Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 121
noch für Hintergründe ausschlaggebend waren, warum ausgerechnet der Drachenbootsverein den Inline-Marathon ausrichten musste.
Es ist aber auch im Bereich der Konstruktion und der Subventionsmodelle
und der Gegenfinanzierungen mit der Stadthalle wahrlich nicht alles einfach und
leicht zu durchschauen, nicht weil es so intelligent konstruiert ist, sondern
weil es so undurchschaubar konstruiert ist und weil sozusagen auch nicht nachvollziehbar
ist, wann sagt der Sportamtsleiter Podkowicz zum Aufsichtsratsvorsitzenden
Podkowicz der Wiener Stadthalle, ich habe jetzt von der Sportförderung noch ein
bisschen Geld, das können wir vergeben. Und damit müssen wir dann auch einen
Sportplatz erhalten oder sonst irgendetwas.
Es treibt überhaupt Blüten, meine Damen und Herren.
Wir haben uns ja heuer erst damit beschäftigt, dass wir an einem Beispiel jetzt
endgültig einmal wissen: Was kostet die Erhaltung eines Sportplatzes? Und diese
Konstruktion, dass überall dort, wo kein Sportplatzerhalter nach Meinung der
MA 51 vorhanden ist, die Stadthalle dann einspringen muss, hat nicht
einmal auf Grund der Aktenlage gezeigt, dass man zuerst der Auffassung war, für
die Erhaltung eines Sportplatzes sind pro Jahr 230 Millionen EUR
notwendig. Das hat man dann in einem weiteren Akt korrigiert auf
150 Millionen EUR. (VBgmin
Grete Laska: 150 000 EUR!)
Entschuldigung: 150 000 EUR. Danke. Das wäre eine
Fehlkalkulation gewesen, das gebe ich gerne zu. Aber es ist ja eh Gott sei Dank
aufgefallen, und daher sind es nur 150 000 EUR. Aber immerhin, jetzt
wissen wir es.
Nun, meine Damen und Herren, es würden sich alle
Fachverbände einen Haxen ausreißen und sich freuen, wenn sie auch nur einen
Bruchteil gesichert für die Erhaltung der Sportplätze bekommen würden, was hier
offenkundig von Amts wegen zumutbar ein Betrag ist, der für die Erhaltung eines
Sportplatzes notwendig ist.
Also es ist irgendwo eine Schande, was sich im
vorigen Jahr im Bereich des Sports gegenüber dem Breitensport abgespielt hat.
Man darf ja nicht vergessen, immerhin sind 70 Prozent aller
Sporttreibenden in den Dachverbänden zusammengefasst. Ich gebe gerne zu, es hat
heuer zu Beginn dieses Jahres eine Initiative gegeben, von der ich noch nicht ganz
weiß, wie sie tatsächlich weitergehen wird. Der Anfang war gut, das Mittelstück
ist ein bisschen unsicher und vage. Wir wissen nicht, ob es nach den begonnenen
Gesprächen, Frau Vizebürgermeisterin, noch weitere Gespräche geben wird. Im
Moment gibt es keine Termine, dann kommt der Sommer, und ich glaube auch nicht,
dass vor dem Sommer da noch etwas passiert.
Nun ein letzter Bereich, der mir auch noch wichtig
erscheint. Ich habe ja eingangs schon gesagt: Etwas nicht Nachvollziehbares bei
einem Gesamtdefizit von über 160 Millionen EUR gibt es in einem
Teilbereich, in einem derart sensiblen Teilbereich wie der MA 11, ein
Minus beziehungsweise eine Kürzung von 7 Millionen EUR. Und wer sich
den Voranschlag 2004 daneben hinlegt, sieht, dass das noch weiter auf
15 Millionen EUR gesteigert wird, was hier an Einsparungen vorgesehen
ist. Das ist deshalb nicht nachvollziehbar, weil es auf Kosten der Ärmsten und
der Schwächsten, nämlich der Jugendlichen, der Kinder und der Familien geht,
und das ist etwas, wo ich meine, dass Sie gut daran täten, hier umzudenken. Der
Glaube, und ich rechne es Ihnen jetzt an einem Beispiel vor, dass hier die
Lehrerdienstposten über die von mir schon genannten Beratungslehrer und
Psychologen etwas erledigen könnten, würde ungefähr folgende Summe ausmachen,
die Sie sich damit ersparen: Der Bund verrechnet einen Lehrer derzeit mit
durchschnittlich 34 000 EUR. Wenn ich 300 Lehrer nur in der
Sozialarbeit drinnen stehen habe, dann komme ich hier auf über
10 Millionen EUR, die nur dafür ausgegeben werden, dass im zwar
schulisch integrativen Bereich, das ist eine durchaus zu akzeptierende Form,
aber letztlich an Stelle der Jugendwohlfahrt für die Kinder und Jugendlichen
investiert wird. Das heißt, wir haben hier in einem sensiblen Bereich wohl eine
dramatische Form von Kürzung, und ich empfinde es daher als skurril, wenn
ausgerechnet die SPÖ-Fraktion in diesen Räumen von sozialer Kälte spricht und
die Bundesregierung meint.
Ich darf Ihnen abschließend noch ein bisschen
aufzählen, was die Bundesregierung von dieser Stadtregierung so deutlich
unterscheidet. Also: Kinderbetreuungsgeld 436 EUR pro Monat. Ohne den
Anspruch zu verlieren, können 14 600 EUR pro Jahr dazuverdient
werden. Die Erhöhung des Kinderbetreuungsgeldes bei Mehrlingsgeburten. Erhöhung
der Familienbeihilfe um 7 Prozent. Anhebung des Mehrkinderzuschlages um
7,27 EUR pro Kind und Monat. Rechtsanspruch auf Elternteilzeit bis zum
7. Lebensjahr. Also das sind alles Bereiche, wo man nachweisen kann, dass
diese Bundesregierung eindeutig für die Familien viel, viel mehr tut, und Sie
dann mit dem unangezogenen Finger auf andere zeigen und schreien
"pfui" und sagen dazu "soziale Kälte". Wo? Sie haben
7 Millionen EUR eingespart und werden nächstes Jahr 15 Millionen EUR
genau in diesem Bereich Familie, Jugend und Kinder einsparen. So ist es. (GR Franz Ekkamp: Wie viele Beschäftigte?) Also
merk dir das, schreib's gleich mit.
Pensionsanrechnung, Kindererziehungszeiten,
Kinderzuschlag zum Alleinverdienerabsetzbetrag, Anhebung der Zuverdienstgrenze
beim Alleinverdienerabsetzbetrag, Familienhospizkarenz – alles
Errungenschaften, die natürlich auch allen Wienern zugute kommen, aber kein
Grund und schon gar kein Recht ist für diese Stadtregierung zu sagen: Na, das
ersparen wir uns jetzt und jetzt kürzen wir
den Familienbereich und jetzt kürzen wir
bei den Kindern und Jugendlichen.
Meine Damen und
Herren! Die Budgetpolitik dieser Stadtregierung für das Jahr 2003 hat gezeigt,
dass sie vor allem dadurch geprägt ist, und ich würde das eher als soziale
Kälte bezeichnen: Es fehlt an einer sinnvollen Umsetzung des JASG, es fehlen
Arbeits- und Ausbildungsplätze. Es gibt massive Kürzungen bei der
Jugendwohlfahrt und bei der Familienförderung.
Meine Damen und Herren! Sie lassen die Ärmsten, den
sensibelsten Bereich der Gesellschaft, Kinder, Jugendliche und Familien, im
Stich. Nehmen Sie sich ein
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