Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 121
Pflichtschulklasse zwei PCs gibt. Also in einem sehr breiten Bereich nehmen wir hier unsere Verantwortung ambitioniert wahr.
Dort, wo der Bund die Verantwortung hat, sind wir
konfrontiert mit dem klassischen Versagen, und dieses Versagen trifft Wien
natürlich massiv. Durch die scharfe Stellenplanrichtlinie für die
LandeslehrerInnen gibt es in Wien eine massive Betroffenheit, aber in einem
vorläufigen Stellenplan haben wir nicht zuletzt mit Ihnen im
Stadtschulratskollegium ja eine Aufstockung auf 680 LehrerInnen gefordert.
Eine weitere Betroffenheit erleben wir im
Schulbereich durch die Entlastungsverordnung. Das bedeutet, dass in Wien jede
Schülerin, jeder Schüler rund ein halbes Jahr Unterricht verliert.
Die Frühpensionierungswelle der Bundesregierung hat
Wiener Schulen zum Zeitpunkt des Dezembers 2003 massiv getroffen, und wir
vertreten die Meinung, Bildung kann und darf nicht kaputtgespart werden.
Bleiben wir aber in dem Bereich der Jugend noch bei
einem ganz anderen Thema, das heute hier auch angeschnitten wurde, und zwar beim
Themenbereich Grundversorgungsmodell. Und da möchte ich jetzt noch einmal die
Ziele des Grundversorgungsmodells in Erinnerung rufen. Das war zum einen eine
Vereinheitlichung der Grundversorgungsleistung, aber es geht auch darum, die
Verteilung einer solchen Zielgruppenangehörigkeit auf das gesamte Bundesgebiet
zu erreichen und so eventuelle regionale Überbelastungen zu vermeiden.
Bei den unbegleiteten minderjährigen Fremden ist das
noch weit gefehlt. Gerade bei den unbegleiteten minderjährigen Fremden gibt es
eine sehr, sehr starke Wien-Lastigkeit. Umso positiver ist es, dass es kein
Problem mit der Unterbringung hier in Wien gibt und dass die Versorgungszahlen
gut erfüllt werden können.
Dieses Grundversorgungsmodell, diese beschlossene
Grundversorgung hat natürlich auch strukturelle Veränderungen mit sich
gebracht, aber es ist sichergestellt, dass in Wien eine vollkommene
sozialpädagogische Abdeckung stattfindet. Das heißt, das gesamte Spektrum an
Bedürfnissen kann von Wien abgedeckt werden. Uns geht es auch darum, dass genau
so eine Vorgangsweise im Rest des Bundesgebietes gewählt wird, damit sich eben
diese Wien-Lastigkeit gerade auch bei den Jugendlichen einmal auflöst.
Die Beratung und Betreuung dieser so genannten UMF
passiert in den Unterbringungseinrichtungen. Die Vertragserrichtung mit den
Unterbringungseinrichtungen geschieht in der Leitstelle, und die Standards
dafür wurden gemeinsam vom Fonds Soziales Wien und der MAG ELF formuliert und
erarbeitet. Die Zuweisung der UMF an diese Unterkünfte ist zwar nicht mehr im
selben Umfang bei der MAG ELF, aber diese Schnittstelle, die dafür eingerichtet
wurde, funktioniert hervorragend, und worauf wir verweisen können, ist dass
auch die Zusammenarbeit zwischen MAG ELF und Fonds Soziales Wien in dem Bereich
sehr, sehr gut funktioniert. Diese UMF werden allesamt, wie auch alle anderen
in diesem Modell, bei der Erstanlaufstelle aufgenommen, und die gesetzliche
Vertretung beziehungsweise die fremdenrechtliche Vertretung und das Verfahren,
das passiert weiterhin über die MAG ELF.
Die Frage der Obsorge, wenn die Jugendlichen
untergebracht sind in diesen Einrichtungen, stellt sich so nicht. Obsorge
bedeutet Pflege und Erziehung. Ich habe schon gesagt, wir decken dieses gesamte
sozialpädagogische Spektrum ab. Alles andere wäre aus Sicht der
sozialdemokratischen Fraktion eigentlich ein Zurück hinter das
Grundversorgungsmodell, und für dieses Zurück sind wir in Wien nicht zu haben. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich habe heute schon ganz zu Beginn von diesem
Wertebild, von diesem konservativen Wertebild und von unserem Wertebild
gesprochen. Ich möchte darauf noch einmal zurückkommen in einem anderen
Zusammenhang, nämlich was dieses Wertebild einer konservativen Familiarisierung
eigentlich mit sich bringt. Wenn eigenständige Existenzsicherung immer
utopischer wird und wenn das Kinderbetreuungsgeld, das von Ihnen hier immer
wieder als Errungenschaft dargestellt wird, eigentlich keinen anderen Zweck hat
oder keine andere Ursache hat mittlerweile und das auch schon durch Studien
belegt ist, als Frauen zurück an den Herd zu schicken, dann erfordert das eine
sehr, sehr konkrete Arbeit und ein sehr konkretes Angebot. Der Wiedereinstieg
der Frauen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, wird immer schwieriger. Es gibt
eine WIFO-Studie mit dem Titel "Wiedereinstieg und Beschäftigung von
Frauen mit Kleinkindern". Diese Studie weist ganz eindeutig nach: Wichtig
ist eine qualitative ganztägige Kinderbetreuung. Wir sind stolz, in Wien mit
der MAG ELF A dieses Angebot auch sehr flächendeckend anbieten zu können. So
konnten in Wien zum Beispiel Krippen, aber auch Integrationsgruppenangebote
ausgebaut werden. Wir haben ein neues Angebot in diesem Bereich, nämlich den
Teilzeitbesuch, dass Kinder entweder von 6 bis 14 Uhr, aber auch von 12
bis 18 Uhr in die Kindergärten kommen können, um so auch den
Arbeitszeitproblematiken von Frauen besser entgegenkommen zu können. Ich habe
es mir herausgesucht: Wir bieten 362 städtische Kindertagesheime, 3 300
pädagogische Fachkräfte, 2 300 Kindergartenhelferinnen, 4 820 Krippen
und 21 230 Kindergartengruppen an. Darüber hinaus haben wir noch
72 Millionen EUR investiert in andere gemeinnützige oder in andere
Einrichtungen, die Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung stellen, und noch
einmal 2 Millionen EUR in vier gemeinnützige Organisationen, die für
die Betreuung von Tagesmüttern aufkommen.
Also wir haben in Wien eine herzeigbare
Versorgungsquote. Im Bereich der 1- bis 3-Jährigen befinden wir uns gerade im
Prozentbereich von 57. Bei den 3- bis 6-Jährigen sind es gar 97 Prozent, wo wir
eben Versorgungsquoten aufweisen können.
Damit bin ich im Prinzip wieder am
Anfang bei diesem Thema Kinderbetreuung, nämlich wir können zwar qualitativ
ausgleichen, aber sicher nicht quantitativ. Und gerade mit der Einführung des
Kinderbetreuungsgeldes und mit der Erschwernis des Wiedereinstieges, mit der
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