschen die Gelegenheit, sie wieder in Betrieben
einzugliedern. Unterschiede zu Leihfirmen gibt es mehr als genug. Das ist bei
Flexwork der, dass mit der Leiharbeit keine Gewinne gemacht werden, sondern es
ist das Ziel, die Menschen wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren. Oder
denken Sie - noch eine letzte Bemerkung -, denken wir nur an die
33 Prozent mehr an Jugendausbildungsplätzen, die ab Herbst wieder zur
Verfügung stehen werden. Kosten für Wien: Immerhin 6 Millionen EUR.
Meine Damen und Herren! Das ist aktive Wiener
Arbeitsmarktpolitik. Wenn wir das nicht machen würden, wäre die
Arbeitslosigkeit sichtbar höher.
Nebenbei sei noch bemerkt - und das ist heute ja
schon diskutiert worden -, dass Wien eine sehr hohe Beschäftigungsquote hat.
Das wird in der Diskussion immer wieder gern übergangen. Vergleichen wir es
einmal mit Niederösterreich: Annähernd dieselbe Einwohnerzahl, Wien hat 750 000 Arbeitsplätze,
Niederösterreich hat ein bisschen mehr als 504 000, meine Damen und
Herren! (GR Dkfm Dr Fritz Aichinger: Landwirtschaft!) Das kann man in
einer Diskussion doch nicht vergessen. Es ist heute auch schon eine weitere
Zahl genannt worden: 215 000 Einpendlerinnen und Einpendler. Wir
sichern also natürlich auch die Beschäftigung für Kollegen aus anderen
Bundesländern, die dort keine Chance haben, eine Arbeit zu finden. Ich glaube,
das sollte man auch nicht vergessen.
Die gleiche Problematik besteht bei den
Lehrstellensuchenden. 4 000 der 16 000 Lehrlinge pendeln nach
Wien, also 25 Prozent. Das ist ja, bitte, nicht irgendetwas!
Ich möchte jetzt gar nicht mehr auf die Statistik
eingehen, die der Herr Klubobmann der FPÖ heute erwähnt hat: Dass die
Jugendarbeitslosigkeit in Wien so hoch war. Ich glaube, der Kollege Strobl hat
das schon dargestellt. Das ist nicht eine Zahl von mir, diese Statistik habe
ich nicht bestellt, die können Sie sich mit dem Laptop, soweit Sie ihn hier
haben, oder über den Computer vom AMS herunterladen und können Sie sich
ausdrucken. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, mit 10,9 Prozent ist
die Jugendarbeitslosigkeit in Wien noch immer zu hoch. Es wird viel getan. Aber
man kann sich, bitte, nicht herstellen und sagen: Wien ist Schlusslicht, wenn
man weiß, dass Kärnten 17,6 Prozent hat, wenn man weiß, dass
Oberösterreich 20,1 Prozent hat und Niederösterreich an zweiter Stelle
liegt, mit 15,7 Prozent. Daher darf man in der Diskussion nicht irgendwie
die Zahlen verdrehen.
Meine Damen und Herren! Wien leistet Hervorragendes.
Ich möchte nur noch erwähnen, dass tausend junge Menschen in der Stadt Wien
einen Lehrplatz finden. Darüber schweigt man gerne. Aber auch da besteht beim
Bund großer Handlungsbedarf - um wieder auf den Bund zu kommen. Ich weiß, dass
der Bund wenig bis gar keine Lehrlinge mehr ausbildet. Also auch hier wäre
einmal ein Schritt zu setzen, ein positives Signal an die Gesellschaft, ein
positives Signal auch an die Wirtschaft, dass der Bund doch wieder einiges an
Lehrlingen ausbildet.
Weil heute wieder so groß davon gesprochen worden
ist, dass viel gemacht worden ist: Krankenversicherungsbeiträge der Arbeitgeber
für die Lehrlinge sind gestrichen worden, Freibeträge sind zugestanden worden,
1 000 EUR - ich sage einmal: Kopfprämie. Aber schauen wir uns die
Zahlen wirklich an: Mehr Lehrlinge sind damit nicht herausgekommen! Es geben
mittlerweile schon einige Funktionäre aus der Wirtschaftskammer zu, dass diese
Maßnahmen nicht wirken und ihre Ziele verfehlt haben. Aber es ist eben so, es
wird teilweise noch immer bejubelt.
Ich glaube, wir müssen noch etwas anderes machen.
Erstens, wie ich schon gesagt habe: Der Bund müsste seine eigene
Lehrlingsausbildung wieder erhöhen, das wäre ein wichtiges Signal. Zweitens: Es
müssten wieder Lehrlingsstiftungen eingeführt werden, Lehrlingsstiftungen, wie
sie abgeschafft worden sind. Wir hätten in drei bis vier Jahren die
Möglichkeit, in den Stiftungen gute Facharbeiterinnen und Facharbeiter
auszubilden.
Dann würde die Wirtschaft - denn
laut WIFO kommt wieder die Nachfrage nach mehr Fachkräften in unserem Land -
nicht wieder laut schreien: Macht die Grenzen auf, holen wir sie uns von
irgendwo her! (GR Dr Herbert Madejski: Das habt ihr! Ihr!) Bilden wir
auf Vorrat aus, das ist noch immer gescheiter, als dass wir schreien: Macht die
Grenzen auf, und herein damit nach Österreich! (GR Dr Herbert Madejski: Das
ist aber wirklich perfid!) Wir haben gute eigene Leute, und wir könnten
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