Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 121
Bundesregierung die Menschen wie nie zuvor an den
sozialen Rand stellt (GR Walter Strobl:
Na wo?) und sicher nicht
Wien. Wir können zwar qualitativ ausgleichen, aber sicher nicht in allen Bereichen
quantitativ.
2003 war gerade im sozialen Bereich, und das ist
heute ja auch schon einige Male zitiert worden, von unglaublichen Entwicklungen
betroffen. Die Auswirkungen der Kaputtsparpolitik dieser Bundesregierung haben
sich auch auf der Länderebene sehr deutlich ausgewirkt. (GR Walter Strobl:
Wo? – GR Jürgen Wutzlhofer: Wohl!) In nur einem Jahr hat es 12 Prozent
mehr SozialhilfeempfängerInnen gegeben. Ein Minus von 7,44 Prozent in der
MA 11 ist zum Beispiel auch ein Resultat aus Mindereinnahmen bei
Sozialstaffelungen.
Und im Übrigen: Beim Lesen dieses
Rechnungsabschlusses und der Zahlen ist mir aufgefallen, dass diese dem Wort
sozial nicht würdige Politik natürlich mittlerweile in allen sozial
gestaffelten Bereichen spürbar wird. Immer mehr sind von Arbeitslosigkeit
betroffen, immer mehr auf unsere Unterstützung angewiesen. Und die immer wieder
von der Bundesregierung angekündigte Umwandlung zum Beispiel der Notstandshilfe
in eine Sozialhilfe würde in Wien 40 000 Menschen treffen. Oder 40 000
Menschen würden auf Grund des unterschiedlichen Versicherungsschutzes keine
Ersatzzeiten in der Pension und keine Leistung aus dem AMS mehr bekommen. Das
wäre für jeden und für jede eine massive persönliche Verschlechterung.
Womit wir eigentlich sehr konkret bei dem Thema
Sozialpolitik wären, und da möchte ich jetzt auch noch auf meinen Vorredner
eingehen. Diese von Ihnen immer wieder verbreiteten Unwahrheiten werden, auch
wenn Sie es noch so oft sagen, nicht wahrer.
Erinnern wir uns einmal an diese sozialpolitische
Reform, speziell an die Ziele dieser sozialpolitischen Reform. Das war zum
einen die Versorgungssicherheit, die Versorgungsqualität und – und das ist mir
auch ganz wichtig – die Sicherung von tausenden Frauenarbeitsplätzen.
Ihr Ziel einzig und allein in dem Zusammenhang war
es, von dem sozialpolitischen Desaster und von dem Versagen der schwarz-blauen
Bundesregierung abzulenken.
Uns geht es um die Sicherstellung der Sozialpolitik
und der sozialen Sicherheit, und es haben sehr wohl mehrere Kontrollamtsberichte,
aber auch die Anderson-Studie sehr stark ergeben, wir müssen eben die Ebenen
trennen in dieser Sozialpolitik, und zwar geht es auf der einen Ebene darum,
die politische Vorgabe und Strategie zu regeln, auf der anderen die Planung und
auf einer dritten die tatsächliche operative Durchführung.
Die Stadt Wien hat nach wie vor die politische
Ausrüstung und Vorgabe für diese Dinge, und diese politische Verantwortung wird
auch in dieser Stadt bleiben. Lediglich was die Durchführung betrifft in diesem
Bereich, wird sich die Stadt Wien eines Instruments bedienen, und zwar des
Instruments Fonds Soziales Wien. Das haben wir in verschiedenen Bereichen ja
bereits sehr erfolgreich getan, um da zum Beispiel die Wiener Jugendzentren zu
nehmen. Das Budget vom Fonds wird nach wie vor hier im Gemeinderatsausschuss
beschlossen, und darüber hinaus gibt es in diesem Bereich auch noch einen
politisch besetzten Beirat.
Die operative Durchführung, diese Ebene, das ist das,
was mit gemeinnützigen, meist gemeinnützigen, Vereinen durchgeführt werden wird
oder nach wie vor durchgeführt wird, wie zum Beispiel Caritas, Hilfswerk, aber
auch Sozial Global.
Die Stadt Wien hat gerade mit dieser Lösung sehr
stark ihre soziale Verantwortung wahrgenommen, und eine unserer Kernkompetenzen
ist genau diese soziale Verantwortung der Wiener SPÖ. Und ich möchte da
Sportfreunde Stiller zitieren, um nicht immer irgendwie so althergeholte Zitate
zu bringen, die da sagen: Es ist sozusagen optimal, für die Zukunft optimal,
willkommen in einer neuen Zeit. Und hier baue ich ein: Wir SozialdemokratInnen
in Wien setzen hier einen kleinen Schritt, aber einen großen Schritt für die
Menschlichkeit.
Und mit diesem Zitat möchte ich von Sportfreunde
Stiller auch überleiten von der Sozialpolitik in die Jugendpolitik und da aus
unserer Sicht. Natürlich, die Jugendarbeitslosigkeit steigt, aber während die
Jugendarbeitslosigkeit steigt, werden zum Beispiel Instrumente, sehr, sehr gute
Instrumente wie die Lehrlingsstiftung, gestrichen. Tausende Jugendliche stehen
ohne Lehrplatz da. Es ist ein sehr, sehr zynischer Ansatz. Dank unserer Politik
gibt es zum Beispiel nun die Verlängerung in den JASG-Maßnahmen, die zumindest
ermöglichen, dass diese Jugendlichen eine Lehrabschlussprüfung machen, und diese
Lehrabschlussprüfung ist ein wichtiges Gut für ihre Zukunft. Wir haben gerade
für diesen Bereich sehr, sehr viel Geld in die Hand genommen und vertreten die
Meinung, dass nur eine sehr massive Bildungsoffensive letztendlich ausgleichend
wirken kann im gesamten Bereich der Beschäftigung.
Darüber hinaus haben wir gerade im Jugendbereich ein
sehr, sehr vielfältiges Angebot, auch an außerschulischem Jugendarbeitsangebot,
auf das aber dann noch meine Kollegin Silvia Rubik eingehen wird. Tatsache ist,
dass wir in diesem Bereich sehr, sehr tolle Sachen machen, und auf die können
wir auch stolz sein.
Wenn ich sage Bildungspolitik und
Bildungsoffensive im Hinblick auf Beschäftigungspolitik, dann möchte ich auch
noch auf den Kahlschlag des Bundes im Bereich der Bildungspolitik eingehen.
Dort, wo nämlich die Möglichkeit zur Gestaltung in der Bildungspolitik in Wien
liegt, dort nehmen wir diese Gestaltungsmöglichkeiten sehr, sehr konsequent
auf, und zwar mit sehr fortschrittlichen Projekten und Konzepten, im Gegensatz
zu dem, was Frau Kollegin Jerusalem hier behauptet hat. Im pädagogischen
Bereich kann ich verweisen auf flächendeckende Ganztagsbetreuung, umfassende
Durchführung von Integration, innovative Modelle für SchülerInnen zwischen 10
und 14 Jahren, auf die selektionsfreie Volksschule. In der Infrastruktur
gibt es den Schulneubau für Landesschulen, Sanierungskonzepte mit einem hohen
Aufwand für die Landesschulen, Initiative Informationstechnologie, und die
bedeutet, dass es in jeder
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