Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 107 von 121
unsere Wiener Politik eben von der Politik der Bundesregierung. Wir entwickeln hier gesundheitsspezifische Förderungsprogramme für alle Menschen, aber auch für spezifische Gruppen, wie zum Beispiel Frauengesundheitsförderung, die uns in Wien ein besonderes Anliegen ist und die schon längst zu einem Standard in Wien geworden ist.
Hier möchte ich auch einige Beispiele nur kurz
anführen, wie zum Beispiel das Brustkrebsfrüherkennungs-Programm, das eine
20-prozentige Steigerung der Untersuchungen herbeigeführt hat, aber auch eine
wesentliche Qualitätsverbesserung der Nachhaltigkeit in der Früherkennung bei
Brustkrebserkrankungen.
Ein sehr wichtiges Projekt in der
Frauengesundheitspolitik war auch die Förderung der Frauen in der
nachgeburtlichen Depression. Hier hat es vor allem betroffen die Frauen aus den
schwächeren sozialen Schichten. Hier wurde auch dementsprechend
Informationsmaterial zur Verfügung gestellt.
Damit alle Menschen in den Genuss dieser
Gesundheitsförderung kommen, wurden auch Spezialprogramme für Migrantinnen
entwickelt. Da wurde besonders geschaut, dass eventuelle Zugangsbarrieren
beseitigt werden und dass viele Informationen und Veranstaltungen auch
muttersprachlich abgehalten werden.
Genauso wurden spezifische Projekte für die
Vorbeugung und Verhinderung beziehungsweise Erkennung der Gewalt gegen Frauen
und Kinder durchgeführt. Hier haben wir auch, gemeinsam mit den Spitälern, der
MA 57 und der MAG ELF, Fortbildungen für das Personal in den Krankenhäusern
gemacht. Es gibt hier auch eine Anlaufstelle und erste Kontakte für die Opfer
der Gewalt.
Meine Damen und Herren! Und da sollen wir nicht so
tun, als wäre in Wien in der Gesundheitspolitik alles so schlecht. Es ist das
Gegenteil davon, vieles ist wirklich vorbildlich. Und wenn wir uns dann umhören
bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern verschiedener Kongresse, die in Wien
stattfinden, hören wir das ganz offen, dass sie uns sehr oft um diese
Strukturen beneiden und dass sie weit davon entfernt sind.
Und dafür, meine Damen und Herren, ist auch im Wesentlichen
die scheidende Stadträtin, Frau Dr Elisabeth Pittermann, in den letzten Jahren
verantwortlich gewesen. In diesem Rahmen möchte ich hier einen herzlichen Dank
aussprechen. (Beifall bei der SPÖ.) Viele dieser besonderen Initiativen
hat sie gestartet oder massiv gefördert.
Weiters haben wir in Wien auch ein besonderes
Augenmerk darauf hingerichtet, dass die Arbeit und Betreuung behinderter
Menschen weiter ausgebaut und entwickelt wird. Dafür haben wir voriges Jahr
diese ARGE Wohnfläche und die Initiative Arbeit und zusätzliche 67
beziehungsweise 84 Betreuungsplätze finanziert. Und diese Neueinrichtung
gewährleistet wirklich optimale Förderungsmöglichkeiten sowohl für die
mehrfachbehinderten Menschen als auch für die Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Verursacht durch die anhaltend schlechte Wirtschafts-
und Arbeitssituation kam es auch zu einem signifikanten Anstieg
anspruchsberechtigter Personen in der Sozialhilfe. Geldleistungen wurden im
Vorjahr an 70 333 Menschen ausbezahlt. Das ist eine Steigerung um mehr als
12 Prozent im Vorjahr. Die Ausgaben für die Hilfe zur Sicherung des
Lebensunterhalts betrugen fast 130 Millionen EUR, rund
20 Prozent mehr als im Vorjahr.
Viele andere Leistungen, die jetzt in die
Zuständigkeitskompetenz des Fonds Soziales Wien fallen, wie zum Beispiel
Drogenhilfe und Suchtprävention, wurden verstärkt und auf die Qualität und
Inanspruchnahme überprüft.
In der Unterstützung von wohnungslosen Personen haben
wir auch im vorigen Jahr durch Abbau von Großeinrichtungen eine wesentliche
Qualität in dieser Stadt geschaffen, indem wir diese Großeinrichtungen
zugesperrt haben und diesen Menschen moderne Wohnmöglichkeiten zur Verfügung
gestellt haben. Und das waren im Jahr 2003 3 622 Wohnplätze. (Beifall
bei der SPÖ.)
Meine Damen und Herren! Das sind Fakten, einerseits
erfreuliche, andererseits auch nüchterne Zahlen. Wer sie unvoreingenommen
liest, kann daraus erkennen, dass trotz aller monetären Beschränkungen, die uns
der Bund auferlegt, ein bedeutendes Wachstum der Versorgung erfolgte. Das ist
eine Leistung, über die wir uns gemeinsam mit den Menschen unserer Stadt freuen
können.
Wenn wir aber in den letzten Tagen gehört haben, was
der Finanzminister im Zusammenhang mit dem Finanzausgleich gesagt hat, dass er
Einsparungen in Milliardenhöhe treffen will, dass man den Ländern auf Grund
dieser Kürzungen nicht mehr die nötigen Geldmittel zur Verfügung stellt, dann
ist das meiner Meinung nach ein schlechter Weg und stellt unseren Weg in Wien
ziemlich in Gefahr. Dann ist das eine Sparpolitik, die auf dem Rücken der
Betroffenen passiert.
Wir, meine Damen und Herren, wollen diese Politik des
Kaputtsparens in Wien nicht. Denn Einsparungen in Milliardenhöhe kann man nicht
theoretisch diskutieren. Der Finanzminister kann nicht einfach eine abstrakte
Zahl nennen. Er soll ganz genau sagen, wo diese Einsparungspotentiale liegen.
Was meint er denn damit? Wo sollen wir denn sparen? Ist es die Sozialhilfe? Ist
es die Pflege? Oder die Gesundheitsversorgung? Wo sollen wir in diesem Bereich
einsparen? Bei den Strukturverbesserungen? Beim Personal? Bei den Gehältern?
Bei den Pensionen? Wo? Das soll er ganz genau sagen! Wo sind seine
Einsparungspotentiale? Er soll nicht über irgendwelche abstrakten Milliarden
reden!
Wien braucht in diesem Bereich nicht weniger, sondern
mehr Geld. Denn wir sind diejenigen, die für die Gesundheitsversorgung der
Menschen verantwortlich sind, und nicht der Bundesminister.
Wir, meine Damen und Herren, sehen
im Gegensatz zu dieser Bundesregierung in Wien einen kontinuierlichen Anstieg
des Budgetanteils, insbesondere für Strukturverbesserungen in vielen
Gesundheitsbereichen, aber vor allem bei den geriatrischen und
Langzeitpflegeeinrichtungen. Wir haben ständig Strukturverbesserungen
getroffen. Wir haben voriges Jahr das Geriatriezentrum
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