Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 108 von 121
Favoriten eröffnet mit 996 Betten. Wir haben auch Akutgeriatrie- und Rehabilitationsstationen ausgebaut. 20 Betten im Donauspital, 28 Betten im Sozialmedizinischen Zentrum Hietzing. Dazu zählen auch viele andere Arbeitsschwerpunkte in der Strukturreform, mit der wir die soziale Sicherheit in Wien, insbesondere der Pflege und Betreuung älterer Generationen, sicherstellen. Und hier möchte ich auch einige Beispiele anführen.
Es sind die mobilen Dienste, die über den Fonds
Soziales Wien organisiert und finanziert werden. Heimhilfen wie Hilfsdienste
bei der Reinigung und Versorgung. "Essen auf Rädern." Wenn Sie
meinen, das ist gar nichts, Frau Kollegin Korosec, kann ich Ihnen leider nicht
folgen.
Wir haben auch die vielen Gesundheits- und
Sozialzentren eingerichtet in 20 Bezirken, und die letzten drei Bezirke
sind in Planung. Wir haben das siebente Tageszentrum eröffnet, wo täglich mit
den privaten Einrichtungen 940 Menschen betreut werden.
Wir haben im Vorjahr auch viele Verbesserungen im
Pflegedienst, in den Geriatriezentren des Krankenanstaltenverbundes getroffen,
wie die Geriatriezulage für die Mitarbeiter. Dann ehrenamtliche Mitarbeiter.
Ganzjährige Stationsschwestern-Vertretung. Abbau von 8- und 7-Bett-Zimmern in
den Geriatriezentren. Verbesserung der Pflegepersonalkennzahl. Umbau im
Geriatriezentrum Am Wienerwald, des gesamten Pavillons IV. Eröffnung der
renovierten Station für langzeitbeatmete Patienten. Im Geriatriezentrum
Klosterneuburg Umbau einer weiteren Langzeitstation. Im Geriatriezentrum
Baumgarten wurde der Pavillon VI gesperrt, er wird generalsaniert, ebenso
einige Stationen im Pavillon II. Dann haben wir weiters eine
Ausbildungsoffensive für 100 Abteilungshelferinnen gestartet, die
demnächst zur Pflegehilfe ausgebildet werden. Es wurden auch viele
qualitätssichernde Maßnahmen getroffen und ausgebaut.
Aber das letzte Jahr war in der Öffentlichkeit nicht
von diesen kontinuierlichen und steigenden Ausgaben geprägt. Dominiert war es
vor allem nur durch spektakuläre Schlagzeilen über den Bereich Altenpflege. Ich
habe nicht vor, diese abgehaltenen Debatten zu wiederholen, sondern ich möchte
dazu einfach nur aus meinem Berufsalltag etwas erzählen, als jemand, der schon
seit 32 Jahren ununterbrochen in diesem Beruf arbeitet.
Ich möchte betonen, dass das letzte Jahr nicht nur
für mich persönlich, sondern für viele meiner KollegInnen eines der
schwierigsten Jahre im Berufsleben war. Nicht deshalb, weil wir viele
politische Debatten geführt haben, nicht deshalb, weil die Untersuchungskommission
war, sondern was mich wirklich betroffen gemacht hat, waren die vielen, vielen
Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort auf den Stationen und auch
anderen Einrichtungen.
Über diese Pfleger und Schwestern ist plötzlich eine
mediale und parteipolitische Lawine von Vorwürfen hereingebrochen. Das hat auf
der einen Seite die Pflegebeziehungen zu ihren Patienten belastet, aber auf der
anderen Seite hat das das Vertrauen der Angehörigen erschüttert. Es war für sie
schwierig, die Antworten auf das alles zu finden. Womit begegnen sie diesen
Vorwürfen? Womit kann man sich als Schwester oder Pfleger wehren oder wieder
motivieren? Womit erhält man das eigene Selbstwertgefühl in so einer Situation
und den Glauben an das Gute, an den eigenen Beruf?
Es war überhaupt nicht schwierig, mit ihnen über
fachliche Fragen zu reden. Sie wussten schon, wie möglicherweise die Fehler
passieren und wie sie zu vermeiden sind. Aber viel schwerer war, dem
entgegenzutreten, all diesen pauschalierten Vorwürfen, die sie sich in ihrem
Alltag aussetzen haben müssen. Und es arbeiten dort 14 000 Menschen, die
jeden Tag wirklich eine belastende schwere körperliche und emotionale Arbeit
leisten und beim Heimfahren, auch nach dem Nachtdienst, über viele Vorfälle in
den Zeitungen lesen müssen, als wären sie zu nichts anderem in der Lage, als
all diese Fehler zu machen und sie nicht zu vermeiden. Wissen Sie, den
Pflegeberuf ergreift niemand, weil er dort viel Geld verdienen will, nicht
einmal, weil man es hier besonders schön in der Arbeitswelt hat; den ergreift
man, weil man motiviert ist, weil man an das Positive glaubt, dass man einen
Tag nach dem anderen durch professionelle Arbeit den kranken Menschen in ihren
Lebenskrisen oder sogar am Ende ihres Lebens zur Seite stehen kann. Und ein
Teil des Lohnes ist die Wertschätzung der anvertrauten Patienten und der Dank
der Öffentlichkeit. Wenn alles ins Gegenteil umschlägt, überlegen sich dann die
Besten, ob sie noch in diesem Beruf oder in diesen Institutionen bleiben, beziehungsweise
die Jungen, ob sie diesen Beruf ergreifen wollen. Und ich habe Geschichten
gehört, wo sie mir erzählt haben, dass sie eine Straßenbahnstation vor ihrer
Arbeitsstätte ausgestiegen sind, damit sie sich nicht diesen dummen Fragen oder
Vorwürfen von den Mitfahrenden aussetzen müssen.
Glauben Sie nicht auch, dass es dann in solchen
Situationen besonders schwierig ist, Tag für Tag und Stunde für Stunde an die
Grenzen der eigenen Leistungen zu gehen und die Bereitschaft dafür
aufzubringen?
Natürlich war auch der Personalmangel ein ständiges
Thema. Neben vielen Maßnahmen, die schon gesetzt wurden, um den Ist-Stand an
Pflegepersonal zu erhöhen, haben wir aber auch in den Kontrollamtsberichten
gelesen, dass diese Problematik nicht nur eine Wiener Problematik ist, sondern
dass es eine Problematik in anderen europäischen Städten genauso ist und dass
die Personalbedarfsberechnungen im Wiener Krankenanstaltenverbund im
internationalen Vergleich gar nicht so schlecht waren.
Zum Schluss möchte ich noch, meine Damen und Herren,
die Gelegenheit wahrnehmen, mich im Namen vieler Kolleginnen und Kollegen bei
der Frau StRin Elisabeth Pittermann zu bedanken. Ich danke für Ihr Engagement,
für viele gute Initiativen, wo Sie Ihr hohes Fachwissen immer eingebracht
haben, um die Altersversorgung der Wienerinnen und Wiener zu sichern. Man hat
das von der Opposition leider nicht immer geschätzt.
Ihrer designierten Nachfolgerin,
Frau StRin Mag Renate Brauner, wünsche ich ebenfalls im Namen vieler, vieler
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Wiener
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