Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 105 von 121
anderes will, unabhängig von dem, was der Gesundheitsausschuss und die Stadträtin wollte und so weiter und so fort. Bitte, vielleicht ist er der bessere Gesundheitspolitiker, das werden wir ja sehen, aber bis jetzt haben wir außer Ankündigungen noch nichts gehört.
Wir haben auch zur Kenntnis nehmen müssen, dass der
Herr Bürgermeister Maßnahmen getroffen hat. Die erste Maßnahme war ja, dass er
gesagt hat, er ist ja schuld an allem. Geschehen ist aber weiter nichts.
Dann hat sich doch der Herr Bürgermeister hinreißen
lassen, die Direktion des KAV neu ausschreiben zu lassen. Und da muss man doch
das eine oder andere Wort zum KAV und auch zum Herrn Generaldirektor, zu dem
scheidenden Generaldirektor sagen. Und da möchte ich festhalten, dass der Herr
StR Rieder auch einmal gesagt hat, man soll nie über Leute sprechen, die nicht
die Möglichkeiten haben, sich selbst zu rechtfertigen oder etwas zu tun.
Ich will aber auch nichts Böses sagen, vielleicht in
Klammer doch das eine oder andere Böse. Man kann ja festhalten, dass es
sicherlich sehr schwierig war, den KAV mit seinen vielen Spitälern als
Privatunternehmen nach der Wiener Stadtverfassung durchzuführen und zu
organisieren. Wenn ich mir jetzt die Jahresberichte, die Zwischenberichte und
so weiter anhöre: Sie sind nicht so wie wir sie gefordert haben. Wir wollten
auch die Teilberichte von den einzelnen Spitälern haben, von den einzelnen
Unternehmungen, wie es weitergeht, was dort investiert wird und so weiter und
so fort. Aber die Umstellung von der einen Buchhaltung zur anderen, noch dazu
im Bereich, wie soll ich sagen, von Menschen, die sehr eigenwillig sind, ist
sicherlich sehr schwierig. Ich kann nur sagen, ich glaube, dass der
Generaldirektor, der scheidende Generaldirektor des KAV deshalb gescheitert
ist, weil er zu wenig Eigeninitiativen gebracht hat. Er hätte schon frühzeitig
sagen müssen, was wirklich mit dem KAV los ist, wo die Probleme sind. Er hat
sich vielleicht einlullen lassen vom Bürgermeister oder von anderen politischen
Kräften, die gesagt haben, es ist nicht so schlimm, er soll entsprechende
Berichte machen oder das so und so darstellen. Wenn er es zwischen den Zeilen
dargestellt hat, wie es um das Wiener Gesundheitswesen und um das Wiener
Spitalssystem wirklich steht, wurde es nicht zur Kenntnis genommen. Und der
Vorwurf, den ich ihm jetzt mache, ist dass er zu wenig laut hier gesagt hat,
was wirklich los ist. Es wurde auch schon der Frau StRin Pittermann
vorgeworfen, dass sie zu wenig laut gesagt hat, was los ist. Und es wäre
notwendig gewesen, denn wir stehen nunmehr vor der entsprechenden Katastrophe.
Damit möchte ich zurück zur Finanzierung, zurück zum
Rechnungsabschluss und wieder ein bisschen über Finanzen sprechen. Und da darf
ich eines feststellen: Wir haben immer schon festgehalten, dass es notwendig
ist, sich über die Finanzierung der Wiener Spitäler eingehend zu unterhalten
und auch Maßnahmen zu treffen. Das wurde immer abgeschmettert.
Und ich darf hier beginnen. Ich habe einen Brief
gefunden, den ich persönlich an den Herrn StR Dr Sepp Rieder am 14. April
1999 geschrieben habe, und ich kann es Ihnen nicht ersparen, dass ich ihn
vorlese:
"Zurückkommend auf das Gespräch im heutigen
Gesundheitsausschuss bezüglich Gesundheitspolitischer Kommission" – das
ist jene, die mir berichtet hat – "des Wiener Gemeinderates erlaube ich
mir nochmals, unser Anliegen vorzubringen, über die zukünftige Finanzierung des
Gesundheitssystems zu diskutieren. Wir ersuchen um einen Termin für Anfang Mai,
und wir ersuchen Sie, zu diesem Termin Herrn VBgm a.D. Hans Mayr als Experten
einzuladen, ebenso einen Vertreter der Krankenkassen." Alle sind gekommen,
leider Gottes hat der Herr StR Rieder das weggeschoben.
Ich darf auch weiter berichten, es ist 2001 heute
schon angesprochen worden: Es hat sich jemand anderer um die Finanzierung des
Gesundheitssystems gesorgt, nämlich unsere Frau Stadträtin mit dem berühmten
Brief: "Lieber Sepp! Unter Kenntnis solcher Vereinbarungen hätte ich das
Amt als Stadträtin nicht angenommen." Das waren die Vereinbarungen über
die Finanzierung des Wiener Krankenanstaltenverbundes, und die haben sich
seither nicht geändert, sondern sie sind nur schlechter geworden.
Und ich darf darauf hinweisen, wir haben 2001 einen
Beschlussantrag gestellt. Den möchte ich Ihnen auch nicht vorenthalten. Und
zwar ist es darum gegangen: "Der amtsführende Stadtrat für Finanzen,
Wirtschaft" und so weiter "wird ersucht, in den Folgejahren budgetär
für eine Erhöhung des Investitionskostenzuschusses an den KAV Vorsorge zu
treffen. Durch diese Erhöhung soll zumindest sichergestellt werden, dass der
Wirtschaftsplan des KAV ohne Jahresfehlbetrag erstellt werden kann."
Dieser Antrag wurde natürlich abgeschmettert.
Und dann geht es weiter. Wir haben zum
Rechnungsabschluss 2003 festgehalten: "Die Finanzierung des Wiener
Gesundheitssystems ist nicht mehr gesichert. Durch das geltende
Finanzierungsübereinkommen werden die Spitäler von der Stadt kaputtgespart. Der
KAV muss Rücklagen auflösen und lebt damit auf Kosten der Substanz. Der
Jahresabschluss 2002 des KAV zeigt, dass ohne rechtzeitige Gegenmaßnahmen die
Wiener Spitäler im Jahr 2004 konkursreif sind." Das wurde zur Kenntnis
genommen.
Und dann habe ich auch noch ein nettes Blatt vom
25. Mai 2003 vom Herrn Bürgermeister, und da schreibt er: "... was allerdings
feststellbar ist, ist dass eine solche Mangelsituation, das heißt ein
tatsächliches Finanzierungsproblem unseres Spitalswesens, in etwa vier Jahren
zu erwarten ist, wenn wir nicht rechtzeitig Maßnahmen setzen." Da hat er
auch wieder eine Arbeitsgruppe eingesetzt, von der kein Mensch weiß, was die
gemacht hat et cetera et cetera.
Und da darf ich Sie noch mit einer Feststellung vom
Herrn Bgm Häupl vertraut machen. Im März 2004 sagt er. "Entsprechende
Verstärkermittel aus den Rücklagen," – warum nennt er nicht die
Pflegemilliarde –, “die es im KAV selbst gibt, Zusatzmittel" und so weiter
und so fort.
Und das Ganze kumuliert. Wir
hatten ein interfraktionelles Gespräch, wo uns der Herr Vizedirektor oder
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