Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 97 von 121
inhaltlichen Gründen ausgestiegen, sie sind lediglich
deshalb ausgestiegen, weil der eine Kandidat, den sie sich für die Jury
vorgestellt haben, nicht in den allgemeinen Konsens gekommen ist. Das war
sozusagen Parteipersonalpolitik pur. (GR
Dr Herbert Madejski: Sie müssen was von Parteipolitik sagen!) Es war nicht
einmal irgendeine inhaltliche Auseinandersetzung, sondern Sie haben lediglich
einen Kandidaten wollen, und als der es nicht wurde, sind Sie ausgestiegen.
Aber ich habe damit kein Problem. Ich bedanke mich trotzdem für die
Zusammenarbeit auch in grundlegenden Fragen bis zu diesem Zeitpunkt. Sie werden
sehen, wir werden diese Theaterreform jedenfalls zu einem guten Ende bringen,
was auch die Wiener Theaterlandschaft nachhaltig gestalten wird.
Ich möchte auch daran erinnern, dass wir
beispielsweise mit dem Kindertheaterhaus jetzt eine langjährige Forderung der
Freien Szene erfüllt haben. Das Kindertheaterhaus ist auf die Beine gestellt,
wird am 1. Oktober eröffnet und ist auch finanziert, so wie viele, viele
andere Bereiche auch. Als ich mein Amt angetreten habe, war vieles zwar
irgendwie angedacht, aber weder sozusagen auf die Schienen gestellt und schon
gar nicht finanziert. Dazu gehört zum Beispiel das Tanzquartier. Auch das sind
Mittel, die wir zusätzlich aufgebracht haben. Es hat sich sehr gut entwickelt,
Wien ist heute eine Stadt mit einer absolut lebendigen Tanz- und
Performanceszene, und auch die Klagen, die sich über das Tanzquartier anfangs
ergeben haben, sind mittlerweile verstummt.
Meine Damen und Herren! Das Mozartjahr, das
angesprochen wurde, ist auch ein ganz wichtiger Impulsgeber. Da geht es nicht
darum – und Sie wissen das sehr wohl –, dass man so wie in Salzburg quasi
enzyklopädisch die Mozartwerke abspielt, sondern es geht darum, dass es
zusätzliches Geld für wichtige Initiativen innerhalb der Stadt gibt. Da soll
vor allem das heimische kreative Potential unterstützt und gefördert werden,
aber natürlich auch mit einer internationalen Komponente, die jemand wie Peter
Sellars abdeckt. Und wenn Sie, meine Damen und Herren von der FPÖ,
Schwierigkeiten mit Peter Sellars haben, verstehe ich das wohl, weil er
natürlich auch ein gesellschaftspolitisch kritischer Geist ist, weil er seine
Arbeit durchaus auch als eine gesellschaftspolitische Arbeit versteht, aber die
internationale Anerkennung, die internationale Nachfrage nach Peter Sellars und
auch die Erfolge bei den verschiedenen Festivals sollten Ihnen doch ein wenig
vor Augen führen, um welche Persönlichkeit es sich dabei handelt.
Wir haben – und ich kann nur einige wenige Bereiche
herausgreifen – beispielsweise auch im Laufe des Jahres, als wir gesehen haben,
dass es den Wiener Kabarettbühnen, jenen Bühnen also, die sehr viel zur Wiener
Kultur und zum Wiener Kunstleben der letzten 20 Jahre beigetragen haben,
plötzlich schlecht geht, dass sie massiv und dringend eine Unterstützung
brauchen, sehr rasch – sehr rasch! – eine, glaube ich, sehr gute Lösung
gefunden, die nicht einfach darin bestanden hat, dass man diese Bühnen
sozusagen mit Subventionen am Leben erhalten hat, denn dann hätte es ja zu
Recht sofort heißen können, man macht da jetzt die eigenen Kritiker mundtot mit
öffentlichen Geldern, sondern wir haben einen verantwortungsvollen Partner
gefunden, der mit einer Kooperation diesen Bühnen jetzt hilft, und wir haben
ein mittel- und langfristiges Investitionskonzept für diese Bühnen erstellt,
was die Sanierung und was die Investitionen anbelangt.
Es war uns – auch
nur ein Beispiel von vielen, weil so gesagt wird, die Wiener Sozialdemokratie
kümmert sich nur um die Event-Kultur – beispielsweise ein Anliegen – und auch
das ist schon jahrelang gesagt worden –, dem Klangforum, also dem Wiener
Orchester, das sich um zeitgenössische Musik bemüht und berühmt ist dafür,
einen adäquaten Probenraum zu bieten, aber darüber hinaus überhaupt eine
Heimstadt anzubieten. Auch das ist uns jetzt gelungen. Nach langen, langen
Verhandlungen mit dem Bund wurde auch eine Finanzierung abgesichert, die das
Klangforum für die nächsten Jahre jedenfalls außer Sorgen stellt.
Wir haben – auch das wurde erwähnt – nach Jahren der
Diskussion, dass man das endlich einmal machen sollte, einen Fonds für die
Kunst im öffentlichen Raum installiert, und zwar nicht nur einfach durch nette
kleine symbolische Gesten, wie das die Grünen
nun mal so tun (Zwischenrufe bei den
GRÜNEN.), sondern wir haben viel Geld auf die Reihe gebracht, um eine
strukturelle Veränderung herbeizuführen und tatsächlich für die Kunst im
öffentlichen Raum mit einer namhaften Jury etwas in dieser Stadt zu bewirken,
aber durchaus in der Tradition dessen, was die Stadt ja auch schon gemacht hat,
wenn man sich allein an das Stadtmobiliar und an andere Designinitiativen
erinnert.
Da auch der Wissenschaftsbereich angesprochen wurde,
sollte erwähnt werden, meine Damen und Herren, dass es meiner Meinung nach kaum
so intelligent eingesetzte Mittel, so kleinteilig eingesetzte Mittel, so
vernetzt eingesetzte Mittel gibt, wie jene im Bereich der Wissenschaft, neben
all dem, was wir im Übrigen auch sonst noch tun, um genau diese Schnittstellen
zwischen Wissenschaft, Kunst, Kultur, aber auch Wirtschaft zu ermöglichen über
den WWFF, über den WWTF, über ZIT und einige andere Initiativen mehr. Wir sind
auch dabei, die Creative Industries mit entsprechenden Fonds zu unterstützen
und auch damit etwas in dieser Stadt umzusetzen, worüber andere nur sprechen.
Meine Damen und Herren! Ich bedanke mich auch dafür,
dass es in diesem Kulturbericht, der heute vorliegt, gelungen ist, nicht nur
die Kulturaktivitäten, die Kunstaktivitäten, sondern auch die Wissenschaft und
die frauenrelevante Kultur darzustellen und auch entsprechend aufzulisten. Es
ist eine riesengroße Arbeit, für die ich mich auch herzlich bedanke, und ich
glaube, es ist ein ganz wichtiges, unentbehrliches Nachschlagewerk für alle,
die sich über die Wiener Kultur informieren wollen.
Ich meine, dass wir insgesamt
nicht nur einen tadellosen und wirklich herzeigbaren Rechnungsabschluss
präsentieren können, ich meine, wir können auch einen hervorragenden
Kunstbericht, also jenen Bericht über die Förderungen vorlegen. Die Kultur in
dieser Stadt lebt, sie
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